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Von
FRIEDRICH HEILER
D.theol. Dr.phil., ao. Professor der vergleichenden
Religionsgcsdiidite an der Universität Marburg
3^8
Max Schilling
2005635
„Many are the advantages to be derived from a careful study of other
religions, but the greatest of all is that it teaches us to appreciate more
truly what we possess in our own. When do we feel the blessings of our
own country more warmly and truly than when we return from abroad ?
It is the same with regard to religion. Ijet us see what other nations have
had and still have in the place of religion; let us examine the prayers,
the worship, the theology even of the most highly civilised races — the
Greeks, the Romans, the Hindus, the Persians — and we shall then
understand more thoroughly what blessings are vouchsafed to us in
being allowed to breathe from the first breath of life the pure air of a
land of Christian light and knowledge. We are too apt to take the grea-
test blessings as matters of course, and even religion f orms no exception.
We have done so üttle to gain our own religion, we have suff ered so Uttle
in the cause of truth, that however highly we prize our own Christianity,
we never prize it highly enough until we have compared it with the reli-
gions of the rest of the world."
1. Einleitung 1
vijjä) 30
9. Die wunderbaren Geisteserkenntnisse und -kräfte (abhinna,
iddhi) 33
10. Nirväna 36
11. Buddhistische Versenkung und Yoga 43
12. Buddhistische Versenkung und mystisches Gebet . . . . 51
13. Das Gebet im M
ahäyäna-Buddhismus 58
14. Buddha, der Meister der Versenkmig — Jesus der Meister des
Gebets 61
Anmerkungen . 68
Verzeichnis der fremdsprachlichen Termini mit Übersetzung . . 92
.Personenverzeichnis 98
Sachverzeichnis 99
Einleitung.
,Ex Oriente lux Dieser verheißungsvolle Ruf kennzeichnet die reli-
!
'
giöse Lage der ausgehenden Antike. Irre geworden an den religiösen Tra-
ditionen der Heimat, unbefriedigt von der altehrwürdigen Gottesver-
ehrung der Väter, griff die griechisch-römische Welt gierig nach den ge-
heimnisvollen Kulten des Ostens. Isis und Osiris, Kybele und Attis, Mi-
thras und Atargatis hielten ihren Einzug in den Städten des Imperiums.
Ägyptische und kleinasiatische Mysterienriten, syrische und persische Ge-
heimhturgien, chaldäische Stern Weisheit und manichäische Askese, jüdi-
sche Eingottverehrung und Gesetzestreue fanden Anhängerscharen im
römischen Weltreich. Sehnsüchtig harrte das müde Auge der leuchtenden
Sonne, die im Osten aufging. Und sie ging auf imd leuchtete mit hellen
Strahlen hinein in die Dämmerung einer sterbenden Kultur — sol invictus,
die unbesiegbare Sonne. Doch nicht Mithras, der diesen stolzen Namen
trug, war ,das Licht vom Osten', sondern Christus. „Christus vincit,
Christum regnat, Christus imperat,"' so erscholl der Jubelruf seiner Beken-
ner, als vor seinem Glänze alle andern Götterbilder verblichen.
Jahrhunderte hindurch strahlte diese Sonne leuchtend und wärmend
am Himmel des abendländischen Geisteslebens. Aber muß nicht auch sie
einmal untergehen ? Ist sie nicht schon untergegangen für die Herzen von
Tausenden ? Und warten nicht viele auf einen neuen Sonnenaufgang im
Osten ? Unsere Zeit gleicht in verblüffender Weise der ausgehenden An-
tike, gerade in religiöser Hinsicht. Ein riesenhafter Zersetzungsprozeß hat
die alten christUchen Kirchen ergriffen, und dennoch hat der Zweifel an
der Wahrheit der christlichen Überlieferung die religiöse Sehnsucht nicht
matter gemacht, sondern brennender und leidenschaftlicher. Man schaut
aus nach einem Neuen, Andern, nach ,, Religion von ferne her".,Wiedenmi
ertönt der hoffnungsfrohe Ruf Ex Oriente lux Birgt nicht das alte Wun-
: !
schwänglichen Preise dieses heiligen Buches. „Wie wird der, dem durch
fleißiges Lesen das persische Latein dieses unvergleichUchen Buches ge-
läufig geworden, von jenem Geist im Innersten ergriffen ! O wie wird
. . .
hier der Geist rein gewaschen von allem früh eingeimpften jüdischen Aber-
glauben und aller diesem fröhnenden Philosophie Es ist die belohnendste
!
und erhebendste Lektüre, die (den Urtext ausgenommen) auf der Welt
möglich ist sie ist der Trost meines Lebens gewesen und wird der meines
;
Sterbens sein^."
Was für Schopenhauer die Upanishaden waren, das wurde für Wilhelm
von Humboldt die Bhagavadgitä, jenes innige mystisch-asketische Er-
bauungsbuch, das in der indischen Frömmigkeitswelt dieselbe hohe Be-
deutung und weite Verbreitung hat wie die ,Imitatio Christi'' in der Chri-
stenheit. Er sieht in ihm „das Tiefste und Erhabenste, das die Welt auf-
zuweisen hat". Sein Herz ist erfüllt von ,, ständigem Dank gegen das Ge-
schick, das ihn hat erleben lassen, dieses Werk noch kennen zu lernen"*.
Upanishaden und Bhagavadgitä haben manchen suchenden Geistern
des Abendlandes den Weg zum Heil und Frieden gewiesen manchen ein-;
samen Herzen sind sie eine Quelle tiefer Andacht und Erbauung gewor-
den. Doch eine ungleich tiefere Wirkung auf das abendländische Geistes-
leben ging von der großen Heilslehre des Buddha aus. Schon Richard
Wagner hat ihn als ,den Weisesten' gepriesen und seine Lehre als eine ,Welt-
ansicht' gerühmt, ,, gegen die wohl jedes andere Dogma kleinhch und bor-
niert erscheinen muß"^. Noch in den letzten Tagen seines Lebens beschäf-
tigte ihn die geheimnisvolle Gestalt dieses indischen Genius^. Wie für
Schopenhauer die Mystik der Upanishaden ko wurde für ihn die Erlösungs-
,
weisheit des Buddha zum Trost in der Sterbestunde. Aber es sind heute
nichtnur einzelne Einsame, die in Gotama Siddhartha den Heiland schauen,
sondern ganze Gemeinden haben sich im Abendlande um seine Persön-
lichkeit geschart, und die Zahl derer, die ihn als den Überwinder und Be-
freier grüßen, ist in stetem Wachsen. Gewiß ist die Sympathie für den
Buddhismus zum Teil bloße Modesache; wie Theosophie imd Gnosis, Ok-
kultismus und Spiritismus, so übt auch der Buddhismus auf haltlose, an-
gekränkelte Geister einen prickelnden Reiz aus. Der Salonbuddhismus'
,
Toleranz. Buddha hat nicht das entzweiende Schwert, sondern den Frie-
den gebracht; niemals sind in seinem Namen Scheiterhaufen errichtet,
niemals Andersdenkende vergewaltigt worden. Endhch ist der Buddhis-
mus eine völlig geistige, von jeder sakramentalen Dinglichkeit freie Er-
lösungsreligion, deren innerster Kern eine sublime Mystik von wunder-
samer Zartheit bildet. Sollte nicht diese Heilslehre, die so viele unbestreit-
bare Vorzüge besitzt, zur Religion aller derer werden, die mit ganzer
Seele nach Heil, Erlösung und Seligkeit verlangen, aber in den über-
lieferten Formen des Christen timis sie nicht finden können ?
Die christliche Theologie hat die Anziehungskraft erkannt, die der Bud-
dhismus auf die abendländischen Geister ausübt und künftig in noch wei-
terem Umfang ausüben wird. Sie fühlt, daß ihr in ihm ein gefährlicher
;
4 1. Einleitung
Gegner erwachsen ist; aber sie glaubt sich seiner entledigen zu können,
indem sie ihn des .Atheismus' und .Nihilismus' bezichtigt und ihn aus
dem Heiligtum der Religion hinausweist. Die charakteristischen äußeren
Merkmale der Religion der Glaube an höhere, das Schicksal des Men-
:
schen bestimmende Wesen, der Umgang mit ihnen in Kult, Opfer und
Gebet, fehlen ja dem Buddhismus vollständig. So besitzt denn die christ-
liche Apologetik eine sichere Handhabe, den Buddhismus aus dem Um-
kreis des Religiösen in das Gebiet des Philosophischen und Moralischen
abzuschieben. Der Jesuit Joseph Dahlmann hat zuerst den irreligiösen
Charakter des Buddhismus ausführlich zu erweisen gesucht, indem er
seinem ,Nihilismus die religiöse Heilsweisheit der Upanishaden gegenüber-
'
daß die Heiligkeitsidee das Kriterium der wirklichen Religion sei. Diese
Einsicht läßt den Buddhismus in neuem Lichte erscheinen und räumt mit
einem Schlage alle herkömmUchen Vorurteile weg.
„So wichtig auch der Gottesglaube nebst der Gott es Verehrung ist, so gibt es doch
ein noch bedeutungsvolleres Kriterium für das Wesen der Reügion, nämlich den
Unterschied zwischen ,heiüg' und ,profan' ... Es kann wirkhche Frömmigkeit geben
ohne einen ausgebildeten Gottesglauben \md Kult. Aber es gibt keine Frömmigkeit
ohne die Vorstellvmg vom HeiUgen .Der mangelnde Blick für die Heiligkeitsidee
. .
ist inder Religionswissenschaft nicht ohne schlimme Folgen gebheben. Man trennt
von der Rehgion Erscheinungen, die für das unvoreingenommene Gefühl zu ihr ge-
hören, und zwar sowohl im primitiven Stadium als in den höheren Formen der
Religion." „Der Buddhismus ist das klassische Beispiel. Ist er eine Rehgion ? Diese
abgedroschene Schulfrage kam dadurch auf, daß man auf den Atheismus des Sid-
dhartha starrte . .und daß man das Empfinden für die unverkennbare Rehgion
.
verlor, die in den Dialogen und Vorschriften des Meisters zutage tritt. Daß er in den
Wüsten des Lebens Oasen entdeckt hat, die sich von dem Elend und den Schmerzen
des Daseins scheiden, wie das Heihge mit seinem reichen Inhalt von dem Profanen
absticht.Zu den drei Zufluchten wies der Meister den, der nach Erlösung verlangte,
und hinter des Daseins unglücksehger Kette von Ursache und Folgen liegt der ewige
Frieden des Nirväna^^"
2. Dieselbe These, die Söderblom auf breiter rehgionsgeschichtlicher
Basis begründet, verficht Rudolf tto in seinem klassischen Werke ,Das
Heilige' mit den Mitteln feinster psychologischer Analyse. Das religiöse
Grund- und Urgefühl ist samt seinem gegenständÜchen Korrelat mit
meisterhafter Sicherheit herausgearbeitet. Der einseitig personahstische
Religionsbegriff, der die tiefste Ursache für die Verkennung des Religiösen
im Buddhismus bildet, wird entwurzelt. Die einzelnen Momente des ,Hei-
ligen', das des ,Nwninosum' ^Fascinosum'' und ^mysterium tremendum''
,
Jesuit Dahlmann, der den Buddhismus nicht tief genug herabsetzen kann,
findet Worte der Anerkennung und des Preises für den religiösen Idealis-
mus der Atman-Brahman-Ijehre. Die sorgsame Herausstellung der engen
Beziehung, die zwischen den Grundgedanken der buddhistischen Heils-
wahrheiten und den zentralen Ideen der brahmanischen Mystik besteht,
ist also ein weiterer unwiderleghcher Beweis dafür, daß der Buddhismus
wirkhche, volle Rehgion ist.
4. Noch schärfer als Oldenberg und alle anderen Indologen hat Her-
mann B e c k h die religiöse Eigenart des Buddhismus herausgestellt. Seine
6 1. Einleitung
beiden Bändchen über Buddha und seine Lehre (1916, 2. Aufl. 1920) sind
(trotz einer gewissen Abhängigkeit von den verdienstvollen Untersuchun-
gen R. 0. Frankes^') die verständnistiefste Darstellung des Buddhis-
mus durch einen abendländischen Religionsforscher, Beckh hat (im An-
schluß an den genannten Forscher) den mystischen Heilspfad, den Bud-
dha lehrte, in seinem Stufengang aufgezeigt; er hat das mystische Innen-
leben der Buddhajünger, Meditation, Kontemplation und Gnosis, hell be-
leuchtet; er hat das hohe Heilsziel des Nirväna als unaussprechliches
rehgiöses Geheimnis gewürdigt; er hat schHeßUch die Spiegelung dieser
zarten Mystik in der farbenreichen Buddhalegende erfaßt. Seine vertiefte
Erkenntnis der Persönlichkeit und Lehre des Buddha drängt ihn von selbst
dazu, den religiösen Charakter des Buddhismus scharf hervorzuheben.
,, Buddha war kein Philosoph, sondern der Lehrer eines Pfades . .Selten ist
.
übersinnlichen Erkenntnis und zum »heiligen Leben' zeigt der Buddhismus deut-
lich den Charakter und die Stimmung einer ReUgion, jedes Wort des Buddha ist
von dieser religiösen Stimmung, diesem rehgiösen Hauche durchweht. Es handelt
sich also darum, nicht mit einem vorgefaßten Begriffe von »Religion' an den Bud-
dhismus heranzutreten, sondern bei der Bildung des Begriffes »Religion' den Bud-
dhismus mit zu berücksichtigen^^."
5. Während Beckhdie buddhistische ErlösungsreHgion und Mystik für
sich behandelt, ohne Ausblick auf außerbuddhistische Parallelen, hat
der Verfasser in seinem Aufsatz ,,Die buddhistischen Versenkungs-
stufen "^^ die überraschenden Ähnlichkeiten aufgedeckt, die zwischen der
stufenförmigen buddhistischen Meditation und Kontemplation und dem
gleichfalls gestaffelten ,inneren Gebet' der christhchen Mystiker bestehen.
Diese bis in die unscheinbarsten Einzelheiten festgestellte Übereinstim-
mung buddhistischer und christhcher Mystik bildet einen unwiderleg-
lichen Beweis dafür, daß der Buddhismus echte und reine Hochfrömmig-
keit ist und darum einen Ehrenplatz in der Geschichte der Religion verdient.
So schließt sich der Ring^o. Sowohl die philologisch-historische Einzel-
untersuchung wie die umfassende Rehgionsvergleichung und tiefschür-
fende Religionspsychologie sind zu einer und derselben Beurteilung des
Buddhismus gelangt. Daß der buddhistische Heilspfad Rehgion im Voll-
sinne des Wortes ist, nicht bloße Halbreligion oder kümmerlicher Reli-
gionsersatz, kann nach den religionswissenschafthchen Erkenntnissen
nicht mehr bestritten werden. Die kirchliche Apologetik, die durch den
Parallehsmus außerchristhcher und christhcher Mystik sich unangenehm
berührt fühlt, sträubt sich zwar lebhaft gegen solche Einsichten. Aber
immer mehr bricht sich die schon in der Apostelgeschichte ausgesprochene
Wahrheit Bahn, daß jauch über die Heiden die Gabe des Heiligen Geistes
,
ausgegossen ist" (xai iirl xa. ed^vrj i) dcoQsä tov äyiov jivevfiazos ^xxixvTai
Ap.G. IO45). Buddha war kein grübebider Metaphysiker und nüchterner
Morallehrer, sondern ein religiöser Genius, der etwas vom letzten Ge-
heimnis der götthchen Wirklichkeit erschaute, der keine andere Sehn-
sucht kannte, als daß alle Menschen in dieser götthchen Wirklichkeit
Friede und Seligkeit, Heil und Erlösung erlangten.
2. Der Buddhismus als mystische ErlösungsreUgion
aber es ist doch religiös im reinsten Sinne des Wortes, ein Sichlösen vom
Vergänglichen und ein Emporsteigen zum Unvergänghchen, die Abkehr
von der sinnlichen Welt und die Erhebimg in eine übersinnliche Sphäre,
der Aufstieg der Seele zum ,höchsten Gut'. In diesem Sinne ist auch der
Buddhismus Rehgion, mystische Erlösungsreligion wie die 2^ao-Lehre
Laotses, wie die Atman-Mjstik der Upanishaden, wie der Neupia tonis-
mus der sterbenden Antike, wie der Sufismus im Islam und wie die christ-
liche Mystik aller Jahrhunderte.
Das Beten und Bitten um Leben und Glück, wie es uns in der Volks-
frömmigkeit aller Länder und Zeiten begegnet, ist der Mystik fremd. Wo
sie ein wirkliches Beten kennt, da betrachtet sie dieses nur als Vorstufe
des höheren mystischen Gebets, des stillen Meditierens und Kontemplie-
rens, des schweigenden Betrachtens und Versunkenseins. Dieses mystische
Beten ist kein schhchtes Sichausschütten', keine Aussprache, kein Gebets-
,
verrückt und ungestört weilt, in dem sie einsinkt und untergeht in der
götthchen Unendlichkeit. Die Mystikernennen dieses ihr Gebet, das nichts
zu tun hat mit gesprochenen Worten und geschriebenen Formeln, das
,innere', ,inwendige' Gebet, das ,wortlose Gebet des Herzens', die oratio
mentalis, tiqüosv/J] nvEVfiaTiy.rj, voeqü, yaQÖiaxrj^^. Eine solche ,oratio men-
talis' kennt auch der Buddhismus denn die ,Versenkung' {samddhi, jhäna)
;
für andere ReUgionen das Gebet ist, das ist für den Buddhismus die An-
dacht der Versenkung^i." Und Hermann Beckh, einer der feinfühhgsten
abendländischen Interpreten des Buddhismus, urteilt: ,,Man kann das
Wesen des Buddhismus als einer Religion und zugleich seinen Unter-
schied von anderen Religionen auf keinem anderen Wege richtiger er-
fassen, als wenn man auf diese Bedeutung der Meditation hinweist imd
sie vergleicht mit der Rolle, die in anderen Rehgionen das Gebet spielt.
Wie für andere Religionen das Gebet den Nerv des religiösen Lebens bil-
det, so ist für den Buddhisten dieser Nerv des religiösen Lebens die Medi-
tation, die meditative Versenkung in das Geistige, Übersinnliche, in das-
jenige, was dem modernen abendländischen Empfinden zimächst als ein
Nichts erschein t^^" jyxan hat das Christentum als ,die Rehgion des Ge-
bets' bezeichnet (s. Das Gebet ^ 235); den Buddhismus kann man als
,die Rehgion der Versenkung' charakterisieren. Das Wort des genialen
enghschen Baptistenpredigers Bunyan: ,,Du bist kein Christ, wenn du
kein Beter bist^^," kann man im Hinblick auf den Buddliismus varüeren
3. Die Stufen des, Heilpfades 9
,,Du bist kein Buddhist, wenn du nicht in der Versenkimg heimisch bist."
Es gibt heute nicht wenige Gebildete, welche schwärmerische Sympathie
für den Buddhismus hegen oder die gar in ihm die Idealreligion, Europas
Zukunftsreligion, erblicken, weil sie von ihm die Lösung aller Welträtsel
und aller Kulturprobleme erhoffen. Aber wenige von den modernen Bud-
dhaverehrern sind sich darüber klar, welch gewaltige ethisch-religiöse For-
derungen Buddha an seine Jünger stellt. Buddhismus ist nicht, wie viele
Abendländer glaubrai, herber Weltschmerz, wehmütiges Mitleid gegen alle
Wesen und schmachtende Nirvänasehnsucht, sondern ein angespanntes
Ringen nach dem Heil, nach der reinen Leidenschaftslosigkeit und der
befreienden Erkenntnis, ein Ringen in imermüdlicher Selbstzucht rnid
Selbstertötung, in angestrengter Meditation und Versenkung. Der, wel-
cher ernstUch nach der Erlösung verlangt, muß entschlossen den aske-
tisch-mystischen Heilsweg betreten, ,,aus der Häuslichkeit in die Haus-
losigkeit" wandern, wie ein oft gebrauchtes buddhistisches Wort lautet;
er muß die Brücken mit der Welt mit derselben radikalen Rücksichts-
losigkeit abbrechen, mit der ein Antonius in die ägyptische Wüste eilte
imd Anachoret wurde, und mit der im Mittelalter zahlreiche geistig hoch-
stehende Männer und Frauen hinter Klostermauern sich zurückzogen, um
ihr ganzes Leben der Buße und Pflege der Innerlichkeit zu weihen. Und
wie die abendländischen Mystiker ein stetes Gebetsleben lebten und" das
,Gebet ohne Unterlaß' zu verwirklichen suchten^*, so muß der Nachfolger
Buddhas sich ganz der Versenkung widmen. ,, Buddhas Jünger sind allzeit
wachsam, und Tag imd Nacht erfreut sich ihr Gemüt an der Meditation,"
heißt es in der alten Verssammlung des Dhammapada (301). Die abend-
ländische Askese und Mystik bringt uns der fremdartigen Gedanken- und
Stimmungswelt des Buddhismus viel näher als die pessimistische Philo-
sophie Schopenhauers und E. v. Hartmanns. Die Vertrautheit mit dem Be-
trachtungs- und Gebetsleben der christlichen Mystiker ermöglicht uns Kin-
dern des Abendlandes und der Neuzeit das Verständnis der uns zunächst so
seltsam anmutenden Versenkungspraxis der buddhistischen Bettelmönche.
die christlichen Mystiker, wenn sie den Heilspfad als ,via purgativa'', ,via
illuminativa\ ,via unitiva'' staffeln^^. Buddha verkündete in der Predigt
von Benares den ,achtfachen vornehmen Weg': „rechter Glaube, rechtes
Sichentschließen, rechtes Wort, rechte Tat, rechtes Leben, rechtes Stre-
ben, rechtes Gedenken, rechtes Sichversenken". Diese achtgliederige For-
mel ist jedoch nur eine unvollständige und ungenaue populär-poetische
Fassung des buddhistischen Heilspfades Das eigentliche Heilspfadschema
.
die Schonung der Lebewesen und die Freiheit von Haß, asteya, das
jNichtstehlen', die Achtung fremden Eigentums und das Nichtbegehren
nach fremdem Gut, brahma-cariya, der heilige', d. h. zölibatäre Wandel
,
rauschender Getränke und der Verzicht auf Vergnügungen aller Art, auf
Luxus, BequemUchkeit und Besitz. Zu der Haltung der brahmanischen
Lebensregeln in Gedanken, Worten und Werken tritt hinzu die straffste
,Zügelung der Sinne' {indriya-samvara)'^^ die Sinnesempfindungen, welche
;
immer wieder die ungestüme Begierde nach den Dingen der Außenwelt
aufsteigeii lassen, müssen der schärfsten Kontrolle unterworfen werden;
der heilsbefhssene Mönch ,bewacht die Pforten der Sinnesorgane' {indri-
yesu guttadväro hoti"^^), ein treffendes Bild, das uns in ähnlicher Form auch
bei abendländischen Mystikern begegnet. Die ganze Willensenergie muß
nach innen konzentriert werden, in ,vollem Bewußtsein' {sati-sampajanna)
schaut der Erlösungshungrige nach dem HeilszieP^. Von besonderer Wich-
tigkeit für das geistliche Leben ist schließHch die Beseitigung der ,fünf
Hindemisse' {panca nivarane*^) WeltUebe, Böswilligkeit und Schaden-
:
sonderer Vorhebe auf das geistliche Leben angewendet wird. Das fran-
zösische Wort ,recueillemenf wird von der Mystik des 16. und 17. Jahr-
himderts fast genau in demselben Sinne gebraucht wie der buddhistische
Terminus samddhi. Die Versenkung vollendet den psychologischen Pro-
zeß, den die Askese eingeleitet, den Prozeß des ,Entwerdens', des anu-
pvhba-nirodha'^^, der sukzessiven Selbstvernichtung. Hatte sila die groben
Affekte und Triebe gedämpft, so soll samddhi, die peinliche Innenkonzen-
tration, die feineren seelischen Regungen, die zarten Gefühle und weichen
Stimmungen, die farbigen Phantasievorstellungen und schüchternen Wil-
lenstendenzen allmählich beseitigen und damit auch die im Unterbewußt-
sein schlummernden Bildekräfte', die sahkhdra (Sanskrit samskdra), die
,
seine Ursache, die Zerstörung dieser Ursache, den Weg, der zu ihrer Zer-
störung führt. Das heilige Wissen, das Erkennen des vielverschlimgenen
Ursachenzusammenhanges und seiner Aufhebung, ist die erlösende Macht
wer es erlangt hat, der ist für immer befreit vom leidvollen Kreislauf der
12 4. Die Vorbereitung zur Versenkung
Greburten, er geht ein in die selige Ruhe des Nirväna, er hat die End-
station des großen Heils weges erreicht, vimutti, die Befreiung, Erlösung.
So ist die Versenkung nur eine Sprosse der Heilsskala, eine Etappe des
Erlösungsweges. Sie ist ebenso wie die sittliche Zucht, die ihr vorausgeht,
nur ein Vorläufiges, Vorbereitendes, nicht ein Endgültiges. Auch die
^oratio mentalis'' der abendländischen Mystik stellt nur eine Vorstufe der
mystischen Einigung dar. Proclus, der neuplatonische Gebetstheoretiker,
sagt: ,,Das ist das eigentliche Ziel des Gebets, daß es die Vereinigung mit
dem Ruhepunkte herstelle, alles, was aus der götthchen Einheit entsprun-
gen ist, wieder in das Eine hineinsetze^"." Die Versenkung ist also wie das
inwendige Gebet des Mystikers ein unentbehrliches Glied in dem fest-
gefügten Aufbau des Heilswirkens, in dem ein Glied das andere trägt und
hält. Nach der Überlief erimg hat noch der sterbende Buddha diesen inne-
ren Zusammenhang der Heilsstufen seinen Jüngern wiederholt einge-
schärft: ,, Segensreich und fruchtbar ist die Versenkung, wenn sie auf der
rechten Zucht beruht, segensreich und fruchtbar ist die Erkenntnis,
wenn sie auf der rechten Versenkung beriiht, mid von solcher Er-
kenntnis ; durchdrungen, wird die Seele frei von allem Wahn der
Weltenlust, des Weltenseins imd der Unwissenheit^^."
Bedeutung zu sie hat nur den einen Zweck, die Körperbewegungen auf-
;
schieht vielmehr durch die geistige Kontrolle imd Beherrschung des Atems
14 5. Die vier Stufen des jhäna
geradezu die ,besonnene Beachtung des Ein- und Ausatm ens' (dndpäna-
sati oder dnä'päna-sati-sarnädhi^^). ,,Der Mönch", so lautet die oft wieder-
kehrende Formel der Lehrschriften, ,, atmet bewußt ein, er atmet bewußt
aus wenn er lang einatmet, erkennt er ich atme lang ein wenn er lang
; : ;
ausatmet, erkennt er ich atme lang aus wenn er kurz einatmet, erkennt
: ;
er: ich atme kurz ein, wenn er kurz ausatmet, erkennt er: ich atme kurz
aus^^." So begleitet der sich zur Meditation vorbereitende Asket einen
jeden Atemzug, er sei nun oberflächlich oder tief, mit vollbewußter Acht-
samkeit. Es handelt sich also nicht um
die künstliche Atemunter-
drückung, sondern um die Erhebung der Atemtätigkeit in die Sphäre des
klaren Bewußtseins. (Die scheinbar völKge Aufhebung des Atems erfolgt
von selbst auf einer höheren Stufe der Versenkung^',) Buddha hat, der
Tradition zufolge, diese Art der Atemregulierung als ,treffliche und freu-
denreiche' gepriesen. Seine Jünger wies er an, auf die Frage, wie er die
Regenzeit zugebracht habe, zu antworten ,, Versenkt in die bewußte Be-
:
achtung des Ein- und Ausatm ens, pflegte der Erhabene während der
Regenzeit zu verweilen ^^."
erst in Europa eine Abhandlung über die buddhistische VerserLkung schrieb, zer-
brach sich schon den Kopf darüber, ob er jhäna mit »Meditation' oder »Kontempla-
tion' übersetzen solle, vmd entschied sich für ^Kontemplation' 'S worin ihm Fou-
caux"^ und Senart" folgten. T. W. Rhys Davids faßt es als ,rapture''*, als ein Fort-
gerissen-, Entrückt-, Entzücktwerden; seine gelehrte Gattin Caroline umschreibt
es ährJich als ,rapt meditation', ,rapt contemplation', ,rapt musing', als ,rapt,
absorbed, concentrated musing' ' ° Edmund Hardy übei»setzt es mit »Verzückung' *
; '
fehlen sie den psychologischen Charakter des jhdna. Dhyäna^^ (von dhyä,
,denken', ,sinnen') bedeutet ursprünglich nichts anderes als das religiöse
Nachdenken, Sinnen, die Andacht' letzterer Ausdruck verdient den Vor-
, ;
werden viel verwechselt und identifiziert, selbst von den buddhistischen Dogma-
tikern**, fallen aber keineswegs zusammen. Samädhi ist der weitere, generelle, jhäna
der engere, spezielle Begrifft*. Samädhi ist die ,, Allgemeinbezeichnung für das Ge-
samtgebiet der geistigen Konzentration und Meditation im weitesten Sinne" '^, der
»geistige Habitus' des Buddhajüngers**; jhäna liingegen bezeichnet eine spezielle
Versenkungsmethode, der andere (die später zu erörternden appa7nannä und ärwppa)
zur Seite stehen. Samädhi lunschMeßt das jhäna in seinen Stufen es ist schon vor-
;
handen, wenn der Mönch, innerüch gefestigt, die :;'7iana-Übung beginnt; es vertieft
tmd steigert sich in ihrem Verlauf und erlangt durch sie seine Vollendtmg*^. Von dem
Heilsbeflissenen, der sich zur Übung des ersten jhäna vorbereitet, heißt es, daß er
,zur Sammlung gelangt' {samädhiyati, das Denominativ von samädhi^^), der Zu-
stand des zweiten jhäna gilt als ,aus der Sammlung geboren' (samädhi-ja^^), der
Geist des arhat (Heiligen), der zur Höhe des vierten jhäna empörgeklommen ist, wird
als samähito (gesanunelt, versunken) bezeichnet^"". ÄawddÄiist somit Voraussetzung
und Ziel des jhäna zugleich^"^
Jhäna ist ebenso wie der ganze Heilspfad keine einheitliche Größe, son-
dern stellt selbst wieder eine Stufenleiter dar die andächtige Ver-
;
burg schrieb einen Traktat ,de Septem gradibus orationis'; ein Eckhart-
jünger gab ihn in überarbeiteter Form deutsch heraus unter dem Titel:
,Die sieben Staffeln des Gebets'^'*'; der spanische Mystiker Johann vom
Kreuz kennt drei Stufen des Gebets^"^; seine geistige Freundin, die Kar-
meliterin Teresa, beschreibt mit erstaunUcher psychologischer Sicherheit
die vier Stufen des inneren Gebets^"^. Nahezu zwei Jahrtausende vor ihr
hat Buddha bzw. seine Jüngerschaft die vierfache Stuf enleiter des jhäna ge-
16 5. Die vier Stufen des ihdna
in seinem Innern beseitigt sind, erwacht in ihm Befriedigung und Lust, der
Körper kommt zur Ruhe, im Besitz dieser Ruhe fühlt er Glück, und wenn er
Glückfühlt,gelangtsein Geist zur Sammlungii^." Eine andereEinleitungs-
formel lautet: ,,Ich war standhaft und entschlossen, bei klarem Bewußt-
sein, unbetört, beruhigten Körpers, ohne Regimg, gesammelten, konzen-
trierten Geistes^^'," Nun folgt die Beschreibung der ersten Jhdna-^tvde^^^ :
Der Mönch sammelt sich, er wendet sich von der zerstreuenden Mannig-
faltigkeit äußerer Wahrnehmungen und innerer Vorstellungen ab, dämmt
die Fülle der Gestalten zurück, konzentriert seine Aufmerksamkeit in wil-
lentlicher Wahl auf einen bestimmten Gegenstand mid beginnt ihn zu
betrachten und über ihn zu sinnen Von diesem . Gegenstandder
Betrachtung verrät die knappe, formelhafte Charakteristik des
ersten jhdna nichts. Andeutungen geben ims verschiedene Stellen der
alten Verssammlung des Sutta-nipdta wie bestimmte Aufzählungen des
Digha- und Anguttara-nikäya^^^ Ein umfassendes und anschauliches Bild
.
voll, vergänglich und mit Leid verbunden. Es gibt keinen Ausweg, auf dem die Ge-
borenen dem Tode entrinnen könnten; ist das Alter erreicht, da naht der Tod, so
ist das Gesetz aller Lebewesen. Wie für unreife Früchte schon frühe die Gefahr des
Abfallens besteht, so besteht für die SterbUchen die Gefahr des Sterbens. Wie allen
vom Töpfer gefertigten Tongefäßen das Ende des Zerbrechens bestimmt ist, so
auch dem Leben der Sterbhchen. Die Jungen und die Großen, die Toren und die
Weisen, alle gelangen in die Gewalt des Todes, aller Ende ist der Tod. Von denen,
die vom Tod überwältigt, in das Jenseits gegangen sind — nicht rettet der Vater
den Sohn, noch auch die Verwandte die Angehörigen. Sieh, während die Ver-
wandten zusehen und laut wehklagen, wird einer der Sterbhchen nach dem anderen
hinweggeführt wie das zum Tode bestimmte Rind. Also ist die Welt mit Tod und
Altern behaftet^««,"
Nach der Anweisung des ceylonesischen Kommentars zum Visuddhi-
magga soll der Meditierende durch Vergleiche und Bilder die ernsten
Grundwahrheiten von der Vergänglichkeit, Nichtigkeit imd vom Leid zu
phantasiemäßiger Anschaulichkeit bringen.
,,Die Gestalt des Körpers", so soll er denken, »gleicht den Wogen des Meeres,
,
die sich für einen Augenbück erheben und ebenso rasch wieder verschwinden; die
Empfindung entsteht wie der Schaum, welcher von den avifeinander stoßenden
Wogen spritzt; der Gedanke geht ebenso schnell vorüber wie der Blitz; die Vor-
stellung ist aller inneren Kraft bar wie der Stamm der Banane die Wahrnelimung
;
Buddhistische Versenkung. 2
18 5. Die vier Stufen des jhdna
der äußeren Gegenstände durch unsere Sinnesorgane verdient nicht mehr Vertrauen
wie die Worte eines Quacksedbers . .Alle Wesen dieser Welt sind der Vergänglich-
.
keit unterworfen und schwanken imaufhörüch hin und her, wie eine Planke auf den
Wellen des Meeres dahintreibt^**." „Der Leib existiert nur einen Augenblick; katun
ist er geboren, wird er zerstört er ist wie die Flamme des Blitzes, wenn sie den Him-
;
mel durchzuckt, wie der Schaum, wie das Salzkorn, das ins Wasser geworfen wird,
oder wie Feuer bei trockenem Stroh oder wie eine Welle des Sees oder eine Flamme,
die im Winde zittert, oder wie der Tau auf dem Gras." ,,Der Leib ist unwirkhch
genau so wie die Luftspiegelimg, die im Sonnenschein sich zeigt, oder ein gemaltes
Bild oder eine Speise, die man im Traum schaut, oder ein Blitz, der am Himmel
tanzt, oder der Lauf eines PfeUes, der vom Bogen abgeschossen ist." ,, Durch die
stete Wiederholung von Geburt und Tod ist das fühlende Wesen Gegenstand steten
Leidens es ist wie ein Wurm inmitten eines Ameisennestes, wie eine Eidechse in einer
;
Bambushöhle, die an beiden Enden brennt, wie ein noch lebendes Gerippe, beraubt
von Händen und Füßen und in den Sand geworfen wie ein Kind, das, weü es nicht
;
dem Gefühl tiefster Abscheu an sich vorüberziehen läßt. Für wie wichtig
diese Betrachtung der 32 ,Unreinheiten im Buddhismus galt, geht daraus
hervor, daß sie in die Khuddaka-pätha, die ,kurzen Rezitationen', auf-
genommen ist, die das buddhistische Novizenbüchlein dars teilen ^^'^. Sie
kehrt auch in etwas abweichender Fassung in dem alten Dichtwerk des
JSutta-hipdta wieder^^^. Mit einer an Perversität grenzenden Unnatürhch-
Die Betrachtung des Häßlichen 19
heit, und daß keine von seinen Unreinheiten in die Hand genommen werden kann^^*. '
sem Leib ist Erde, Wasser, Feuer imd Luft." Der Gedanke, daß der
menschhche Körper sich in chemische Bestandteile auflösen läßt, soll den
ernsten Eindruck von seiner Vergänghchkeit bestärken.
Von der Betrachtung des lebenden Körpers geht der Mönch über zur
erschütternden Meditation über das Schicksal des Leichnams. Neim
(manchmal auch zehn) düstere Grabgesichter läßt er an seinem Auge vor-
überziehen. Li den anschauHchen Phantasiebildern eines verwesenden
Leichnams erschaut er das Los seines eigenen Leibes ; ein gellendes ,me-
mento inori'^ rüttelt sein Linerstes auf.
,,Wenn er", sagt^das Meditationsrezept des Sati-patthäna-sutta, ,,an einer Grab-
stätte den verwesenden Leichnam eines vor einem, zwei oder drei Tagen Verstor-
benen sieht, angeschwollen, dvmkel verfärbt, voll eiternder Fäulnis, vergleicht er
seinen eigenen Leib damit und spricht: ,Fürwahr, das ist auch meines Leibes Natur
und Schicksal; nicht gibt es eine Ausnahme'." Das Bild des verwesenden Leich-
nams wird in der kranken Phantasie des Mönchs immer entsetzücher. Er schaut
eine Leiche, ,,von wilden Tieren oder Raubvögeln zerfressen", ein Skelett, ,,an dem
noch Fleisch, Blut und Sehnen", ein Skelett, ,, seines Fleisches beraubt, aber noch
blutig gefärbt und seine sehnigen Verbindungen besitzend", ein Skelett, ,, fleischlos,
blutlos, aber noch von den Sehnen zusammengehalten", ,, einen verwesenden Leich-
nam, dessen Gebeine un verbunden und in alle Richtungen zerstreut sind", ,, dessen
Gebeine so weiß sind wie eine Muschelschale", „dessen Gebeine in Haufen gestreut
und durch jahrelange Regengüsse ausgewaschen", ,, dessen Gebeine verfault sind
und in Asche zerfallen".
Bei jeder dieser imheimlichen Leichen Visionen lautet der düstere Re-
frain ,,Das ist auch meines Leibes Natur und Schicksal, nicht gibt es eine
:
ben. Der Betrachtende ist ganz in sich gekehrt, ruht in sich selbst, findet
sein Glück in der tiefen Versunkenheit und inneren Einheit. Er gleicht,
wie ein schönes Bild im Sämanna-phala-sutta sagt, ,, einem Teiche, der von
einer Quelle in ihm selbst gespeist wird, von außen aber keinen Zufluß
hat, weder auf der Ost-, noch auf der West-, Nord- oder Südseite, und
in den es auch nicht von Zeit zu Zeit einmal tüchtig regnet. Diesen Teich
speist der in ihm selbst quellende kühle Wasserstrom mit kühlem Wasser,
durchströmt, erfüllt und umflutet ihn ganz damit, so daß kein einziges
Winkelchen des Teiches vom kühlen Wasser undurchdrungen bleibt.
Gerade so tränkt ein solcher hhikkhu seinen leiblichen Körper, über-
schüttet ihn vollständig, erfüllt ihn ganz und durchdringt ihn von allen
Seiten mit dem aus der Versunkenheit geborenen Freuden- und Lust-
gefühl, so daß kein einziges Winkelchen davon imdurchdrimgen bleibt"^**.
Die wonnevolle Ruhe und der selige Friede des zweiten jhdna bedeutet
noch lange nicht die ersehnte Erlösung vom Leid. Die Entleerung und
Läuterung des Seelenlebens muß noch weiter fortschreiten. Die Formel
fährt fort
Puna ca param bhikkhu Wenn dann der Bhikkliu
ptUyä^*' ca virägä^*^ nach dem Verblassen ^** der Freude
upekkhako ca viharati im Gleichmut verharrt,
sato ca sampajäno einsichtig und vollbewußt,
sukhaii ca käyena patisamvedeti, und die Lust im Körper empfindet -
Die zweite, dritte und vierte Stufe des jhäna 23
yan tarn ariyä äcikkhanti^*': jener Zustand, den die Weisen meinen,
wenn sie sagen
,upekkhako 8atimä^^° sukha-vihärl'^^", ,der Gleichmütige, der Besonnene weilt
im Glück' —
**^ tatiya-jjhdnam upasampafja das dritte jhäna erlangend,
viharati. verweilt er.
heiteren Gleichmut. Die Lustfärbung dieser Stimmimg ist matt, die Lust
wird nicht wie auf den vorausgehenden Stufen als tiefgehende seelische
Befriedigung, sondern als dumpfes physisches Wohlbehagen erlebt. Die
Seele hat sich schon zur heiligen Lidifferenzstimmung erhoben, aber im
Körper strömt noch das weiche Lustgefühl, von dem die Seele im zweiten
jhäna erfüllt war. Das Sdmanna-phala-suUam veranschauhcht diese eigen-
tümliche kühle Lustempfindung in folgendem Gleichnis: ,,Wie in einer
Gruppe blauer, weißer oder roter Lotosblumen manche mit allen ihren
Teilen, mit Wurzel, Stengel und Blüte, unterhalb der Oberfläche des
Wassers bleiben, ausschheßlich im Wasser vegetieren imd von der Wurzel
bis zur Spitze von der kühlen Feuchtigkeit getränkt, umspült, geschwellt
und benetzt werden, so daß auch nicht die kleinste Stelle an ihnen von
der kühlen Feuchtigkeit unbenetzt bleibt, gerade so tränkt ein solcher
Mensch seinen irdischen Körper mit dem Lustgefühl, das jenseits der
'
Freude ist {nippitikam sukham)^^^.
Die dritte jhdnaStvde bildet den Übergang von der warmen Wonne-
stimmung des zweiten jhäna zur eisigkalten Indifferenz des vierten und
letzten jhäna. Die Formel lautet
Puna param bhikkhu
ca Und dann wieder der Bhikkhu,
sukhassa ca pahänä nach dem Verlassen des Glücks,
dukkhassa ca pahänä nach dem Verlassen des Leids,
puhVeva somanassa- nach des früheren Lust-
domanassänam}^^ attha-gamä und Unlustgefühls Untergang,
adukkham asukham das leidlose, freudlose,
**
upekkhä-sati-parisuddhim^ in Gleichmut xind Besonnenheit geläu-
tertei"
catuttha-jjhänam upasanipajja vierte jhäna erlangend,
viharati. verweilt er.
Das nach der physischen Seite völlige Bewegungslosig-
vierte jhäna ist
keit; die Atemzüge sind nicht mehr wahrnehmbari^^. Nach der psychi-
schen Seite ist das vierte jhäna die Erstorbenheit aller Empfindungen imd
Gefühle, völlige Apathie; der Betrachtende ist beim Zustand der gänz-
lichen geistigen Leere imd Einförmigkeit angelangt. Über Lust imd Un-
lust erhaben, frei von Liebe und Haß, gleichgültig gegen Freude und Leid,
gleichgültig gegen die ganze Welt, gegen Götter und Menschen, ja gegen
Mönch auf der Höhe der ,sancta indifferentia', des
sich selbst, weilt der
vollendeten Gleichmuts, an der Schwelle des Nirväna. Sein Geist ist nun,
wie die Formel des Sämanna-phala-sutta und Laiita Vistara besagt, ,, ge-
sammelt, geläutert, hell, vom Dunstkreis des Irdischen frei, fleckenlos,
empfängUch, geschmeidig, stetig, unerschütterHch"i5^. Die innere Klar-
heit und Reinheit, die der Mönch im vierten jhäna erlangt hat, kenn-
24 6- Die vier ünendlichkeitsgefühle {appamannd)
Fromme so alle Wesen mit der Kraft der unendlichen Liebe umfaßt, dann
tut er dasselbe mit der Kraft des Mitleids, der Mitfreude und schließlich
des Gleichmuts. Der ceylonesische Kommentar des V isuddhi-magga gibt
eine nähere methodische Anweisung für die Erweckung des Wohl-
wollens {mettd-bhdvanä^^^) Der Betrachtende geht von der Selbst-
.
liebe aus und sucht das individuelle Glücksverlangen auf die übrigen füh-
lenden Wesen zu übertragen ,, Mögen alle höheren Wesen glücklich sein,
:
frei von Sorge, Krankheit und Pein." Schopenhauer hat diesen Segens-
wunsch, der ihm als Schlußwort indisch'er Dramen bekannt war, als das
schönste Gebet gepriesen^^'^. Diesen edlen Wunsch sucht der Buddha-
jünger auch auf seine Feinde auszudehnen. Fällt ihm dies schwer, so
macht er sich klar, daß auch der Feind wertvolle Eigenschaften besitzt,
daß alle Menschen in früheren Geburten Verwandte waren er erinnert;
sich daran, was für Höllenqualen der Haß nach sich zieht und wie um-
gekehrt unbegrenztes Wohlwollen zum Nirväna oder doch zur Wieder-
geburt im Himmel führt. Ist es ihm auf diese Weise gelungen, das Gefühl
des Wohlwollens gegen alle Menschen ohne Ausnahme zu erwecken, so
differenziert er dieses Gefühl. Er fühlt sich in das Leiden aller Lebewesen
ein und hegt den Wunsch, daß es beseitigt werden möge; das ist karund-
bhdvand, die Erweckimg des Mitleids. Dann fühlt er sich in die Freu-
den aller Wesen ein und hegt den Wunsch, daß diese niQ entweichen
mögen das ist muditd-bhdvand, die Erweckung der Mitfreude. So
;
wachsen die innigeren und herzlicheren Gefühle des Mitleids und der Mit-
freude aus dem unbestimmteren Gefühl des Wohlwollens heraus. Karund
und muditd zeigen eine höhere Gefühlsintensität als mettd; die anderen
Wesen stehen dem Mitleidenden und Siclmiitfreuenden näher als dem
Wohlwollenden; die Distanz, die der Wohlwollende von dem anderen
nimmt, ist aufgehoben, die Kühle des unpersönlichen Wohlwollens ist der
Wärme des persönlichen Mitgefühls gewichen. Wir glauben das Anklingen
christhcher Stimmungen zu vernehmen — Paulus mahnt ja, ,,sich zu
freuen mit den Fröhlichen, zu weinen mit Weinenden" (Poe 12, 15).
Aber es ist für den Buddhismus wie für die mystische Frömmigkeit über-
haupt kennzeichnend, daß die Caritas, die fühlende und helfende Bruder-
liebe, nur als Vorstufe des völlig unsozialenHeilsideals gewertet wird. ,,Über
alle Barmherzigkeit stelle ich die Abgeschiedenheit," sagt Meister Eck-
hart^^^. Die buddhistische Skala der appamannd stellt über karund und -
muditd die absolute upekkhd. Wie auf der Höhe des jhdna der Kontemplie-
rende, alle Gefühlsregungen verbannend, sich über Lust und Leid erhebt,
so unterdrückt der die Unendlichkeitsgefühle erweckende Mönch zuletzt
alles herzliche Mitgefühl und schreitet zur kalten Lidifferenzstimmung
(upekkhd-bhdvand) fort. Li unbewegter Gleichgültigkeit steht er
allen Wesen gegenüber allen steht er gleich ferne jedes menschliche Rüli-
;
;
ren ist ihm fremd. ,,Die mir Schmerz zufügen und die mir Freude bereiten,
gegen alle bin ich gleich Anteilnahme und Unwille finden sich bei mir
;
nicht. Freude und Schmerz, Ehre und Unehre halten sich in mir die Wag-
schale; gegen alles bin ich gleich; das ist die Vollendung meines Gleich-
mutsi69."
26 ~- Sie Sfeafen der alBtiskteB TeEsenkong (orfipa-fylbana)
und den vier appamanüä, die man als .emotionale' Versenkungsskalen be-
xeielm«! könnte, weil es sich nm eine Reduktion des Gefühlsö'lebnisses
rar Indifferöiz handelt, steht eine völlig andersartige, rein ,int^ektiielle'
Versenkmigsskala. die in einer f ortschrei teiden Abstraktion des Vor-
stcLIens besteht: es sind dies die vier bzw. fünf Stufen der formlosen' Ver-
senkung {aripa, armppa, arüpa-jjhdna, arüpa-brahma-Joka). die nach dem
in der sta«otypei kanonischäi Formel gebrauchten Worte auch als
dfOiaiKi (, Statt«!') bezeichnet werden^'*. Bisweilen werden sie mit den
i^Mn -votmoBgifhe^en Yogaübung«! zu den acht Stuf«i d«r Befrä img
(vHMotta)^^ oder (die asten drei aripa) zu den sieb«i Zuständen des
geist^en Bewußtseins {viiiäMa-iikiiiifo)^'^ verbunden. Die Kombination
da- orvjoa mit den ^ftaaa-Stufen wird an später«: Stelle erörtert werdoi.
De- Au^angspimkt dieso- abstrakten Versenkung ist eboaf alls ein kon-
kreter ; freiMch nicht die ernste Betrachtang der erschütternden Erlösungs-
wahihätcn, mit d«* das vierstufige jhami anhebt, senden das gedanken-
und stimmungskne Anstarrai eines bedeutungsarmei profanei Gegen-
standes, die sogeiannte ^a*f«ki-Übung^"^. Kag^ina Skr. krtsna) bedeutet
.Gan^eit'; der die Versenkung üb«ide Asket konzäitriert seine ganze
Aühnecksamikeit auf dies« sichtbare Objekt, sei es nun Erde. Wasser,
Yeaar, IjoÜ, ein FarMeck oder eine Lichtöffnnng. Er verfertigt sich selbst
einai Kreis odor ene Sehebe aus Ton oder Erde, setzt sich in kurzer Ent-
fernung davor nieder und hält s«n«i Bhck darauf gerichtet .Erd-famwa').f
Er betrachtet von einer Anhöhe aus einen kleinen Teich oder starrt von
eriftöhtem Sitz einen Naj^ Wasser an .Waa&a-iasina'). Er zündet Feuer
(
an, nxnunt eine Bambusmatte. ein FeU oder T«^, macht eine handbreit«
OSnung und blickt durch sie unverwandt anf das Feuer (JPeneT-kasina^).
"Et starrt unbeweglich einai vom Wind bewegtesi Wipfel an (,Wind-
higina'). Er betrachtet ein dunkelblaues, gelbes, weißes oder rotes Stück
TSach (die via- ^srhai-iagino'). Er blickt durch eine Mauer^fnung, ene
Diaehlucke, ein Fenster odo' ein Schlüsselloch in das Innere eines Hauses
oder dmcfa den T^gang ins Innere einer Höhle 3^^idi- Luft- ) kasina^)/^''*.
Oder e- besiAt äch umgekdirt durch eine Öffnung das von außen ein-
fallende Tageslicht odo' betrachtet einei durch das dichte Gezweig eines
BaoBies dnugendcn Sonnei^trahl {JAcht-kasna'). Eines dieser Objddte
fixiert er krampfliaft sc^ai^, bis das XachbikL, de- .innere Beflex', der
beim SehKeßei des Anges bleibt, so deutHch ist wie das Wahmehmtmgs-
Hld. Es bandet säA. hia tmi die pathologische Steigernng eines bekann-
tei Wähm^miin^aerldbnisses das Xachbild, das normalerweise nur
:
stufe aufgeht, ist kein Heiliges und (Göttliches, kein .summum honum',
sondern nur die Unbegrenztheit des Raumes und Bewußtseins. Dieses Un-
endlichkeitserlebnis ist nur eine Durchgangsstufe das Unendliche ist noch
;
ein Positives die Xesation muß also noch weiter fortschreiten. ..Indem
:
28 7 Die Stufen der abstrakten Versenkung (arüpa-jjhdna)
Lähmung des ganzen körperlichen und geistigen Lebens. Die upekkhä, die
grandiose Lidifferenzstimmung, in der die /Aaria und brahma-vihära gip-
fehi, und der sannä-vedayita-nirodha, in den die arüpa ausmünden, sind
konträre psychische Zustände, aus ganz verschiedenen psychischen Vor-
gängen herausgewachsen. Dort ein Höhepunkt mystischer Frömmigkeit,
geboren aus der religiösen Betrachtung —
hier ein pathologischer Zustand
der Bewußtseinsimterbrechung, erzeugt durch die Kunst der Selbst-
hypnose dort echtes und tiefes religiöses Erleben
;
—
hier eine äußerliche
Psycho technik, deren religiöser Charakter dem abendländischen Urteil
zweifelhaft ist. Für den anders denkenden und fühlenden Lider freilich ist
dieses Emporsteigen zu immer abstrakteren und schattenhafteren Be-
wußtseinszuständen etwas Religiöses und Mystisches. Dennoch führt auch
nach der buddhistischen Auffassung der Weg zur Erlösung nicht über die
schwindelnden Höhen der abstrakten Versenkung, sondern über die heili-
gen Stufen des jhäna. Das vierte jhäna, in dem die ,sancta indifferentia^
sich vollendet hat, gilt im Buddhismus als das Sprungbrett zu dem ge-
samten höheren Geistesleben^^^: zur erlösenden Erkenntnis, zur Betäti-
gung der wunderbaren Geisteskräfte und zur Befreimig von der leidvollen
Wiedergeburt, zum Nirväna. In dem vierten jhäna hat nach der alten
Überlieferung Buddha die vier heiligen Wahrheiten erschaut^^*, aus die-
sem ist er bei seinem Tode ins vollkommene Nirväna hinübergegangene^^.
30 S. Die «iösende Erkenntnis (paiina). Das dreifache Wissen {ievijjä)
-viele taosoid und handsttansend Esästenzen, viele Perioden der Welt Zerstörung,
Tiefe Paöoden der \^ederentfeltang der Welt. J)a hatte ich den und den Eigen-
Tnmmnfmkj den Und den "Fi«»Tiili t^nTi»mt^ n gehörte der and der Kaste an, lebte von dem
.
und dön, etfohr das und das Glück und Leid, und wurde so und so alt. Und als
ich aas jemer Elxisfceziz abschied, erschien ich wieder in der und der anderen . . .'
^\rie wioin jemand ans sonem Hömatdorfe nach einem anderen Dorfe geht, v<kl
da wieder zu önem anderen, von dort dann wieder zu seinem Heimatdorf zuräck-
kefait und bei äch denkt : Jch kam aus ttimtipto BJämatdorfe in das und das Dorf,
da stand, sa£, spiach, schwieg ich unter den und den Umständen, von da kam ich
nach dem und dem Dorf und stand, safi, s|»ach und schwieg unter den und den
Umständen, dann hin ich wied^ zu fwwinfm Heimatdorf zurückgekehrt' ebenso ;
eatinnart er steh der mannig£achen früherran Aufenthalte mit ihren besonderen Ein-
zdhäteai und Umständen***."
Wir Aboidländer könnoi uns diese thtifiin^ig schwer rorstell^i. Aber
wir dürfäi nicht vefgessoi, daß dieses merkwürdige Erlebnis, die ge-
däehtnismäßige Rückschau auf Ts^gangene Elsistenzen, auf dem großen
Dogma der Wiedergeburt beruht, iron d^n das ganze indische Denken t(»i
der Periode da Atmanr-MystSk an in Fessln geschlagen ist. Wer von die-
sem Dogma üb^'zeugt ist. für den grfiört die Erinnerung an frühere Ge-
burten in denBerräch des psycholo^behMögHchen. 1]^ Kindern des Abend-
landes freilich CTjcheint dieses Dogma unbewiesen und unbeweisbar wir ;
8, Die erlösende Erkenntnis (pannä). Das dreifache Wissen {tevijjä) 31
dem Söller eines Hauses, das mitten in der Stadt auf einem Platze emporragt,
jemand, der sehen kann, steht und sieht, wie manche Menschen in ein Haus hinein-
gehen, manche herauskommen, manche auf der Straße sich bewegen, manche mitten
auf dem Platze sitzen ., so schaut er mit dem göttüchen Auge, dem reinen, über-
. .
Erwägens war, das ist jetzt Gegenstand einer intuitiven Erkenntnis, die
mit Blitzeshelle durch die Seele zuckt, die der Erkennende nicht als das
Resultat mühevoller Reflexion sich erarbeitet, sondern die über ihn wie
eine wunderbare Erleuchtung {bodhi) kommt. Mit hellsichtigem Geistes-
auge schaut er die vielverschlungene Ursachenkette, den zwölffachen
paticca-samuppdda (Sanskrit pratitya-samutpdda) dessen erstes Glied die
,
Unwissenheit ist, und dessen letztes Glied Alter und Tod, Kummer und
Klage, Leid, Trübsal und Verzweiflung bilden^os. Diese zwölffache Ur-
sachenkette, die man als die philosophische Grundlage des Buddhismus
32 8. Die erlösende Erkenntnis {pahnä). Das dreifache Wissen {tevijjä)
bezeichnet hat, ist für uns schwer verständlich denn was hier in einer
;
ist die eigenthche Wurzel alles Übels und Leidens auf Erden. Sie ist die Ursache
dafür, daß immer wieder Menschen empfangen (bhava, Empfängnis(lO)) und in dieses
leidvoUe Dasein geboren werden (jäti, Geburt (11)). Die buddhistischen Bilder zeigen
eine schwangere Frau und die Geburt eines Kindes. Der Geburt muß immer wieder
Alter und Tod (jära-ntarana{l2)) folgen — ein gebückter Greis keucht unter der
Last des Alters, ein Leichnam weckt die Schauer des Todes. So schheßt sich die
Kette: aus der Unwissenheit kommt die Fülle des Leidens, .Alter und Tod, Kum-
,
mer und Wehklagen, Qual, Trübsinn und Verzweiflung". Das Geheimnis des
Weltgeschehens ist in dieser zwölfghedrigen Formel entschleiert, die Ursache des
Leidens aufgedeckt; die entferntere ist das reügiöse Nichtwissen (avijjä), die nähere
der Diirst (ianhä), der ungestüme Lebensdrang, wie er in der geschlechthchen Ver-
einigung sich am stärksten auswirkt. Die Aiifeinanderfolge der Güeder wie die
bildMchen Darstellungen lassen keinen Zweifel darüber, daß der paticca-samuppäda
das rätselvolle Weltleiden aus dem Sündenfall' des Geschlechtsumganges ableitet.
,
endet der heilige Wandel, getan das zu Tuende, nicht gibt es eine weitere
Wiedergeburt'206."
Das vierte jhdna ist ein rein geistiger Zustand; den Mönch, der zu ihm
emporgestiegen ist, durchdringt Geisteshelle und Geistesklarheit'^"^. Auch
,
das Erkennen der vier heiligen Wahrheiten ist ein rein geistiges Kontem-
plieren, ein übersinnliches Wissen, das in die verborgenen Hintergründe
alles Daseins hineinleuchtet. Keine sinnlichen Vorstellungen trüben die
hehre Geistigkeit dieses Erkennens die bimte Welt der sinnlichen Wahr-
;
Auditionen zuteil^"». So bildet auch das vierte jhdna nicht nur die Grund-
lage für die höchste Erleuchtung, sondern auch für die Wiedererinnerung
an frühere Existenzen (s. o. S. 30), füi* die wunderbaren Erkenntnisse
Buddhistische Versenkung. 3
34 9- Die wunderbaren Geisteserkenntnisse und -kräfte {abhinnä, iddhi)
{ahhinnd, Skr. abhijnd), Visionen und Auditionen wie für die Betätigung
der zauberhaften Geisteskräfte {iddhi, Skr. rddhi).
Die erste dieser übematürlicixen Fähigkeiten ist das ,göttliche
(himmlische) Gehör' {dibbain sotam). Die kanonische Formel sagt:
„Wenn jenes bhikkhu Geist also gesammelt ist, so lenkt und leitet
. . .
er ihn hin auf das himmlische Gehör. Mit diesem himmlischen Gehör,
dem geläuterten, übermenschlichen, hört er beiderlei Töne, göttUche und
menschliche, aus Ferne und Nähe^io." Von ähnlichen wunderbaren Ge-
hörswahrnehmungen erzählen die abendländischen Heihgenleben wie die
mystischen Selbstbekenntnisse an unzähUgen Stellen^^^. In der tiefen An-
dacht glaubten die mystischen Frommen himmlische Musik zu vernehmen,
dem süßen Engelgesang zu lauschen, der ,über allen menschlichen Sinn
und Verstand' ist^i^. Auch von wundersamen Licht erscheinungen
weiß die buddhistische Literatur^i^ ebenso wie die abendländische Hagio-
graphie und Mystik^^"^ zu berichten. Der innerlich erleuchtete Fromme
glaubt auch außer sich ein strahlendes Licht zu schauen, ja bisweilen
fühlt er sich ganz eingetaucht in himmlische Lichtströme. Und wie den
im Gebet versunkenen christlichen Heiligen Christus und die Gottes-
mutter, die Engel und die Seligen des Himmels erschienen und mit ihnen
redeten, so tun sich auch den in der Versenkung fortgeschrittenen bud-
dhistischen Bettelmönchen lichtumflossene himmlische Wesenheiten,
,Götter' (deva) kund und halten mit ihnen traute Zwiesprache^^^. Wir
sind rasch geneigt, hier von Halluzinationen zu reden und die moderne
Psychopathologie zu Hjilfe zu rufen. Aber die buddhistischen Mystiker
waren sich ebenso wie die abendländischen Heiligen wohl bewußt, daß
es sich hier nicht um ein Schauen mit ,fleischlichem' Auge^^^, um ein
Hören mit irdischem Ohr und um ein Reden mit menschlicher Stimme
handelt, sondern um ein geistiges Wahrnehmen und inneres Sichkund-
tim. Wir können darum diese mystischen Erlebnisse nur als Pseudohallu-
zinationen bezeichnen. Der Kern dieser eigen tümhchen Phänomene ist
geistig, sinnlich ist nur die äußere Hülle; die Sinneserregung, besser
gesagt, die sinnliche Litensität ist ledighch der kräftige Ausschlag des
geistig-mystischen Erlebens. Die inneren Bilder und Gedanken werden
durch die Macht des religiösen Erlebnisses zu objektiven Erscheinungen.
Der hehre und reine seelische Zustand, den der meditierende Mönch im
vierten jhäna erlangt, befähigt ihn nicht bloß zur Wahrnehmung himm-
lischer Gestalten und Töne, sondern auch zur Erkenntnis frem-
der Herzen, zui* naQÖLoyvoxjta (ceto-pariya-ndna), zum ,Wimder der
Auskunft' {ädesand-'pätihäriyam^''^'^). Der Asket, der im Zustand des voll-
endeten Gleichmuts seine frülieren Geburten zu überschauen vermag, hat
auch die Macht, den sittlich religiösen Zustand anderer Menschen zu er-
kennen und die tiefsten Geheimnisse des Herzens zu offenbaren.
,,Wenn jenes bhikkhu Geist also gesammelt ist ., lenkt und leitet er ihn hin
. .
auf die Erkenntnis anderer Herzen. Indem er im Geiste der anderen Wesen, der
anderen Individuen Herzen prüft, erkennt er das leidenschaftliche Herz als leiden-
schaftliches, das leidenschaftslose als leidenschaftsloses, das haßerfüllte als haß-
erfüllt, das haßlose als haßlos, das verblendete . ., das von Verblendung freie
.
i
9. Die wunderbaren Geisteserkenntnisse vmd -kräfte {äbhinnä, iddhi) 35
befreite das nicht befreite ..." „Wie wenn ein Weib, ein Mann oder ein dem
. . .,
Kindesalter nahestehender Jüngling, die sich gerne schön machen, in einem reinen,
hellen, blanken Spiegel oder in einem Gefäße mit klarem Wasser das Abbild des
eigenen Gesichtes betrachtet, und, wenn es befleckt ist, als befleckt erkennt, oder
wenn es fleckenlos ist, als fleckenlos erkennt, geradeso prüft ein bhikkhu, dessen
Geist gesammelt ist ., der anderen Wesen, der anderen Individuen Herzen^^*."
. .
unter den Charismen aufzählt (1 Kor. 12, 10), gilt im Mönchtum der Ost-
kirche als die größte aller Gnadengaben, als der ,Lorbeer' alles geistlichen
Ringens^^^. Aber auch die abendländischen Heiligenleben weisen zahl-
reiche Beispiele der wunderbaren Herzenskenntnis auf^^o Diese Kardio-
gnosie der buddhistischen und christlichen Heiligen ist nicht eine okkulte,
magische Fähigkeit des Gedankenlesens', sondern beruht auf dem
,
zur Betätigung der verschiedenen übernatürUchen Kräfte. Er übt bald die eine von
ihnen, bald die andere aus. Aus einer Person, die er ist, wird er zur Vielheit, aus der
Vielheit wird er wieder zu einer Person ; bald läßt er sich sehen, bald verschwindet
er, ungehemmt geht er durch Wände, WäUe, Berge, als wäi'en sie Luft, er taucht
in die Erde ein und wieder empor aus ihr, gleich als wäre sie Wasser, und auf dem
Wasser wandelt er, ohne einzusinken, wie auf festem Boden auf gekreuzten Beinen;
sitzend, schwebt er durch die Luft, wie der beschwingte Vogel, jene beiden zauber-
mächtigen (Himmelskörper ) Mond und Sonne faßt er mit der Hand an und streichelt
sie, ja bis in Brahmas Welt veimag er in leibUcher Gestalt zu gelangen"''^,"
denheit von der Welt bedeutet für den Ekstatiker nicht nur das Aufhören
aller auf die räumlichen Objekte sich richtenden Gesichts- und Gehör-
wahrnehmungen, sondern auch die Ausschaltung der auf den eigenen
Körper sich beziehenden Empfindungen. Der Ekstatiker glaubt darum
außerhalb seines Leibes zu weilen oder in einem ätherischen Leib über
der Erde zu schweben, wie ein Vogel die Lüfte zu durcheilend-^. Aus dem
ekstatischen Levitationserlebnis ist ferner das ,Anfassen von Sonne und
Mond' zu verstehen. Auch muß hier an jene Stufe der abstrakten Ver-
senkimg erinnert werden, die als die Erfahrung der ,Raumunendlichkeit'
beschrieben wird (s. o. S. 27). Die Schranken von Raum und Zeit fallen
mit dem Fortschritt der Versenkung; die unendUche Distanz, welche den
Menschen von dem Sternenhimmel trennt, wird aufgehoben, der über die
Erde erhabene Ekstatiker glaubt den Himmelskörpern greifbar nahe zu
sein. Die Erhebung zu Sonne und Mond ist dann nur eine Vorstufe zum
Flug in den Himmel des Brahma. Die Entrückung in den Himmel, wo
Gott und die Seligen weilen, wurde ebenso wie die ekstatische Levitation
auch sehr vielen christHchen HeiUgen im Gebet zuteil (vgl. schon 2 Kor.
12, 3 f.). Wie die buddhistische Legende zahlreiche auffallende Parallelen
zu den christlichen (und zwar schon zu den biblischen) Wundererzäh-
lungen aufweist, so bieten auch die buddhistischen iddhi- und abhinnä-
Phänomene auf Schritt und Tritt Analogien zu den wunderbaren mysti-
schen Erfahrungen der abendländischen Ekstatiker^^*.
10. Nirväna.
Die wunderbaren iddhi- und abhiiind-'Ph.äiiOJXiene sind nicht das Ziel der
Versenkung, sondern nur eine Beigabe, die dem vollendeten Heiligen in
den Schoß fällt, ein inneres Gnadenzeichen das ihm bestätigt, daß er den
,
rechten Pfad beschritten hat und dem Heil nicht mehr ferne steht. Das
eigentliche Ziel alles Erlösungsstrebens ist Nirväna. Das vierte jhäna ist
die immittelbare Vorstufe zur vollen Erlösung; auf dieser letzten Stufe
der Versenkung hat der Buddha unter dem Bodhi-^SLMDie die vier heiligen
Wahrheiten geschaut und das sichtbare Nirväna erreicht^^^; von ihr aus
ist er sterbend ins Parinirväna eingegangen. Der innere Zusammenhang
des erlösenden Nirväna mit dem stufenweise aufsteigenden jhäna wird
durch ein reizvolles Gleichnis des Änguttara-Nikäya (IV 117) veranschau-
licht, das H. Beckh^^' ans Licht gebracht hat. Die Götter verfolgen mit
reger Anteilnahme das Wachstum des Kovidära-Baumes in Indras Para-
dies. Wenn freuen sie sich auf
sie die ersten lichtgelben Blätter erblicken,
den vollen Laubsclunuck des Baumes ihnen diese Freude zuteil ge-
; ist
worden, so harren sie hoffnungsfroh auf den Ansatz der ersten Blüten-
knospen mit derselben Freude sehen sie zu, wie die Knospe sich allmäh-
;
lich entwickelt und schließlich öffnet; dann warten sie in freudiger Span-
nung auf die ersten halboffenen Blüten und wenn zuletzt der Baum im
;
vollen Blütenschmuck steht, feiern sie ein vier Monate dauerndes Freu-
denfest, und der blütenbehangene Baum verbreitet weithin seinen strah-
lenden Lichtglanz und sein Duft erfüllt den ganzen Umkreis des Bummels.
10. Nirväna 37
jhäna erschließt sich die Blüte. Und wenn zuletzt im Nirväna alle Leiden-
schaft ausgerottet ist, dann steht der Baum in Indras Paradies in voller
Blütenpracht; eine Götterklasse verkündet das Freuden ereignis der ande-
ren, und bis zu den Göttern in Brahmas Himmel dringt ihr Jubel empor.
So ist Nirväna nichts anderes als die Vollendung jenes großen Prozesses
des ,Entwerdens', der mit der Loslösung von der Welt anhebt und in der
Versenkung immer weiter fortschreitet, es ist nichts anderes als die Ver-
tiefung jenes hehren Zustandes der reinen, affektlosen upekkhä, zudem der
das jhanä übende Mönch sich emporarbeitet. Nur ein Gradunterschied,
nicht ein Artunterschied trennt nach dem erwähnten Gleichnis das vierte
jhäna von dem Ziel der buddhistischen Erlösungssehnsucht, vom Nirväna.
Wollen wir Nirväna, das Mysterium des Buddhismus, von dem die bud-
dhistischen Texte nur in zarten und dunklen Andeutungen reden, ver-
stehen, so müssen wir immer jenen hehren Zustand des letzten jhäna im
Auge behalten, dessen psychologische Eigenart klar zutage liegt^^®.
Wenn man im Abendlande von Nirväna redet, so versteht man darunter
zumeist eine ausschließlich jenseitige, transzendent -eschatologische
Größe. Allein Nirväna ist wie das christliche Gottesreich' in gleicher
,
Weise eine diesseitige wie eine jenseitige Größe. Die reUgiöse Jenseits-
hoffnung ist stets die potenzierte Form des schon in dieser Welt ersehnten
Heilsgutes. Je nach der Form, in der das Erleben des Ewigen, das Heils-
erlebnis auf dieser Erde stattfindet, wird auch das jenseitige Heil gedacht,
nicht umgekehrt^^^. Nirväna ist für den Buddhisten das, was für die
abendländischen Mystiker (wie die süf istischen und die indischen Bhakti-
Mystiker) die Einigung mit dem höchsten Gut, mit Gott ist. Zu dieser
Einigung kann aber der Mystiker schon auf dieser Erde gelangen, wenn
alle Welt- und SelbstHebe restlos ertötet ist. Die Einigung mit Gott ,im
Himmel' und die mystische Einigung ,auf Erden' stellen keinen inneren
Gegensatz dar der Unterschied zwischen beiden liegt lediglich darin, daß
;
im Jenseits die körperlichen Fesseln, von denen der Fromme sich nur er-
lebnismäßig und nur auf kurze Zeit befreit weiß, tatsächlich und für
immer zerbrochen sind. Die Mystiker bezeichnen darum die imio mystica
als die Antizipation der permanenten Ekstase, als den ,Vorgeschmack'
der ewigen Seligkeit, als den Himmel auf Erden. Li ähnlicher Weise ist
auch für die Buddhist^pn das diesseitige Nirväna {diUha-dhamma-nihbänay
jNirväna in der sichtbaren Ordnung') und das jenseitige Nirväna {pari-
nibhäna, ,vollkommenes Nirväna') ein und dasselbe Heilsgut und Er-
lösungsideal. Der Unterschied besteht nur darin, daß im Parinirväna die
Substrate der Körperlichkeit {upadhi), die im diesseitigen Nirväna dem
Vollendeten noch anhaften, weggefallen sind^^^ und damit Empfindung
38 10. Nirväna
,,Der große Ozean ist tief, unermeßlich, unergründlich ... So auch der
Vollendete; er ist tief, unermeßlich, unergründlich^^*." Durch diese alten
Worte, die vielleicht Buddhas Munde selbst entstammen, zittert die tiefe,
echt religiöse Ehrfurcht vor dem Heiligsten, vor dem ,mysterium tremen-
dum\ Dieses ,Heilige', von dem die buddhistischen Formeln des Nirväna
mit stillem Beben den Schleier zu lüften suchen, ist kein Numen^ kein
waltendes göttliches Wesen, vor dem der Fromme anbetend auf die Knie
sinkt, und es ist dennoch ein .Numinosum'' im reinsten Sinn des Wortes.
Nirväna ist das Endziel, das Heilsgut, ist die Erlösung, die Rettung, die
Befreiung von dem Furchtbarsten, dem Leiden ohne Ende, Nirväna ist
die ,, Beruhigung", die ,, Aufhebimg", das ,,Ende des Schmerzes" {duk-
Ichüpasama, dukkhassa khayam, dukkhänta). Ein heilshungriger Schüler
fleht inständig zum Erleuchteten ,,Fiu- diejenigen, welche sich mitten im
:
Aber das alles sind nur unvollkommene Sinnbilder für ein absolutes
äQQijTOv, denn Nirväna selbst ist kein Ort, kein Himmel, keine Insel der
Seligen, kein ,Land des Glückes' (wie die späteren Mahdyäna-Buddhisten
10. Nirväna 39
glaubten), sondern der volle Erlösungszustand der Seele. Doch auch das
ist ungenau gesprochen; denn der Buddhismus kennt keine Seelensub-
stanz, keinen unvergängHchen Persönlichkeitskem, kein bleibendes gei-
stiges Selbst, keinen Atman im Sinne der Upanishad-Mystik einer seiner
;
Drang, alles Begehren ist bereits im Zustand der heihgen Lidifferenz er-
storben. Aber der Gleichmütige wirft noch einen Blick auf die Welt der
Vergänglichkeit und des Leids, obgleich er sie verwirft und verachtet; er
,, betrachtet alle Dinge durch das Medium der drei großen Grundgedanken
lieh vom Rad der Geburten hin- und hergeschleudert worden, Befreiung,
Erlösung, Erquickung, Wonne, Glück, Seligkeit (sukham), die Seligkeit
der Befreiung {vimutti-sukham) höchste Seligkeit (paramam sukham)^*^.
,
Die SeUgkeit des Nirväna ist darum eine andere als die Wonne der Ek-
stase, sie entbehrt jeder lodernden Affektivität, jeder aufwühlenden Ge-
waltsamkeit, sie hat nichts vom Sturm imd Rausch des dionysischen
Enthusiasmus; sie ist kein plötzHches Entzückt- und Entrücktwerden,
kein wonniges Übermannt-, Überflutet-, Fortgerissen- und Besessen-
werden, sondern ein Dauerzustand der gänzUchen Unberührtheit, des
völhgen Insichselberseins, eine stille Sehgkeit ohne alle Erregtheit und
Ergriffenheit. Sie gleicht jener Form der unio mystica christlicher From-
mer, die in Gegensatz zu der kommenden und wieder vorübergehenden
Wonnetrimkenheit der Ekstase ein bleibender Habitus der Seele ist^^.
Der Vollendete weilt in der ruhevollen Seligkeit des Nirväna, der steten
unio mystica, ohne dieser Sehgkeit sich förmUch bewußt zu sein. Diese
Seligkeit dauert darum unvermindert fort, nachdem im leibHchen
Tode ,,das Bewußtsein zerstört und das Erkennen untergegangen ist"^^^.
Buddhas Jünger Säriputta spricht zu den Mönchen .Wonne, ihr Freunde,
: ,
ist dieses Nirväna, Wonne, ihr Freunde, ist dieses Nirväna." Da wendet
einer der Jünger ein ,,Wie kann es aber ... in diesem Zustand eine Wonne
:
hinweisen, sind nur Ideogramme des ineffabile, sie wollen nur sagen, daß
es nicht gesagt werden kann. Aber ebensowenig kann es gedacht werden.
In seinem antiphilosophischen Agnostizismus, in seiner ,antipathie pour
le finalisme'^'^'^ verwehrt Buddha jede metaphysische Deutung und speku-
lative Durchdringung dieses Geheimnisses; er machte mit dem Worte
Yäjnavalkyas, das Göttliche sei das ,Nein, Nein' {na iti, na iti, ,, nicht so,
nicht so")24® vollen Ernst. An jene Stelle, da die großen Mystiker-Theo-
logen (Yäjnavalkya, Sankara, Rämänuja, Plotin, Dionysius Areopagita,
Eckhart) ihren kiihnen Gottesbegriff aufrichteten, setzt der Buddhismus
,,den leeren Gedankenstrich "^^^ — sunyaid, ,, Leere" heißt ja einer der
Ausdrücke für Nirväna. In diesem Fehlen eines förmlichen Gottesbegriffes
erblicken Dahlmann und Eklund einen schweren logischen Mangel des
buddhistischen Nirväna- Gedankens. Eklund glaubt, daß durch d^'e Be-
seitigung des ätman- Brahma- Gedankens das Nirväna zu einem ,so wun-
derlich schwebenden und unerklärlichen Begriffe', zu einer ,Prädikat-
sammlung ohne einendes Subjekt' wurde^^". Nach der Meinung des Je-
suiten Dahlmann wird eben dadurch das buddhistische Nirväna zum
jkrassesten nihilum'^^^. Nichts ist falscher als dies. Es trifft zwar zu, daß
der Idee des Nirväna eine ,, zwischen Positivem und Negativem schwim-
mende Unbestimmtheit" eigen ist^^^ aber ,,nur dem Begriffe nach istNir-
j
väna ein Negativum, dem Gefühl nach ein Positivum stärkster Form "2^^.
Der Buddhismus hat nur den Gedanken der »negativen Theologie' zu Ende
gedacht, aus der mystischen Idee des inixeiva^^'^ die letzten Konse-
quenzen gezogen. Der Gedanke, daß das Göttliche sich nicht in Begriffe
fassen, nicht in Bildern beschreiben und nicht in Worten ausdrücken läßt,
ist der Mystik wesentlich. Dennoch haben die großen Mystiker viel über
die unio mystica geredet und geschriebenes^; die wunderbare Paradoxie
und die aufwühlende Gewalt dieses einzigartigen Erlebnisses zwang sie
un Widers tehHch dazu, über das äQQrjrov zu reden, obgleich sie wußten,
daß ihre Rede und Erinnerung an dieses Erlebnis nicht heranreichte. Dem
Nirväna hingegen fehlt die lodernde Affektivität, die verzehrende Kraft;
es ist die tiefste Ruhe, die heiligste Aff ektlosigkeit wer es geschaut, den
;
quält kein Drang zur Rede. Eben darum konnte der Buddhismus mit dem
mystischen Grundgedanken des ,me//a6^7e' vollen Ernst machen. Jenes
höchste Göttlich-Geistige, von dem die anderen Mystiker auf mannig-
fache Weise reden, ,,war für Buddha — Schweigen, ein Schweigen, das
uns vieles sagen kann, das nicht rein negativ ist, sondern auch eine posi-
tive Seite hat"2s^. Und doch verrät uns ein leises Raunen der heiligen
Schriften etwas von dem Mysterium des Nirväna. ,,Es gibt ein Unge-
borenes, Ungewordenes, Ungeschaffenes, Ungestaltetes; gäbe es nicht
dieses Ungeborene, Ungewordene, Ungeschaffene, Ungestaltete, so wäre
kein Ausweg zu finden für das Geborene, Gewordene, Geschaffene, Ge-
staltete^^'," Die weihevolle Stimmung, die über diesem und über ähnlichen
Worten liegt, läßt uns unmittelbar fühlen, daß Nirväna ein mystisches
fSummum bonum' ist, ein Übersinnliches, ein ,Heiliges', ein Göttliches, ein
42 10. Nirväna
bin Gott'. ,,Ich bin Brahma" (brahmäsmi) ,, dieser Atman ist Brahman"
,,was du (Brahman) bist, das bin ich" {yas tvam äse, so 'Kam asmi); ,,das
(diman- Brahman) bist du, Svetaketu" {tat tvam asi) — lauten die mysti-
schen Identitätsformeln der Upanishaden^^^. Ähnliche Fonnehi finden
sich in der hinduis tischen, persischen, hellenistischen und christlichen
Mystik^^**. Von emer solchen Einigung und Vergottmig sprechen Buddha
und seine Schüler nie; die rein aktualistische Auffassung der mensch-
lichen Seele schließt das Vorhandensein eines geistigen Selbst, eines
ätman, gänzUch aus. Überdies hat Buddha auch jenen letzten Rest perso-
naler Gottesvorstellung, der selbst der impersonalen theopanischen Mystik
anhaftet, von der Idee des Nirväna ferngehalten. Dieser radikale Im-
personalismus kommt in den örtlichen Bildern von Nirvdna-dhätu (Nir-
väna-Element bzw. -Sphäre) ganz deutlich zum Ausdruck. Trotz alledem
besteht zwischen der unendlichen Wonne des Brahma-ätma-aikyam und
des Nirväna kein innerer Unterschied. Die tiefe Scheu des Buddha
in positiven, noch entfernt personalen Formen von dem ,Ganz-andern',
dem überschwänglichen Heilsziel zu reden, ändert nichts an der Identität
des .Eingehens' in Nirväna mit dem Einswerden von Seele und Gott, wie
es die Mystik aller Zeiten erstrebt. Nirväna ist, so paradox es klingen mag,
trotz aller begrifflichen Negativität nichts anderes als die ,e w i g e
Seligkeit', nach der das Herz des religiösen Menschen auf der ganzen
Erde sich sehnt. Nathan Söderblom, der wie kein anderer christlicher
Theologe in das Sanctissimum buddhistischer Frömmigkeit geschaut,
sagt in einem wunderbaren Worte: ,, Nirväna ist voll der Andacht und
des Friedens der Ewigkeit. Man fühlt die besänftigenden Flügelschläge
der großen Ruhe, und das Herz wird erfüllt von einem religiösen Gefühl
der Erleichterung und des Friedens. Nirväna ist eine göttlicheWelt
ohne Gott, ein Gottesgeschenk ohne Schenke r^^i."
11. Buddhistische Versenkung und Yoga 43
fassungszeit des vierten Evangeliums vom Tode Jesu scheidet. Der bud-
dhistische Kanon stellt uns vor literar- und religionsgeschichtHche Pro-
bleme, die fast ebenso verwickelt sind wie die Probleme des Pentateuch
und der vier Evangelien. Eine jahrzehntelange Literarkritik hat uns eine
annähernde Gewißheit darüber gebracht, aus welchen Logien Jesus un-
mittelbar zu uns spricht, welche von seinen Jüngern geformt sind imd
aus welchen die Urgemeinde redet dagegen ist es heute noch fast unmög-
;
44 !!• Buddhistische Versenkung und Yoga
die alte Tradition, nach welcher der Weg zur Erlösung über die vier jhdna-
Stufen geht. So erklärt sich die merkwürdige Erzählung, daß der ster-
bende Buddha erst die vier jhdna, dann die fünf arüpa bis zum sannd-
vedayita-nirodha durchlief, hierauf wieder rückwärts ging bis zum ersten
jhdna um dann neuerdings die /Äawa- Skala emporzusteigen und von der
^
bieten, sich mit ihm in die Leitung seiner dreihundert Schüler zu teilen.
Allein Buddha weist ihn ab und trennt sich von ihm, weil er erkennt, daß
durch seine Methode nur ein vorübergehender trance, aber nicht das er-
sehnte Heil erlangt werden kann. Nicht führt diese Lehre zur Entsagung,
,,
nung') ist das Bestreben, durch körperliche und geistige Methoden der
Konzentration zu höheren Bewußtseinszuständen zu gelangen, kurz eine
mystische Psychotechnik^'^, Yoga ist nicht ein Heilsideal, sondern ein
Heilsmittel, eine Erlösungsmethode, die allen indischen Religionen ge-
meinsam ist. Yoga begegnet uns bereits in den jüngeren Upanishaden;
die sublime Ätman Mystik bemächtigt sich der alten vedischen Zauber-
praktiken (des ta'pasY'^'^, um mit ihrer Hilfe die Einheit von ätman und
Brahma in der Ekstase herbeizuführen; sie schuf eine mystische Exer-
zitientechnik, die in der späteren Zeit wohl vergeistigt und reicher aus-
gestaltet wurde, deren Wesenszüge aber dieselben bheben. Die dualistische
/S^a?nÄ;Äi/a-Philosophie^'^ bot dieser religiösen Psychotechnik eine gewisse
theoretisch-psychologische Unterlage; so entstand der eigentliche psy-
chologisch fundierte Yoga, der unsystematisch in den jüngeren Upanisha-
46 11' Buddhistische Versenkung und Yoga
für das mystische Erlösungsstreben der Inder besitzt, ist historisch wohl
gerechtfertigt. Für die Jaina-Mönche dient das Yoga-sästra des Hema-
chandra (das noch der vollständigen europäischen Herausgabe harrt^'^)
als ein wichtiges Handbuch des geistlichen Lebens. Die reichste Aus-
gestaltung hat die Yogatechnik im Buddhismus gefunden, obgleich das
Wort Yoga uns in dem alten buddhistischen Schrifttum sehr selten be-
gegnet'^"; auch Patanjalis Yoga-sütra samt seinen Kommentaren vermag
sich an Feinheit und Reichtum yogatechnischer Einzelheiten mit der
kanonischen Literatur des Buddhismus nicht zu messen. Trotzdem läßt
sich aufzeigen, daß das ganze reichgegliederte System der Versenkungs-
übungen und -theorien in alten Yogatraditionen wurzelt^'^. Freilich darf
man nicht glauben, daß die dem Yoga-sütra Patanjalis zugrunde liegende
alte Sonderüberlief erimg die Quelle für die buddhistische Versenkungs-
theorie und -praxis bildet^'^, vielmehr gehen beide Traditionen auf -eine
gemeinsame ältere Wurzel zurück.
Das buddhistische Heilspfadschema deckt sich im wesentlichen mit dem des
Yogasütra. Den buddhistischen sUa-Gehoten entsprechen (sogar in den Termini)
die t/ama- Gebote des Yogasütra^ *<•. Die äußeren Vorbereitungen zur Versenkung:
das Aufsuchen eines einsamen Platzes, die unbewegliche Körperhaltung**^, die Be-
herrschung des Atems sind Gemeingut des Yoga; wir erfahren von ihnen ebenso
in den Upanishaden und im Mahäbhärata wie im Yoga- Abriß Patanjalis***. Die
ernsten Meditationsthemen des Buddhismus {anicca, anattä, dukkham) begegnen
tms mit geringen Varianten in Jainatexten**^ wiö im Yogasütra***. Die buddhistische
asubha-bhävanä hat auch in außerbuddhistischen indischen Kreisen eine Stätte ge-
funden***. Der vierfache Stiifengang des jhäna hat auffallende Parallelen im Yoga-
sütra Patanjalis wie in Umäsvätis Jaina-Dogmatik einzelne Termini der kanoni-
;
schen y/idna- Formel kehren hier wörtlich wieder. PatanjaU unterscheidet vier Grade
der jbewußten Versenkung' {saniprajnäta samddhi^^^). Als die charakteristischen
Merkmale der ersten Stufe gelten: vitarka, vicära, änanda (Freude) und asmitä (Ich-
bewußtsein); vitarka und vicära sind dieselben Termini, welche die buddhistische
Formel gebraucht* * ' änanda entspricht dem pUi-sukham, asmitä hat ein Äquivalent
;
in sati-sampjanna, das ja die Voraussetzung zum jhäna bildet (s. o. S. 10. 14). Auf
der zweiten Stufe verschwindet vitarka, die übrigen Merkmale bleiben. Wie in
jüngeren buddhistischen Klassifikationen ist hier — mit gutem psychologischen
Recht — die erste Versenkungsstufe in zwei Stufen zerspalten***. Die dritte
samädhiStute ist durch änanda und asmitä gekennzeichnet; sie entspricht völlig
dem zweiten jhäna, dessen Merkmale avitakka, avicära, piti-sukham, sind. Die vierte
samädhiStute des Yogasütra, auf der ,Überlegung' und Erwägung' ebenso ge-
,
schwunden sind, wie das ,Freudegef ühl', berührt sich mit der upekkhä-sati-parisuddhi
des letzten jhäna. Umäsvätis Tativärthädhigama-Sütra kennt vier Stufen der
,reinen Meditation' (iukla-dhyäna) auch hier wird die erste Versenkungsstufe mit
;
vitarka und vicära beschrieben die zweite Stufe wird (abweichend vom Buddhismus
;
und Yogasütra) als avicära (nicht avitarka) bestimmt, die beiden folgenden Ver-
senkungsstufen gelten als Vorstufen des Nirväna**". Die engste Beziehung zu der
buddhistischen jViana-Beschreibung weist eine Stelle des Mahäbhärata^^" auf, die
„geradezu wie eine versifizierte Abkürzung der Formel des ersten jhäna klingt**^:""
Vicära^ ca viveka^ ca vitarka^ co 'pajäyate
muneh samädadhänasya prathamarn dhyanäm äditah.
11. Buddhistische Versenkung und Yoga 47
der Erscheinung, das Unsichtbarwerden, das Durchdringen von Felsen, die voll-
kommene Herrschaft über die Elemente, das Levitationserlebnis, das Anfassen von
Sonne und Mond dem Yogin in gleicher Weise vertraut wie dem in der Versenkung
geübten buddhistischen bhikkhu'^^. Daß endhch Nirväna von der brahmanischen
Mystik und der Jainalehre genau so wie vom Buddhismus als das Ziel der ganzen
Versenkungskunst betrachtet wird, ist eine zu bekannte Tatsache, als daß darüber
besonders gehandelt werden müßte* *^
So steht denn fest, daß die kunstvolle Versenkmigstechnik und -theorie
der buddhistischen Ordensgemeinde kein ausschließlich buddhistisches
Eigentum ist, sondern altes gemeinindisches Traditionsgut des Yoga^"**,
Dennoch hat die religiöse Schöpferkraft des alten Buddhismus eine unver-
kennbare Läuterung und Verinnerhchung der Versenkungsübung bewirkt.
Daß Buddha die Autohypnose des arüpa-jjhdna ablehnte, wurde bereits
oben (S. 45) erwiesen. Die vierfache Stufenleiter der jhdna hingegen (der
auch die buddliistische Dogmatik eine viel höhere Bedeutung zuerkennt
als der abstrakten Versenkung) besitzt trotz der unleugbaren Beziehung
zum Yoga eine geistige Originalität; ja selbst dann besäße sie diese, wenn
erwiesen werden könnte, daß die ganze Terminologie als formelhaftes
Fremdgut aus dem präbuddhistischen Yoga übernommen wurde. Der
Buddhismus hat wie auch sonst einen neuen Inhalt in die alten Formen
gegossen. Die Eigenart des buddhistischen jhdna gegenüber der Ver-
senkmig des Yoga (dasselbe gilt von der Parallelskala" der appamannd)
liegt in dem rein geistig-religiösen Charakter. Rhys Davids bemerkt mit
Recht: ,, Während der Yoga vorwiegend physisch und hypnotisch ist, ist
die buddhistische Methode (der Versenkung) vorwiegend intellektuell und
ethisch^"^." Der geistig-sittliche Charakter des buddhistischen jhdna tritt
am deutlichsten auf der ersten und letzten Stufe hervor. In den Upani-
shaden, in denen sich die Versenkungspraxis des vorbuddhistischen Yoga
48 11« Buddhistische Versenkung und Yoga
imd durch nichts als Yoga^^^," Edvard Lehmann hat vor ihm das Ver-
hältnis von Buddhismus und Yoga in eine treffende Formel gebracht,
wenn er sagt: ,,Der Yoga ist nur eine Methode, der Buddhismus wurde
eine Religion^ii." Das buddhistische jhdna ist gewiß genau so wie die Ver-
senkung des Yogin eine Psychotechnik, aber es ist mehr als diese, es ist
religiöse Andacht, mystische Meditation imd Kontemplation, umgeben
vom ehrfurchtgebietenden Glänze des .Heiligen'; es ist in seiner Art ein
jinneres Gebet', was man von der schulmäßigen Yogatechnik wohl nicht
sagen kann. Und was von dem vierfachen jhcma gilt, das gilt ebenso von
den ihm parallel laufenden vier brahma-vihära. Hier fällt neues Licht auf
Buddhas eigene Stellung zur Versenkung, Daß er das arüpa-jjhäna als
nicht dem Heile dienend abgelehnt hat, wurde schon festgestellt. Übte
und lehrte er die vier jhdna-Stvden oder sind auch sie erst nach dem Tode
des Meisters aus dem Yoga in die Ordensgemeinde eingedrungen ? Edvard
Lehmann stellt die Herkmif t des vierf ältigen jhdna von Buddha selbst in
Abrede; in den alten Texten, meint er, würden die vier jhdna-Gr&de nie
erwähnt. Das Digha-Nikdya hingegen sei ,,eine allzu späte Schrift, um
mitteilen zu können, was dem ursprünglichen Buddhismus eigen war; es
führt in die Klosterzeit hinein, da der Buddhismus sich bereits mit den
religiösen Bräuchen der Lider —
besonders mit dem Yoga —
vermischt
hatte"^i2 j)ag Schweigen des Sutta-nipdta über die vier /Mwa-Stufen
bildet keinen Beweis für das Fehlen des jhdna in der ältesten buddhisti-
schen Verkündigimg. Sutta-nipdta ist eine alte Gedichtsammlung, aber
keine Lehrschrift es setzt vielmehr die Heilslehre schon als bekannt vor-
;
ähnlichen wie dem Dhamma-pada die ganze Heilslehre des Buddha bis in
die Einzelheiten finden zu wollen. (Man kann übrigens aus einigen Stellen
des Sutta-nipdta schließen, daß die Formel des vierten jhdna dem Ver-
fasser bekannt war^^^,) Gewiß muß es als zweifelhaft erscheinen, daß die
vollständige stereotype Formel der vier jhdna-Stvien, die im buddhisti-
schen Sutta-pitaka so oft wiederkehrt, in der überlieferten Fassung von
Buddha selbst geprägt bezw. (soweit sie schon einer älteren Yoga-Über-
lieferung entstammt) umgeprägt worden ist. Schon der eine Umstand, daß
der Beschreibung der dritten Stufe ein Zitat aus dem Munde der ariya
(worunter wohl unmittelbare Buddha jünger gemeint sind) eingefloch-
ten istj'spricht dagegen, daß die jhdna-Y owael wörtlich dem Munde Bud-
dhas entstammt. Es ist auch innerlich unwahrscheinlich, daß Buddha
selbst ein so detailliertes psychologisches Rezept seinen Jüngern hinter-
lassen hat; vielmehr hat es den Anschein, daß er diesen von Fall zu Fall
individuelle Meditationsanweisungen gegeben hat^^*. Obgleich es ohne
Versenkung unmöglich ist, das Heil zu erlangen, so ist doch die strenge
Bindung an die vierfache ;Mwa-Skala keineswegs eine Voraussetzung für
die Erlösung so erklärt es sich auch, daß in der Heilsan Weisung mancher
;
Buddhistische Versenkung. 4
50 11' Buddhistische Versenkung und Yoga
kanonischer Texte der Hinweis auf das jhdno, fehlt. Auch legen die Texte
den Nachdruck nicht auf die einzelnen Versenkungsübungen, sondern auf
die Erkenntnis der großen Heilswahrheiten, für welche die Meditation nur
die Vorbereitung bildet^^^. Andererseits ist die alte, der hinayänischen wie
mahäyanischen Literatur eigene Tradition wohl zu beachten, nach der
Buddha gerade in den entscheidenden Augenblicken seines Lebens, vor
seiner Erleuchtung und vor dem Eingehen ins vollendete Nirväna, die.vier
Stufen des jhdna durchlaufen hat. Ferner wird die religiöse Läuterung und
Vertiefung, welche die Versenkung im Buddhismus erfahren hat, nur dann
verständHch, wenn sie auf die schöpferische Kraft des Meisters selbst
zurückgeführt wird. Wenn wir all diese Momente sorgfältig gegenein-
ander abwägen, so werden wir zu dem Schlüsse kommen, daß die For-
mel des vierfachen jhdna erst von den späteren Dogmatikern im An-
schluß an ältere Yogaformeln geprägt worden ist, daß hingegen die Idee
des stufenförmigen jhdna: der Aufstieg von der gefühlsschweren Medi-
tation des Leids zur tiefen Wonnestimmxmg, von dieser zum heiligen
Gleichmut rnid zum erlösenden Nirväna dem Erlösungsstreben des Mei-
sters selbst entsprungen ist. Ebenso muß die parallele appamawwa-Reihe
als urbuddhistisch gelten; desgleichen das ,dreifache Wissen' und der
Nirväna- Gedanke. Hingegen dürfte wie die arwpa-Versenkimg auch der
Großteil der abhinnd- und iddhi-Vhänomene erst in späterer Zeit — wenn
auch sicher schon vor der Abfassung des Kanons —aus dem Yoga in den
Buddhismus eingedrungen sein^^^. Die ganze reUgiöse Hoheit und der
tiefe sitthche Ernst, der Buddhas Persönlichkeit eigen ist, schließt wohl
eine Zurückführung der mystisch-magischen Phänomene auf den Meister
aus^^'.
„Es gibt keine Versenkung (jhdnam), wo nicht Weisheit ist;" dieses
schon erwähnte W^ort des Dhammapada beleuchtet am besten die Ver-
senkungsweise des ältesten Buddhismus. Die Versenkungskunst des
Buddha war rein geistig imd echt religiös sie vermag sich an Reinheit und
;
westländischen Mystik; denn auch dieses ist ein Sicherheben der Seele
zum jhöchsten Gut', zur ekstatischen Gotteinigung. Aber das mystische
Gebet ist nicht bloß der Idee nach ein der buddhistischen Versenkung
innerlich verwandtes Phänomen, vielmehr offenbart der ganze Stufen-
gang des plana überraschende Parallelen zum Stufengebet der Mystiker.
Die kunstvollen Gebetsskalen, welche die Neupia toniker, die Sufi und die
christHchen Mystiker (s. o. S. 15) konstruierten, decken sich in ihren
psychologischen Grundzügen mit den vier Stufen des buddhistischen
jhdna; ja nicht selten begegnen uns in der Beschreibung der einzelnen
Gebetsstufen dieselben oder ähnliche Ausdrücke, wie wir sie in der kano-
nischen Jhäna-Formel kennen lernten^^o
Alle Gebetsskalen beginnen wie die buddhistische Versenkung mit der
willkürlichen Konzentration der Aufmerksamkeit auf ein rehgiöses Objekt.
Sobald der Fromme die ,Hindernisse' der Andacht beseitigt hat es ist —
52 12. Buddhistische Versenkung und mystisches Gebet
streuungen, zieht sich zurück von den äußeren Objekten, sammelt die
Sinne nach innen, fixiert den Geist" (Madame Guyon^^^). ^^von aufstei-
genden schlechten Gedanken unbehindert, wendet er sich den göttlichen
Dingen zu" (Algazäli^^^). Jamblich bezeichnet die erste Stufe des Gebets
als eidog ovvaycoyöv^'^, Johann vom Kreuz als Gebet der Sammlung'^^^,
,
Teresa als ,oracion de recogimento'^^^ Proclus redet von einer yv&oig lojv
;
stufe lediglich ,Meditation" oder Gebet der Meditation '^-^. Die Beschrei-
,
bungen dieser Stufe betonen bald mehr die intellektuelle, bald mehr die
gefühls- und phantasiemäßige Seite der Betrachtung. Johann vom Kreuz
spricht von einem ,, Betrachten und Nachdenken mit dem Verstand"; der
Fromme ,, macht sich über die Meditationsobjekte seine Gedanken, zieht
Schlüsse, vergleicht sie miteinander und bezieht sie auf sich selbst"^^^,
Teresa hingegen empfiehlt, ,,sich nicht damit zu ermüden, immer neue
Erwägungen anzustellen", sondern ,,die Verstandestätigkeit ruhen zu
lassen" und sich phantasiemäßig in den Gegenstand der Betrachtung zu
vertiefen^^*'. Unter den Meditationsthemen der christUchen Mystiker tref-
fen wir all die buddhistischen Betrachtungspunkte wieder. Petrus von Al-
cantara nennt unter den Hauptthemen der Meditation ,,das Elend des
menschlichen Lebens"; er gliedert dieses Thema näherhin in folgende
Punkte ,,die Kürze dieses Lebens, die Ungewißheit, die Gebrechlichkeit,
:
dieser Gebetsstufe „Die Arbeit des Gebets wird verkehrt in die süße Lust
:
jedoch im Unterschiede zum dritten jhdna zu. ,,Die Seele genießt unver-
gleichlich mehr Freude, Wonne und Entzücken wie vorher; sie genießt
ein namenloses Entzücken, sie schwimmt in den reinsten und höchsten
Wonnen, sie ist in einen himmlischen Rausch, in eine heilige Torheit ver-
sunken ^*i" Dieser Wonnerausch steigert sich noch auf der vierten Gebets-
.
formite^ als die höheren Stufen der die Meditation ablösenden Kontem-
plation^*^. Bei Madame Guyon {welche die sanfte Luststimmmig nur als
Phase der Meditation, der ersten Gebetsstufe betrachtet) setzt die heilige
Indifferenzstimmung schon auf der zweiten Gebetsstaffel ein. Die als
,oraison de simpUcite^ ,o. de simple presence de Dieu\ ,o. infuse'' bezeich-
neten Gebetsstufen unterscheiden sich nur durch den Grad und die Rein-
heit der mystischen Gelassenheit. Im Grunde ist es eine und dieselbe
Indifferenzstimmung, die in der ,oraison de simpliciW' beginnt und im
,mystischen Tod' sich vollendet. Madame Guyon charakterisiert sie in
ihrer prägnanten Terminologie als ,abandon\ ,,depouillement de tout soin
de nous-memes pour nous laisser entierement ä la conduite de Dieu^\ ,,perdre
Sans cesse toute volonte propre dans la volonte de Dieu, renoncer ä lautes
inclinations particulieres"' „etre indifferent ä toutes choses, soit pour le corps,
,
soit pour Vdme, pour les biens temporeis et eternels^^^^'^. Ähnliche Beschrei-
bungen der mystischen Resignation finden sich in der quietistischen Lite-
ratur des 16. und 17. Jahrhunderts an unzähligen Stellen. Wie der bud-
dhistische Mönch in der ,\eid\osen, ireudlosen' upekkhä die Krone des jhdna
erbhckt, so sucht der christliche Quietist in der ,sainte indifference\ in
der Preisgabe alles Eigenwillens an den göttlichen Willen, das Ideal des
Gebets.
Die seelischen Vorgänge, die sich beim Stufengang des mystischen Gre-
bets abspielen, sind ähnhche wie im vierstaffeiigen jhdna der Buddhisten.
Die psychologischen Kategorien, mit denen die psychischen Zustände be-
schrieben werden, stimmen häufig in überraschender Weise überein.
Trotzdem lassen sich bedeutsame innere Unterschiede, ja Gegensätze fest-
stellen. Die fimdamentale Verschiedenheit der buddhistischen Versen-
kung vom mystischen Gebet liegt im Fehlen des lebendigen Gottesgedan-
kens. Alles mystische Meditieren luid KontempHeren ist getragen von der
Gottesidee; es zielt auf eine übersinnHche, metaphysische ReaUtät, sei es
nun das unpersönliche Eine hinter dem Schein der Mannigfaltigkeit (wie
in der Unendlichkeitsmystik' der Vedäntins, Plotms undEckharts), sei es
,
der persönliche Heilandgott, der sich mit der gnadenhungrigen Seele eint
(wie in der indischen und christlichen ,Gottesmystik'^*^). Wohl strebt auch
die buddhistische Versenkung einem Übersinnlichen, Höchsten, völlig Be-
sehgenden zu. Aber dieses Höchste schwebt in so unbestimmter weiter
Ferne, daß es sich dem Blick des Meditierenden gänzHch entzieht. Dem
betenden und betrachtenden Mystiker hingegen ist das Göttliche un-
mittelbar gegenwärtig, ein ,numen praesens' er steht mit ihm in der eng-
;
sten Berührung. Die absichthch gepflegte Meditation auf der ersten Ge-
betsstufe hat als vornehmsten Zweck, sich in Gottes Nähe und Gegenwart
zu versetzen. Guyon sagt: ,,Uexercice principal {de la meditation) doit etre
la presence de Dieu^^^.^' Im Mittelpimkt der Betrachtung steht darum für
die christliche Mystik Gott, das höchste Gut, und sein Verhältnis zur
Seele. Die Betrachtung der Nichtigkeit, Flüchtigkeit imd des Leids alles
Daseins, welche die christliche Mystik mit der buddhistischen gemeinsam
hat, ist für sie nur der dunkle Hintergrund, von dem sich Gottes unend-
liche Größe und Schönheit mit einer überwältigenden Kontrastwirkung
12. Buddhistische Versenkung und mystisches Gebet 55
abhebt. Die wonnevolle Ruhe, die aus der sinnenden Betrachtung geboren
wird, ist für die abendländischen Mystiker nicht wie für die Buddhisten
ein Ruhen in sich selbst, sondern seliges Ruhen in Gott. „Die Seele", sagt
Johann voni Kreuz, ,,ruht, von Liebe ganz erfüllt, in Gott und vereinigt
sich auf die lieblichste Weise in Wonne und Bewunderung und in der All-
gewalt der Liebe mit ihm sie vergißt alle Geschöpfe und richtet ihren
;
Bhck allein auf sein im endliches Sein, seine Güte imd Schönheit und ver-
weilt dabei in unaussprechhcher Süßigkeit, Freude, Ruhe und Frieden^*'."
Die Seele ,genießt' nach einem Worte Teresas ,ihr höchstes Gut'^^®. Auch
die Indifferenzstimmung der christhchen Quietisten ist durchdrungen von
der Idee des ^summum bonum''. Die buddhistische upekkhd ist ein Los-
gelöstsein, ein Schweigen, ein Verneinen; die Indifferenz der christhchen
Mystiker ist die restlose Ergebung in einen souveränen höchsten
Willen, die Selbsthingabe an ein unendHch Wertvolles. Madame Guyon
spricht von dem „delaissement total entre les mains de Dieu'\ von der
„donation de tout soi-meme ä Dieu", vom ,,perdre toute volonte propre dans
la volonte de Dieu", „ne vouloir que ce que Dieu avoulu de son eternite'^^'^^
Durch die Ergebung des eigenen Willens in den göttlichen verliert die
,sancta indijjerentia'' ihre unpersönliche Kälte. Es weht in der abend-
ländischen Mystik, selbst in der quietistischen, ein enthusiastischerHauch,
der dem Buddhismus fremd ist; hier lebt etwas, was diesem ebenso wie
der Ji^waw-Mystik fehlt die Mystiker nennen es ,Liebe' (indisch hhakti,
:
persisch Häk, mahabba, e'Qcog, amor, Minne), und sie meinen damit das
Ergriffensein und Verzehrtwerden von dem letzten und höchsten Wert.
Gewiß sucht auch der Buddhismus einen letzten und höchsten Wert; Nir-
väna heißt ja paramattha. Aber dieses ,summum bonum'^ ist keine leben-
dige, göttliche Macht, die den Menschen ergreift und fortreißt, sondern
ein fernes, hehres Erlösungsideal, das jeder persönlichen Wärme
und Kraft entbehrt. Man kann diese Stimmungsunt^rschiede deutlich
nachfühlen, wenn man Plotins begeisterte Schilderimg der Ekstase im
Schlußkapitel der Enneaden oder Augustins entzückte Betrachtung der
ewigen Sehgkeit im neunten Buch der Konfessionen mit den altehrwürdi-
gen Nirväna-Formeln des buddhistischen Kanons vergleicht. Dort pulsiert
ein warmes, kraftvolles Leben —
hier herrscht eine heilige, feierliche, laut-
lose Stille dort wogt eine überströmende ,Fülle'
;
—
hier öffnet sich eine
(in ihrer Art grandiose) unendliche ,Leere' ^ünyatd. Dieser Terminus, den
:
jEinigung' erzeugt er nicht selbst, sondern empfängt sie von oben. Teresa
urteilt: „Auf der Stufe des Ruhegebets beginnt der Zustand übernatür-
lich zu -werden." „Man kann sich die höheren Stufen nicht selber ver-
schaffen der Geist Grottes versetzt uns in diese Zustände," „Die Andacht
;
ist eine Gabe, und wir verdienen sie nicht durch unsere eigene An-
strengung^^i." Sogar die Upanishaden führen die SeHgkeit der Ekstase
auf eine Gnaden wähl Ätmans zurück. ,,N"ur wen e r wählt, ist fähig, ihn
zu fassen" {yam evaisa vr^ute tena labhyas, Käth.-Up. II 23), Hierin liegt
eine tiefe psychologische Einsicht; jene sublimen mystischen Zustände
können nicht durch willentliche Bemühung erzeugt werden, sie entstehen
unwillkürlich. Der buddhistische Autoso terismus hingegen hat keinen
Raum für eine göttliche Gnade. ,,Seid euch selbst Leuchte! Seid euch
selbst Zuflucht !"^^2 mahnte der dem Tode nahe Meister seine Jünger.
Die buddhistische Versenkung ist die Frucht eigenster geistiger Arbeit,
nicht ein übernatürliches ,Charisma' aus eigener Kraft klimmt der Bhik-
;
khu die jhäna-heiter empor er ,macht' dem einen seelischen Zustand ,ein
:
massen eines Plotin und Meisters Eckhart. Nicht Werturteile sollen da-
mit gefällt, sondern ledigüch bedeutsame psychologische Verschieden-
heiten festgestellt werden.
persönliche Gottheit, die Liebe, die nicht ruht und rastet, bis sie zur vollen
Vereinigung mit Grott gelangt ist —
diese Macht drang aus den Tiefen der
VolksreHgion in die altindische Erlösungsweisheit ein und schuf diese in
eine zarte und enthusiastische Gottesmystik um, die bis heute in Indien
nicht erloschen ist. Der Heilspfad, den diese Gottesmystik verkündet,
heißt bhakti-märga^ ,Liebespfad', im Gegensatz zum jnäna-mdrga, ,Er-
kenntnispfad', den die Seher der alten Upanishaden imd Buddha be-
schritten^^^. Bhakti lehrt schon die ^vetd^vatara-Upanishad^ hhakti pre-
digt die Bhagavad-gitd ; für bhakti und den persönHchen Gott, gegen das
^advaita'' des Sahkara, streitet Rämänuja mit allen Waffen philosophi-
scher Spekulation und theologischer Exegese. Aber die ganze Glut der
Bhakti-Mystik strömt erst in dem feurigen Tamildichter Mänikka Vasagar
imd in dem weichherzigen Hindumystiker Tulsi Das. Das innige Herzens-
gebet, das die alte Ätman-Mjstik kaum kannte und das der ursprüngHche
Buddhismus verbannte, kehrte wieder zurück. Fromm sein hieß wieder
Beter sein die Rehgion war wieder ein trauter Verkehr des Menschen mit
;
1
13. Das Gebet im Mahäyäna-BuddLhismus 59
Gnade, Herr, Götterherr, Weltenherr, Sieghafter, der Welt und mir und allen
Guten Anbetungswürdiger, Buddha, Bezwinger von Sünde, Leid, Gier, Dunkelheit.
Dein Bhakta allein bin ich, mit Leib, Wort und Geist.
Liebster, Allerhöchst-PMrusÄo, Buddha, Leidloser, Heüiger, vor aller Welt Ruhm-
erlangter Sei Zuflucht, du ohne Höheren, Gnädiger, zu deinen Füßen bin ich deiner
!
Knechte Knecht.
Zehnkräftiger! Ich Unkräftiger dieser Kali-yuga, versunken unter den Wogen-
bergen dieser weiten unüberschreitbaren Flut, wie könnte ich (axis eigener Kraft)
dein (rettendes) D/iarma- Schiff erreichen? Reich mir, o Jina, deine Gnadenhand zu
Hilfe ...
Deine Gnade gegen die Menschen macht ja keinen Unterschied, durch sie, o Jina,
reinige mich den Sündenverderbten. Völhg wird mein Glück durch sie. — Wandelt
nicht auch der Mond nüt gleichen Strahlen über Gerechten und Ungerechten ?
Geboren mit aufgesammelter großer Verwirrung, bünd, ohne Liebe, ohne Gefühl
selbst für die eigenen Angehörigen, ohne Tugend und ohne Erkenntnis, mit auf-
gesprossener Schuld und unbeständig — o solche Leute hüte eilend, Vater der
Elenden.
Das unermessene Übel, das ich einst begangen mit Leib und Wort und Geist, all
das zerschmelze ganz im Augenbhcke durch das Gedenken deiner Füße, o All-
wissender.
Stigato, vor dir habe ichnüch zur Erde längs hingeworfen, o Süßlehrender. Durch
deine Macht falle alles Üble ab von mir, und so, daß es an dem Wiederaufgerich-
teten nicht mehr hafte . . .
Beim Baden, Wirken, Essen, Spenden, Riechen, Hören, Meditieren, beim Tasten,
Sehen, Unterhalten und so weiter soll mein Sinnen so früh wie spät bei Tag und
Nacht und stetig weilen bei deinem Lotosfuß, wie das Gedenken der Jünglinge stets
bei der Jungfrau weilt.
Mein Herr, mein mir erwünschter Paradiesbaiun, meine Schutzgottheit, mein
Guru, o meine Mutter, mein Anzubetender, mein lieber Genoß, mein Umgang,
meine Wissenschaft, mein All-Leidens- Stiller, mein Sinnen, mein Schatz, mein
Edel-Glück, mein Leben, mein Buddha — schirme mich**^"
Ein tägliches Gebet der tibetanischen Buddhisten an Avalokitesvara lautet:
,,0 du, der du die wahrhafte Verkörperung des dreifachen Urgrundes aller Über-
winder {Jina) der Leidenschaften bist, du größer Schatz der unbegrenzten und aus-
60 13. Das Gebet im Mabäyäna-Buddhismus
erlesenen kostbaren Tugenden; du, der du imnaer geschäftig und tätig bist in der
Vollbringung großartiger und unaufhörlicher Werke der Barmherzigkeit und des
Mitleides: ich bete zu dir, o edler Herr der Wahrheit.
Immer iind immer bist du darauf bedacht, jedes empfindende Wesen, das in der
Welt ist, zu erlösen du, der du entschlossen bist, es dem höchsten Zustande, dem
;
Nirv&na, zuzuführen; du, der du auch bedacht bist, den Abgrund der niedrigen
Zustände der Unaufgeklärtheit zu beseitigen, ich bete zu dir, o edler Herr der Wahr-
heit . . .
Ich armseliges, gedankenloses Wesen! Beschäftigt bin ich mit den ziel- und
fruchtlosen Bestrebimgen dieses dahinfUeßenden Lebens, und indem ich den wich-
tigsten Gegenstand meines Daseins entgleiten lasse, versäume ich meine kostbare
Gelegenheit dieses Glückes, als Mensch zu leben, und werde mit leeren Händen von
hier gehen müssen. Gib mir die Kraft, die Ziele dieses Lebens aufzugeben! . . .
Gib mir die Kraft, o Herr, beständig des Todes zu gedenken Gib mir, o Herr, ! . . .
die Kunst, Tag und Nacht in rechter Andacht zu verleben Gib mir, o Herr, ! . . .
daß mein Herz erfüllt werde mit Liebe und Mitleid Gib mir, o Herr, die Kraft,
! . . .
Äache aus meinem Herzen völlig auszurotten! Gib mir, o Herr, daß ich mit
. . .
Sanftmut und Demut erfüllt werde ! Gewähre mir, Herr, daß ich alle empfinden-
. . .
den Wesen heben möge .. ! .Verleihe mir, o Herr, die Kraft, Böses mit Gutem zu
.
vergelten!"^**
Sarvajnämitra betet zur Muttergöttin Tärä, Avalokitesvaras Gattin:
,,Mit Kränzen, deren Blumen neue Lobpreisungen sind, o du Retterin, du Zu-
flucht im Unglück, o Aryä, mit gefalteten Händen und mit dem vom blendenden
Glanz gebeugten Haupte bete ich in Frömmigkeit deine Füße an . . .
Mein Leib ist hinabgesunken in das Feuer des Elends, das schwer zu überschreiten
ist; ich Unglücklicher weiß nicht, wohin ich mich wenden soll. Verwirrt (rufe ich):
,Was soll ich tun, was soU ich tun ?' Obwohl zu nichts geworden durch das Mißglück
der Unternehmungen, die ich begann, höre ich noch von anderen, bei schon ge-
brochenem Auge, vom Glanz der Sonne und des Mondes am Himmelsgewölbe; und
gefesselt von der Hoffnung, selbst zu sehen, und gezwungen, mich von einem anderen
leiten zu lassen, nehme ich meine Zviflucht zu dir, die du das Böse verdirbst.
Gewiß, dein Mitleid erstreckt sich ohne Unterschied über den Weg aller Wesen:
in und mit der Gnade, welche ihnen erwiesen wird, wird notwendig auch mir, der
ich unter ihnen bin, dieselbe Gnade zuteil. Deine Macht, die ohnegleichen ist, ist
die Sonnenscheibe, welche die Finsternis der Sünden erleuchtet, die in der ganzen
Welt begangen werden. Ich bin ein Unglücklicher auch mich ;o weh brennt — ! —
die Sünde, die ich begangen habe Ich, der ich ohne Schutz bin, habe dich,
. . .
HeiHge, zu meiner Beschützerin erwählt, dich, die du allein alle Welten erhältst.
Selbst eine Mutter wird müde, wenn ihr Kind oft weint, um die Brust zu erhal-
ten; auch ein Vater wird zornig, wenn er Tag für Tag (vom Sohne) in Anspruch ge-
nommen wird wegen Dingen, die er nicht besitzt. Aber du, die du dich um die Äste
des großen Wunschbaumes schlingst, dessen reiche Früchte (erfüllt sind) von den
Wünschen aus den drei Welten, lassest reichlich Gaben zuströmen allen, welche dich
um Vorteile anrufen; und nicht findet sich bei dir irgendwelche Veränderüchkeit.
,Für einen jeden, dessen Leib vom Feuer der Leidenschaften verbrannt wird, bin
ich der rettende Nachen.' Erfülle an mir, der ich hinabgesunken bin in die HöUe
des Leidens, diese vor dir selbst verkündete Verheißung, auf daß sie Frucht trage . .
Wenn jemand mit lauter Stimme und mit in die Luft ausgestreckten Armen einen
Verzweiflungsschrei in der Form eines Preiswortes ausstößt, kann niemand da-
gegen gleichgültig sein, wieviel weniger du, o Mutter Wenn ich bei anderen sehe, !
wie ihre Gebete von dir erfüllt und ihre Wünsche befriedigt werden, werde ich un-
aufhörlich von einem inneren unausstehlichen Fieber gequält, das aus Unzufrieden-
heit entsteht.
Wenn ich sündig bin, warum wächst meine Hingebung an dich gleichwohl ? Niu"
dadurch, daß man deinen Namen hört und sich dessen erinnert, vertreibst du die
Sünde mit Gewalt. Wie kommt es, sag mir du, die du der Wahrheit Wort sprichst,
daß du mich wegstoßest und gerade an mir nicht tuest, wie du gewohnt bist ? Pflegt
der Arzt, von starkem Mitleid ergriffen, ein Heilmittel vorzuenthalten, das bei Ohn-
macht für einen dem Tode nahen Menschen geeignet ist ? ... .
14. Buddha, der Meister der Versenkung — Jesus, der Meister des Gebets 61
Was ich wünsche, dir wissen zu lassen, das weißt du alles im großen und kleinen
schon voraus (vgl. Matth. 6, 8), aber die Art und Weise, in welcher der Unwissende
im Übermaße sich ermüdet, wenn er sich dir aussprechen wiU, wird für ihn eine
Ursache der Zufriedenstellung, so wie vor einer liebevollen Mutter, die doch alles
schon weiß, der Unglückliche, indem er seinen Schmerz wie eine Gabe ausschüttet,
Wohlgefühl und Erleichterung für das Herz erlangt.
. Wende zu uns deinen erquickenden Blick, laß uns durch deine Unterweisung
. .
im Wissen wachsen; du, deren Mitleid groß ist, zerstreue meine innere Finsternis.
Ich habe mein Herz mit dem reinigenden Wasser deiner Liebe gereinigt, die einzige
Rettung ist mir gesichert denn der Preis deiner Tugenden ist allein der untrügliche
;
Geist als der Geist des Meisters und seiner Bettelmönche. Dieses nieder-
drückende Ohnmachtsgfeühl und Sündenbewußtsein, dieses inständige
Flehen um Gnade, Hilfe und Rettung, diese unerschütterliche Zuversicht
zu der helfenden und schenkenden Heilandgottheit —
all das ist nicht
buddhistisch. Das Wort des sterbenden Meisters: ,,Seid euch selbst
Leuchte, seid euch selbst Zuflucht," haben die mahäyänischen Bud-
dhisten ganz vergessen. Hier atmet die hinduis tische bhakti. Der mystische
jAtheismus' des alten Buddhismus ist einem innigen persönlichen Gottes-
glauben gewichen das Streben und Ringen nach dem höchsten Heil ist
;
zurück vor der eisigen Kälte der upeJckhä; sie wollen ihre Not und ihren
Jammer ausschütten vor einer mächtigen und barmherzigen Gottheit, die
helfen und stützen kann, verzeihen imd beseligen.
Das Gebet ist das Herz und der Mittelpunkt aller Religion, die Seele
und der Pulsschlag aller Frömmigkeit (vgl. o. S. 1). Der Unterschied der
einzelnen ReUgionen und religiösen Persönlichkeiten offenbart sich darum
mit besonderer Klarheit und Schärfeim Gebet. Buddhismus und Christen-
tum sind oft zum Gegenstand des Vergleiches gemacht worden aber die ;
als ihn das Grauen vor der bevorstehenden Katastrophe erfaßte (Mk. 14,
32 ff .). Am Kreuze betete er um Vergebung für seine verblendeten Feinde
(Lk. 23, 34), Ein Angstschrei aus tiefster Verlassenheit war sein Sterbe-
gebet (^Ik. 15, 34). Alle religiösen Genien haben aber nicht nur selbst
Meditation oder Gebet beharrlich gepflegt, sie haben auch mit feiner
Seelenpädagogik ihre Jünger in die Geheipinisse des rehgiösen Innen-
lebens eingeführt. Buddlia gab seinen Jüngern ein kunstvolles psycho-
logisches Rezept zur stufenförmigen Versenkung und er mahnte sie zur
;
du." Dort ein sanftes Ruhen in sich selbst, ein Sichauflösen in die Unend-
lichkeit des reinen, unpersönlichen Seins —
hier eine lebendige Zwie-
sprache mit einem Du, ein realer Umgang, ein dramatischer Verkehr, ein
Herzensaustausch mit dem persönhchen Gott. Dort eine fortschreitende
Läuterung von allen Affekten, Gefühlen und Willensregungen, ein radi-
kales Ersterben aller Lebenstendenzen, ein völliges ,Entwerden' hier —
der spontane und gewaltsame Durchbruch des übermächtigen Affektes,
ein Aufjauchzen aus höchstem Glück, ein Aufschreien aus tiefster Not,
ein Aufatmen aus reinster Menschenliebe, kurz ein ,Ausschütten des Her-
zens'. Dort die unberührte Einheit, der imgestörte Friede, das völlige Er-
löschen des Lebenswillens —
hier die aufwühlende Erregung, die sich auf-
bäumende Leidenschaft, der frische, kraftvolle, gesunde Wille zum Leben.
Dort die raffinierteste Sublimierung, deren das Religiöse fähig ist hier —
das Erwachen des religiösen Urphänomens.
Die inneren Gegensätze zwischen den beiden Religionsschöpfern sind
gewaltig. Aber die Kluft erweitert sich noch, wenn wir das 5. und 6. Ka-
pitel des Mahä-parinibbdna-Sutta^^'^ und das 15. Kapitel des Markus-
Evangeliums gegenüberstellend, uns Buddhas und Jesu Tod vergegen-
wärtigen. Der greise Buddha unter den blütenbehangenen Zwillingsbäu-
men des Sälahaines, umgeben von der Schar der verehrenden Jünger,
liebevoll mahnend und herzlich tröstend —
eine ergreifende Abschieds-
szene. Nachdem er seinen Jüngern die ,Lehre' (dhamma) anvertraut, die
ihre Leuchte und ihr Meister sein sollte nach seinem Hinscheiden, da
sammelt er sich in der stillen Meditation, steigt die vierstufige Skala des
jhdna hinauf, und von der reinen, ,in Gleichmut und Besonnenheit' voll-
endeten vierten Stufe geht er ein in die ewige Ruhe des Parinibhdna. Wie
ganz anders Jesu Tod In der Vollkraft der Mann es jähre stehend, als Ver-
!
(nur verehrungsvolle Frauen schauen trauernd ,von Ferne', Mk. 15, 40),
64 14:. Buddha, der Meister der Versenkung — Jesiis, der Meister des Gebets
*) Lukas (23, 47) ersetzt den Angstruf ,Eloi', den Matthäus und Markus überliefern,
mit dem trosTvollen Ergebungswort des Psalmisten (31, 6): ,, Vater, in deine Hände
empfehle ich meinen Geist." Der vierte Evangelist Jo. 19, 30) läßt Jesus mit dem
(
väna —
des sterbenden Jesu unerfüllte Reichgottessehnsucht. Vertiefen
wir uns in diesen ungeheuren Kontrast und in die ernsten religiösen Pro-
bleme, die uns dieser Konstrast stellt, so lernen wir verstehen, warum so
manche feinsinnigen und religiös empfindenden Menschen unserer Zeit
sich vom Christentum abgestoßen und vom Buddhismus angezogen füh-
len. Die Religiosität der Gegenwart zeigt eine starke Hinneigung zur
Mystik. Übersättigt von den Reizen und Reichtümern dieser Welt, ver-
langt man nach weltabgeschiedener Innerlichkeit; enttäuscht von den
Fortschritten der Kultur sehnt man sich nach einem unendlichen Wert;
erfüllt vom Gefühl der Nichtigkeit alles Irdischen möchte man aufgehen
in der Unermeßlichkeit des Einen, Göttlichen. Die prophetische Frömmig-
keit der alt- und neutestamentlichen wie der reformatorischen Persönlich-
keiten vermag diesen weltmüden, unendüchkeitshungrigen Geistern keine
Befriedigung zu gewähren. Sie erscheint ihnen voll von Anstößen und
Schwierigkeiten für den grübelnden Intellekt; sie dünkt ihrem ästheti-
schen und religiösen Fühlen zu schroff und leidenschaftlich, zu hart und
ethisch, zu grob und primitiv, zu anthropomorph und kindlich, zu antik
und semitisch. So suchen sie das Heil, das sie im biblischen Christentum
nicht finden können, in einer sublimen mystischen Frömmigkeit, sei es
nun in der germanischen Mystik des Mittelalters oder in der altindischen
Erlösungsweisheit in der Vedänta-Jjehxe der Upanishaden oder im Evan-
:
gelium des Buddha. (Oder sie schöpfen gar aus den trüben Abflüssen der
Mystik, aus Gnosis, Kabbala und Theosophie.) Bald ist es Meister Eck-
hart, bald Buddha, der als der größte religiöse Genius, als der Herold der
europäischen Zukunftsreligion gefeiert wird. Die deutsche mittelalterhche
Mystik hat den Vorzug der zarten Innigkeit, Gemütswärme und Lebendig-
keit, die indische Nirväna -Mystik den der unberührten Einheit und star-
ren Konsequenz. Beide aber stellen einen Frömmigkeitstypus dar, welcher
von der prophetisch-bibHschen, genuin-christhchen ReHgiosität sich deut-
lich unterscheidet. Durch die ganze innere Geschichte des Christentums
zieht sich der Gegensatz der beiden Typen die dem hellenistischen Geist
:
unterliegt sie, bald schUeßt sie Kompromisse aber sie ist nie ganz christ-
;
Buddhistisehe Versenkung. 6
66 14. Buddha, der Meister der Versentung — Jesus, der Meister des Gebets
1846 V291. 300; vgl. Ges. Werke von W. v. Humboldt I 96. 111; M. Winternitz,
Geschichte der indischen Literatur I 1909, 16 f. 366 f.
^) Söderblom, Tieles Kompendium der Rehgionsgeschichte * 1912, 265; H. Beckh,
•) Buddha, Ein Kulturbild des Ostens 1898, 11. 15. 87: „Der Buddhismus ist in
erster Linie eine Erscheinung der indischen Philosophie," „eine Philosophie des Lei-
dens und der Erlösung". „Der Buddliismus wurzelt in seinem Grundprinzip avif dem
Boden des MateriaUsmus und der Skepsis."
*) Vgl. J. Silbernagl, Der Buddhismus nach seiner Entstehung, Fortbildung und
lation betrachtet werden. Dann freilich ist ihm durch die Logik das Verdanmiungs-
urteil gesprochen; aber man muß ihn als eine Religion beurteilen, imd er besteht
die Prüfung imter dem Gesichtspunkt der religionspsychologischen Logik. Dann
erweist er sich . . als ein Werk, würdig dessen, den man nüt Recht die Leuchte
.
Asiens und das größte reügiöse Genie der asiatischen Welt genannt hat."
^*) R. Otto, Das Heilige. Über das Irrationale in der Idee des Göttlichen und sein
Verhältnis zum Rationalen 1917, 14. 42. In seinen ,,Tex en zur indischen Gottes-
mystik" I (Visnu-Näräyana 1917) weist Otto wiederholt auf die Parallelen zwischen
buddhistischer und hinduistischer Mystik hin. Besonders treffend ist die Be-
merkung: ,,Wer den Schlüssel der Mystik nicht mitbringt, hat zu ihm (dem Bud-
dhismus) überhaupt keinen" (S. 94).
1') ZDMG 69 (1915).
18) Buddhismus (Göschen) I 125. Vgl. I 100 ff. 115 ff.; II 9 ff. 88 ff.
1*) Aufsätze zur Kultiu?- und Sprachgeschichte, vornehmlich des Oiients, Ernst
der eigentlichen .Religion' gegenüberstellt (S. 1. 30 vgl. 124). ,,The Buddhism of the
old books is almost exclusively a disciphne of dehvrance, deüvrance from rebirth
and death, dehvrance from transnügration" (S. 107). Unter ,disciphnes' versteht
er ,,bodies of doctrines and practices, together with a rule of Ufe, aiming at a prac-
tical end, — the Indian word is märga, ,path' or yäna, ,vehicle', — and from this
point of view, they are something more than philosophies, theories or scholasticisms.
But it is doubtfiil whether they can be styled ,rehgions' " (S. 4). Ähnlich \irteilt
Heinrich Scholz in seiner bedeutsamen ,Rehgionsphilosophie' (Berlin 1921 S. 212 f.).
Er betont zwar, ,,daß der Buddhismus weder als metaphysisches System noch als
Morallehre bestimmt werden kann," wirft aber auch die Frage auf, ,,ob durch diese
drei MögUchkeiten Metaphysik, Moral und Rehgion die für die Charakterisierung
:
commis teile faute, que j'ai donnö teile aiunöne ainsi puisse-je obtenir tel bien,
r^aliser tel miracle'." Über pranidhäna vgl. Anesaki, Prayer Buddhist ERE X 166.
Vgl. auch Oltramare Transactions of the Third International Congress for the
History of Religions 1908 II 68; A. Bertholet, Der Buddhismus und seine Bedeutung
für unser Geistesleben 1904, 45; E. Hardy, Buddha (Göschen) 1903, 56.
^^) Vgl. De la Vallee Poussin, Bouddhisme, Opinions 212.
") E. B. Tylor, Die Anfänge der Kiiltur übs. v. Sprengel imd Poske 1873, II 394.
2*) In der altindischen Religion ist das aller Mystik zugrundeliegende pessimi-
stische Lebensgrundgefühl dvu'ch die Idee der Wiedergebvut potenziert. Für naive
Menschen hatte der Gedanke, daß der Mensch diirch gute Werke sich eine glück-
lichere Existenz in der nächsten Geburt erringen könne, etwas Tröstendes und Er-
hebendes er war ein schinunernder Hoffnimgsstern für alle jene, die als Angehörige
;
niederer Kasten ein drückendes Dasein tragen mußten. Aber tiefer bückende Men-
schen konnten aus dem Reinkarnationsglauben keinerlei Trost schöpfen. Wieder-
geborenwerden bedeutet ja nicht.s anderes als Wieder-leiden und -sterben-müssen.
Das nichtige Gegenwartsleben findet immer wieder eine Fortsetzung, der Mensch
bewegt sich im ewigen Kreislauf der Geburten, im saTpsära. Auf ewig ist der Mensch
hineingebannt in diese Welt der Vergänglichkeit und des Leids. Diese Erkenntnis
mußte in empfindamen Naturen jede Lebenslust ertöten und mit doppelter Ge-
walt die Sehnsucht nach iinvergänglichem Heil erwecken. In der Maiträyana-
Upanishad bricht König Brhadratha vor dem Weisen Sakäyanya in den Schmer-
zensruf aus: ,,Der, welcher die Welt satt hat, muß doch immer und immer wieder
ziu-ückkehren. Darum rette mich! Denn ich fühle mich in diesem Weltlauf wie der
Frosch in einem wasserleeren Brunnenloch." (I 4; Deussen, Sechzig Upanishads
des Veda 1906S 316 f.; Die Geheimlehre des Veda 1911, 193 f.) Buddha spricht zu
seinen Jüngern: ,,Der samsära hat seinen Beginn in der Ewigkeit. Kein Anfang läßt
sich erkennen, von welchem an die Wesen, im Nichtwissen befangen, von Durst
nach Dasein gefesselt, mnherirren und wandern. Was meint ihr, ihr jünger, was
mehr ist, das Wasser in den vier Weltmeeren oder die Tränen, die geflossen und von
euch vergossen sind, wie ihr auf diesem weiten Wege umherirrtet und wandertet und
jammertet und weintet." Saniyutta-Nikäya II 179 f.; Oldenberg, Buddha 1914*,
243 f.
2») Vgl. Das Gebet, 2. Aufl. 248 ff.
=">) Vgl. Das Gebet " 289 f. 342 f.
I
Anmerkungen zu S. 10 — 13 71
Hardy, Buddhismus nach älteren Pah quellen 1890, 66 ff. ; 2. Aufl. bes. v. Rieh.
Schmidt, 1919, 102 ff.; Buddha (Göschen) 84 ff.; Pischel, Leben \md Lehre des
Buddha 72 ff.; Beckh II 25 ff.; Franke, ZDMG 71, 56 ff.
^*) Wie alle Mystiker so fordert auch Buddha den strengsten zölibatären Wandel
als uniimgänghche Vorbedingung zur Erlangung des Heils. ,, Solange nicht das ge-
ringste Verlangen des Mannes nach dem Weibe ausgerottet ist, ist sein Geist ge-
fesselt wie das saugende Kalb an der Mutterkuh." Dhammapada 283 f Bertholet, .
;
*^) Dlgh. II 68; hiezu Franke a. a. O. 58. An diese Formel klingt Suttanipäta 250,
Itivuttakam 29 an.
**) Edm. Hardy, Buddhismus 62; Franke a. a. O. 59 f. Wie indriya-samvara,
bildet sati sarapajanna den Übergang von slla zu samädhi; es gehört bereits zu
samädhi im weiteren Sinne. Franke a. a. O. 58.
") Dlgh. II 68 hiezu Beckh a. a. O. II 44 R. O. Franke, Dighanikäya 72 ZDMG
; ; ;
**) Über die Wortbedeutung und den außerbuddhistischen Gebrauch von samädhi
Lesebuch 1908, 262) saß Buddha sieben Tage lang am Fuße eines Baumes „mit
untergeschlagenen, gekreuzten Beinen, die Wonne der Erlösung genießend".
") Lal. Vist. ed. Lefman p. 128. 343.
*">) Foucher, L'art Gr^co-bouddhique du Gandhära I 1905, 492 ff. Les bas-reUefs :
du stüpa de Sikri, 1903 (Extrait du Journ. Asiatique) Taf. 3. 6. 8. 10. 13. Vgl.
K. Seidenstücker, Südbuddhistische Studien I: Die Buddhalegende in den Sktdp-
turen des Änandatempels zu Pagan (Mitt. d. Mus. f. Völkerk. Hamburg 4) 1916-
*^) H. Walter, Hatha-yoga-pradipika Diss. 1893; Oltramare, L'histoLre des id^es
th^osophiques dans l'Inde I 335 ff. R. Schmidt, Fakire imd Faldretimi im alten
;
92 Anm vgl. Oldenberg, Die Lehre der Upanishaden und die Anfänge des Bud-
. ;
Breath, Joxxrn. Am. Or. Soc. XXII 2, 249 ff.; Jackson, Breath, II 839. ERE
**) Majjh. 36 (I p. 243 f.), übs. von Neuraann, Die Reden Gotamo Buddhas aus.
der Mittleren Sammltmg 1896, I 375 ff.; J. Dutoit, Leben des Buddha 1906, 40 ff.
") Sutta-vibhanga III 1, 3 (Vinaya III p. 70); Samy. V p. 315, 321. 326 u. ö.:
Beckh II 42. Vgl. Seidenstückers Deutung Päübuddhismus 346 f.: ,,Die Kontrolle
des Ein- \ind Ausatmens läßt den Meditierenden seine ganze Aufmerksamkeit auf
seine Ein- und Ausatmungen konzentrieren dabei wird das Subjekt gleichsam aiis
;
dem Körper herausgehoben und nüt dem Atem identifiziert, wodurch eine Intro-
spektion und eine Dramatisiervmg der psychischen Vorgänge erreicht wird. Dies
bedeutet aber für den Meditierenden die VerwLrklichvmg des anattä-Prinzips er :
wird inne, daß in Wirklichkeit kein Ichwesen vorhanden ist, welches denkt, emp-
findet, fühlt usw., sondern es besteht nur ein Strom beständig wechselnder, ent-
stehender und vergehender Empfindungen, Gefühle, Gedanken usw." Über die
Atemtechiük der buddhistischen Mönche in China s. Beal, Catena 270 ff.
««) Dlgh. XXII 2 (II p. 291); Samy. V
p. 311 ff. (Anäpäna-samyutta).
«') S. u. Anm. 155.
«8) Sutta-vibhanga III1, 3 (Vinaya III p. 70); Samy. p. 326. V
'*) Wie
die christlichen Mystiker ihre Betrachtung meist mit einer kiirzen Gebets-
formel (Paternoster, Credo, Anrufung des Heiligen Geistes) beginnen, so rezitieren
die buddhistischen Mönche, ehe sie mit der geistigen Versenkung anfangen, gerne
die Anrvifung der ,drei Kleinodien' (tri-ratna): ,,Ich nehme meine Zuflucht zum
Buddha, zvma Dhamma,
. . . zum Sangha." Dann folgt häufig eine Bekenntnis-
. . .
und Absolutionsformel aus dem Vinaya, die dreimal wiederholt wird. Rhys Davids,
Yogävacara's Manual p. X.
">) Ein selten (z. B. Dlgh. XXIX 243; v. III p. 131) gebrauchter Terminus für
a. a. O. 423.
»«) Digh. II 75 V. I p. 73. Nach Majjh. I p. 21 ist der Geist des Asketen „ge-
;
sammelt' und ,auf einen Punkt konzentriert' (samähitani cittam, ekaggam), ehe er
in das erste jhäna eintritt. Der im ersten jhäna erreichte samädhi ist nach dem
ceylonesischen Kommentar zum Visuddhi-magga niederen Grades. R. Spence Hardy
Eastern Monachism 1860, 270.
«») Digh. II 77, V. I p. 74; Lal. Vist. ed. Lefman p. 129. 343.
"«) Digh. II 93 ff. V. I p. 81 f. Lal. Vist. c. 22 p. 344.
;
101) Ygi, Hardy, Eastern Monachism 270; H. Kern, Der Buddhismus und seine
Geschichte in Indien, übs. v. Jacobi 1882, 1 483 ff., Anesaki and Takakusu, Dhyäna,
ERE IV 702 ff.
^"*) Vgl. Senart, RHR
42, 355: „Les bouddhistes cataloguent tout." Oldenberg,
Upanishaden 272: ,, Indisch ist, daß des Geistes Wehen oder vielmehr Verwehen
hier schulmäßig in den Paragraphen von Lehrtexten mit ihren Einteilungen und
Untereinteilungen aufgefangen wiu"de."
"') Vgl. Das Gebet « 309 ff. ; J. Zahn, Einführung in die christüche Mystik 1918 %
241-272.
"*) De myst. V 26 p. 237 ed. Parthey.
"*) In Tim. 64 f. ed. Diehl, p. 211 f.; vgl. H. Koch Pseudodionysius Areopagita
178 ff.
^''*) Quadr. princ. bei Tholuck, Sufismus sive theosophia Persarum pantheistica
1821, 103 f.
"') P. D. Stöckerl O. S. F., Bruder David v. Augsburg, Veröff. d. kirchenhist.
Sem. München 1914, 215 f. ; F. Pfeiffer, Deutsche Mystiker des 14. Jahrhundert»
I 387 ff. ; vgl. ,das Buch der sieben Grade' bei Th. Merzdorf, Der Mönch von Heils-
bronn 1870, 69 ff.
"*) Abb. von den Dörnern, SMS XVIII 402 ff.
^•*9) Leben der h. Teresa, erzählt von ihr selbst,
c. 11 ff., übs. v. J. Hahn-Hahn
1905, 149 ff.; Escridos annadidos por Don Vincente de la Puente I 1877, 43 ff.j
74 Anmerkungen zu S. 16
Camino de perfecion c. 49 (28) ff.; Escridos I 352 ff.; SMS II 208 f.; Brief an
R. Alvarez, Escridos I 164 ff.; SMS IV 50 ff. Weitere Versenkungs- und Gebets-
skalen Das Gebet ''310 ff. 530 f.
"») Hauptstelle Sämanna-phala-sutta, Digh. II 75 ff. (v. I p. 73 ff.). Die Formel
kehrt wieder z. B. Digh. I 3. 21 ff. (v. I p. 37); IX 10 ff. (v. I p. 182 f.) XVII 2, 3
(v. II p. 186) usw.; Majjh. Nr. 4 (I p. 21); Nr. 108 (III p. 14) usw.; Ang. I p. 53.
163. 182; III p. 25 ff. IV p. 110 ff. usw. Allgemeine Hinweise auf die \der Jhäna-
;
of Gaudama, the Buddha of the Burmese 1880, II 204 ff Kern, Der Buddhis-
.
;
1884, 175 f.; Der Buddhismus übs. v. R. Pfungst (Reklam) 182 ff.; Dialogues of
the Buddha 1 1909, 83 ff. ;Car. RhysDavids, A Buddhist Manual of Psycho-
logical Ethics 43 ff. H. C. Warren, Buddhism in Translations 374 (zit. H. Hack-
;
Dhyäna, ERE IV 703; Foucaux, Laiita Vistara 1884 I 118; II 287; Winternitz
in Bertholet, ReUgionsgeschichtüches Lesebuch 1908, 291 f. Seidenstücker, Pali- ;
lung 1913 IV 90 f. Edv. Lehmann, Der Buddhismus als indische Sekte als Welt-
;
lehre in ihrer erreichbar ältesten Gestalt ZDMG 71 (1917) 66 f. G, Grimm, Die Lehre ;
des Buddha die Rehgion der Vernunft 1916, 476 ff. B e c k h Buddhismus II 45 ff.
; ,
Edm. Hardy, Buddhismvis, 2. Aufl. v. R. Schmidt 1919, 122 f. Vgl. auch die Be-
schreibung der Jhäna-Stvifen in Fo-sho-hing-tsan-king III 12 965 ff., übs. v. Beal,
SBE XIX 138 sowie den von Deshauerayes, Jo\irn. Asiat. VII 163 f. angeführten
chinesischen Text (zitiert Burnovif Lotvis 817). G. Rion, L'ennui de Buddha, La vie
,
darmaih bezogen auf jhänam; ebenso Buddhacarita des Asvaghosa, XII 49.
12") Burnouf: ,accompagn6e de raisonnement et de jugement'; ebenso Foucaux,
ähnlich Barthölemy St. Hilaire, Koeppen; R. Spence Hardy: ,reasoning and in-
Anmerkungen zu S. 16 75
Räjendi'aläl Mitra, Proc. As. Soc. Bengal 1886, 103: »argumentative, deliberative'.
Kern: »verbunden mit Zweifel und Bedenken' (verfehlt); Neumann: »sinnend ge-
denkend'; Seidenstücker ,mit Denken und Sinnen verbunden'; Winternitz: ,mit
:
Yoga 1911, 168) savitakka ,,wo noch eine Vorstellung sinnlicher Objekte vorhanden
ist", »während savicära, wenigstens im Yogasütra, sich auf die Vorstellung über-
,
der einen rostigen Kupferkessel zu reinigen hat. Mit der einen Hand faßt er den
Kupferkessel und nüt der anderen reibt er ihn auf und ab, nach rechts und nach
links. Dies ist genau das» was mit vitakka und vicära gemeint ist. Das erste faßt
das Objekt der Meditation; das zweite läßt den Geist darüber hin- und wieder
zurückgehen, bis er es vollständig in allen seinen Teilen gesehen hat." — Die Unter-
scheidung von vitakka und vicära gab der Abhi dhamma- Spekulation Anlaß, die
erste jhäna-Stufe in zwei zu zerspalten (zuerst Dharmna-Sangani 167 ff., 996 ff.),
so daß die ganze jhäna-Skala dann fünf Stufen umfaßt. In gleicher Weise wird
schon im buddhistischen Suttapitaka (wie auch in Pataüjahs Yogasütra) zwischen
savitakka savicära samädhi und avitakka savicära samadhi unterschieden (s. o.
Anm. 93). Vgl. C. Rhys Davids, A Buddhist Manual 52; T. W. Rhys Davids,
Yogävacaras Manual p. XXX; Ohilders, Päli Dictionary 170; Bigandet a. a. O.
204. 207. 209.
^^^) Attha-säüni 166 erklärt viveka als nivarana-vigamo, Entfernung der (fünf)
,
Senart (RHR 42, 351), welcher Burnouf folgt, erblickt in dem Terminus viveka
ein Zeugnis für die Entlehnung des vierfachen jhäna aus dem Yogasystem (,,vm
t^moin erratique de la couche antörieure"). Viveka, vollständig vivekajam jnänam
(Yogasütra III 52), bedeute ursprünglich die höchste Erkenntnis des Sämkha-Yoga,
die »Unterscheidung' von purusa (Geist) und prakrti (Materie). (Vgl. R. Garbe,
Die Sämkhya-Philosophie 1894, 137, ^917, 195; Oldenberg, Upanishaden 233 ff.)
Weil diese metaphysische Theorie des Sämkhya vom Buddhismvis nicht übernom-
men wurde, habe dieser Ausdruck seine Basis verloren und die vage Bedeutung
jLoslösung' erhalten. Daß viveka im Yogasystem im Sinne von ,UnterscheidTUig'
gebraucht wird» kann nicht bestritten werden. Doch dürfen daraus keinerlei Schlüsse
auf die Bedeutung dieses Wortes im Buddhismus gezogen werden. Auch die Ter-
mini vitakka und vicära werden von diesem in ganz anderem Sinne gebraucht als
im Yogsütra Patanjaüs. Über die Richtigkeit der Übersetzung Loslösung', »Ab- ,
geschiedenheit' kann selbst dann kein Zweifel bestehen, wenn viveka in der bud-
dhistischen Literatur die Nebenbedeutvmg »Unterscheidung' besitzt. Vgl. Rhys
Davids, Dialogues of the Buddha I 83, Anm. 2 „Viveka, ,Trennung', physisch vom
:
76 Anmerkungen zu S. 16 — 19 *
dung', ethisch vom Herzen, »Getrenntsein von der Welt'. Wir haben kein Wort im
Englischen, welches diese drei Momente bezeichnet, die aUe hier eingschlossen sind.
Der Nachdruck hegt auf der Trennung von der Welt, wobei ,Welt' im Sinne aller
Hindernisse zum geistigen Fortschritt zu verstehen ist, besonders von den fünf
Haupthindernissen." Daß der Akzent auf der Loslösung
von der äußeren Welt
und dem eigenen Begehren ruht, geht deutüch aus den Eingangsworten der ersten
jhäna-Formel (vivicc' eva kamehi usw.) hervor, wie Oldenberg, Upanishaden 359 f.,
Anm. 214, richtig hervorgehoben hat.
122) Burnouf ,qui est le plaisir et la satisfaction' Foucaux: ,dou^e de joie et de
: ;
bien-etre' C. Rhys Davids ,full of joy and ease'. (Die übrigen Übersetzimgen nicht
; :
scharf pointiert.) Piti bedeutet die freudige innere Erregung, die zugleich eine starke
,somatische Resonanz' besitzt; sukham bedeutet mehr das körperliche Lustgefühl,
,Wohlsein', die äußere Befriedigung. Das Verhältnis der beiden Termini wird aus
den Erkläriingen von Vibhanga p. 257, Dhamma-Sangani 9. 12 und den Sieben ,
Wegen zum Nirväna' nicht klar, wohl aber aus einem packenden Gleichnis des
Buddhaghosa. Ein Wanderer, der auf beschwerüchem Wüstenpfade, von Hitze und
Durst gequält, sich einem Bächlein oder Walde nähert, wird von innerer Freude
(piti) erfüllt; hat er sich durch einen frischen Trunk gelabt, durch ein kühlendes
Bad erfrischt und dm-ch das Ruhen im schattigen Hain gestärkt, so überkommt ihn
eine angenehme Behaglichkeit, ein körperliches Wohlgefühl (sukham). Rhys C
Davids, A
Buddhist Manual 10; Bigandet a. a. O. II 206.
1*^) Mahäparanibbäna-sutta, Dlgh. v. II p. 79; Ang. v. I p. 41 f.; übs. Seiden-
stücker, PäU-Buddhismus, 360 f. Vgl. ebenda 340. Vgl. Miünda-Panha V 6 p. 332 ed.
Trenckner; SBE XXXVI 212 ff.
1**) Childers, 179 f. s. v. kammatthäna; Warren, Buddhism in Translations 297 ff.
Sammlung I 85 ff. Warren, Buddhism in Translations 360 ff. Rhys Davids, Dia-
; ;
logues of the Buddha II 327 ff. Seidenstücker, Päli-Buddhismus 363 ff. ; J. Ott,
;
weiteren Sinne auch die Meditation über die 32 Unreinheiten. Die ceylonesische
Schrift (R. Spence Hardy a. a. O. 270) erklärt asubha als „inauspicious, that which
is the opposite of good fortune or that which produces dissatisfaction, aversion or-
disgust". Vgl. De la Vall^e Poussin, The way to Nirväna 155 f. Zur Wertung der-
asubha-bhävanä s. E. Lehmann, Buddhismus 180.
Anmerkungen zu S. 20—22 77
Gotamo Buddhos 1898, 83, 98. Es gibt sogar buddhistische Asketen, die an Leichen-
stätten ihre dauernde Wohnstätte aufschlagen (smäsänika d. h. Friedhofmenschen)
um ohne Unterbrechung die Vergänglichkeit und Unreinheit des Leibes zu be-
trachten. De la Vall^e Poussin, The way to Nirväna 158.
^*'') Die Liste der 40 kamma-tthäna (Meditationsthemen) lautet: 10 kasi^a,
10 asubha, 10 anussati, 4 brahma-vihära, 4 äruppa, 1 saünä, 1 vavatthänam. Die
eigentlichen Meditationsthemen fallen unter die asubha (Leichenbetrachtungen)
und die anussati (Reflexionen, nämlich über Buddha, Dhamma, Sangha, Sila, über
die Freigebigkeit, den Tod, den Leib, den Atem, die Ruhe). Die ,Wahrnehmung'
(saiinä) der Ekelhaftigkeit der Nahrvmg ist eine asubha-bhävanä im weiteren Sinn.
Vavatthänam ist die im Sati-patthäna-sutta erwähnte Betrachtung über die vier
Elemente. Die brahma-^dhära und die äruppa samt deren Vorübungen (kasiija)
sind selbständige Versenkungsmethoden, die mit dem jhäna eigentlich nichts zu tun
haben. Da die Klassifizierungs- und Kombinierungssucht der buddhistischen Dog-
matiker ihre Aufnahme unter die Kamma-tthäna verursacht hatte, ergab sich auch
die Notwendigkeit, sie zu den einzelnen Jhäna-Stufen wenigstens theoretisch in Be-
ziehung zu bringen. Daher das wunderliche und psychologisch unbegründete Axiom,
daß die drei ersten brahma-vihära zu den drei ersten jhäna führen, während die
äruppa und kasina alle vier jhäna veranlassen. Ebenso wiUkürUch ist es, wenn die
buddhistischen Dogmatiker eine Verbindung der zehn anussati mit dem jhäna in
Abrede stellen. Vgl. über die kammatthäna Childers 179 f. ; Warren a. a. O. 291 f.
Seidenstücker a. a. O. 348 Nyänatiloka, Buddhistische Warte I 296 f.
;
ekodibhävät, »infolge des tiefen inneren Friedens, des Einswerdens des Geistes'.
^**) Burnouf ,le rappel de son esprit ä l'unitö' (ebenso Koeppen); Foucaux: ,1a
:
auf das Nirväna konzentriert'; Kern: Sammlung des Geistes'; Warren: ,intentness
,
Buddha 86: ,der Geist ist mit sich allein'; R. O. Franke (Dighanikäya 39; vgl.
ebenda Anm. 6): , Erhebung und Zusammenschluß des Geistes'; ZDMG
1917, 66:
,auf einen einzigen Punkt gerichtetes Streben'. —
Über die Et3rmologie des Wortes
ekodibhäva spielte sich 1886/7 eine lebhafte philologische Diskussion ab. R. Morris
(Academy 1886, 27. März p. 222 f.) führt ekodi auf eka-favadhi (,end, point, aim')
zurück und erklärt es als ,, Konzentration des Geistes auf ein Objekt, d. h. auf die
Arhatschaft oder das Nirväna, in dem es keine geistige oder leibliche Störung gibt".
Er stützt sich dabei auf eine bei Childers wiedergegebene KommentarsteUe (vgl.
Attha-sälinl 302: citassa ekagga-bhävo, citt-ekaggatä und o. Anm. 44), nach der
ekodibhäva ein Synonym von samädhi ist; ferner auf Theragäthä 916, wo ekodi-
bhävita mit samädhi verbunden ist, sowie auf Suttanipäta 962, wo ekodi parallel
mit nipako (weise) und sato (bewußt) steht. Die Form ekotibhäva (Laüta Vistara)
wird als sanskritisierte Form von Päli ekodibhäva betrachtet. — Max Müller (Aca-
demy, 3. April 1886 p. 241) stimmt in der Gleichsetzung von ekodibhäva und
ekaggatä mit Morris überein, sucht jedoch seine Etymologie in eka-koti-bhäva, das
in irregulärer Weise zu ekoti- (PäU: ekodi-) bhäva kontrahiert sei. Koti wird ge-
braucht von den beiden Enden eines Bogens, übertragen von den beiden Alterna-
tiven eines Beweises. Es bedeutet also ,being absorbed in one view'. — Räjendra
Läl Mitra (Proceedings of the As. Soc. of Bengal 1886, 101 f.) leitet ekoti von eka
und uti (Spiel, Freude, Erquickung) ab und sieht in letzterem das Objekt jener
Wonnestimmxmg, von der in der Beschreibung des zweiten dhyäna die Rede ist.
Vgl. noch Sarat Chandra Das, Academy 1887, II 357 f. ekotibhäva = eka + uta
:
78 Anmerkungen zu S. 22 — 23
stes'. Da vitakka und vicära im zweiten jhäna aufgehört haben, scheint mir die
Übersetzung Konzentration auf ein Objekt' verfehlt. Zvrni Vergleich könnte Brhad-
,
stellung IV. Buch >; 71, Ausg. Deussen I 486: ,, Jener Fiiede, der höher ist als alle
Vernunft, jene gänzUche Meeresstille des Gemüts, jene tiefe Ruhe, unerschütter-
liche Zuversicht vmd Heiterkeit, deren bloßer Abglanz im Antlitz ein ganzes und
. . .
priti-virägät in priter virägät und faßt beide koordiniert ,par suite de la satisfaction
:
et du d^tachement'.
^*^) Entsprechend der übertragenen Bedeutung von viräga könnte man treffend
übersetzen: ,nach dem Affektloswerden der Freude'.
1") Laüta Vistara p. 129. 343 ed. Lefman hest: äcaksate.
^^o) Anklang an diese Formel Sutta-Nipäta 515.
^*^) Lal. Vist. a. a. O. fügt ein: nispritikam, das ,freudlose' ,ienseits der Freude
stehende' dhyäna.
^") Digh. II 80 (v. I p. 75); Franke, Dighanikäya 76. —
T. W. Rhys Davids,
Buddhism 176, übs. v. Pfungst 182 f. betrachtet abweichend von den anderen Er-
klärern das dritte jhäna als einen Zustand ,, dauernden Frohsinns, in welchem der
ganze Körper in Verzückung emporgehoben ist". Der klare Wortlaut der kanoni-
schen Formel sclüießt diese Auffassung aus.
^^^) Abklänge an diese Formel Sutta-nipäta 67.
^^*) Lal. Vist. p. 129. 344, ed. Lefman: parisuddham; p. 439 ed. Räjendraläl Mitra
den asamprajnäta samädhi (, unbewußte Versenkung' des Yoga. Dabei wird upekkhä
)
in unzutreffender Weise als Sorge um jeden Gegenstand' und sati als Gedächtnis'
, ,
gefaßt. Über die Bedeutung von upekkhä (auch upekhä, Skr. upeksä) als »Gleich-
mut', jindifferenz' kann weder im Päli noch im Sanskrit irgendein Zweifel bestehen.
Vgl. Childers s. v. upekhä 534, sowie die nähere Ausführung dieses Terminus in den
Anmerkungen zu S. 23—25 79
, Sieben Wegen zum Nirväna' (Bigandet a. a. O. II 206 f.). Sati bedeutet nicht Ge-
dächtnis, sondern ,Besonnenheit', Hellwachsein, Selbstbewußtsein. Burnouf Lotus ,
806 f. faßt es treffend als ,le sentiment continu de la personualit^'. In der Ver-
senkungsskala des Yogasütra (I 17) entspricht ihm das Wort asmitä (Ichbewußt-
sein). Daß upekkhä und sati im vierten jhäna nicht aufgehoben werden, wie Barth^-
lemy Saint Bülaire und Senart glauben, sondern fortschreiten, sich läutern und voll-
enden, geht klar aus der kanonischen Formel hervor, welche die Wirkungen dieser
höchsten Jhäna-Stufe zusammenfaßt (s. o. S. 23). Das Gleiche bezeugen die Kom-
mentare, wenn sie upekliä und citt-ekaggatä (vgl. o. Anm. 44, 144) als die beiden
Kennzeichen der vierten Versenkungsstufe anführen. Childers 170. Die Parallel-
skala der vier appamanfiä gipfelt gleichfalls in der upekkhä. Die Übersetzung ,Läute-
urng' wird durch die Digh. II 83 und Lal. Vist. p. 344 f. dem Wort parisuddha fol-
genden Synonama (pariyodäta anangana, vigatüpakkilesa) wie durch den Ver-
gleich mit dem weißen Kleid (s. o. S. 24) nahegelegt. Doch hat parisudhdi hier
gleichzeitig die Nebenbedeutung ,VoUendung'. Die poesie volle Schilderung des hei-
ligen Gleichmuts in Cariyä-Pitaka III 15, 4 (s. o. S. 25 unten) spricht von upekkhä-
pärami, was nui' ,höchster Gleichmut', Vollendung des Gleichmuts' bedeutet.
,
Sangani 251 ff.; Jätaka ed. Fausboell v. I. p. 246; II p. 61; Suttanipäta 149 ff.
(Mettä-Sutta). Übersetzungen und Erläuterungen bieten R. Spence Hardy, Eastern
Monachism 243 ff.; Childers 51. 85. 95. 190. 249. 534; Kern, Buddhismus I 471 f.;
Rhys Davids, SBE XI 201. 272 ff. Dialogues of the Buddha I 317 ff. Buddhism,
; ;
A Sketch etc. 170 f. übs. v. Pfungst 179 f. Oldenberg, Buddha 342 f. Pischel,
; ; ;
Leben und Lehre des Buddha 82; Seidenstücker, Pah -Buddhismus 353; R. O.
Franke, Dighanikäya 177 ZDMG
1917 (71), 71 ff.
; —
Anesaki und Takakusu, IV ERE
702 wie Beckh, Buddhismus II 28 betrachten die vier appamanfiä als eine Vor-
übung des jhäna; Beckh erbückt in ihnen die Gesinnungskomponente des ersten
süa- Gebotes (ahirnsä). Beide könnten sich dabei auf das Visuddhi-magga berufen
(c. 3 Childers p. 179 Warren, Buddliism in Translations 292), das die vier brahma-
; ;
vihära unter den vierzig kamma-tthäna aufzählt. Daß die vier jhäna und die vier
bhävanä selbständige und gleichwertige parallele Versenkungsskalen darstellen,
geht klar daraus hervor, daß an verschiedenen Stellen des Kanons sich an die Auf-
zählung der vier jhäna unmittelbar die Beschreibung der vier brahma-vihära an-
schließt, so Digh. V. II p. 186; III p. 78; Ang. v. I p. 20. 183. Vibhanga p. 272 ff.
folgt auf jhäna-vibhanga der appamanfiä- vibhanga. Digh. I p. 250 und III p. 49
folgt die Übung der vier ,LTnermeßüchen' unmittelbar nach der Beseitigung der
fünf Hindernisse bzw. nach Erlangung der ersten jhäna, steht also an Stelle der
vier Jhäna-Stufen. Vgl. R. O. Franke, ZDMG
1917, S. 71.
1") Hardy, Eastern Monachism 243 ff.
"^) Die beiden Grundprobleme der Ethik, Frauenst. Ausg. IV* 236.
80 Anmerkungen zu S. 25— 28
jij.
168J Pfeiffer, Deutsche Mystiker des 14. Jahrhunderts II 486; Meister Ecke-
harts Schriften und Predigten hsg. v. Büttner I 1903, 12.
1«^) Cariyä-Pitaka III 15, 3 f.; übs. Pischel a. a. O. 77.
1'») Digh, XXXIII 1, 11, VII (v. III
p. 224) usw.; Dhamma-Sangani § 265 ff.;
Kommentar Attha-sälini § 435 ff. p. 200 ff. Übersetzungen und Analysen bei Bur-
nouf Lotus 809 ff. ChUders 23. 24. 265. 288. 579 Bigandet a. a. O. II 210 f.
, ; ;
i'i)
Digh. XVI 3, 33 (v. III 111 f.); XXIII 3, 1, IX (v. III p. 261); Franke,
Dighanikäya 212 f.; ZDMG
1917. 93; Seidenstücker, Pälibuddhismus 359.
1") Digh. XV
33; Franke, ZDMG
1917, 94; vgl. Beckh a. a. O. II 48.
^") Ang. V
p. 46 f. 60; Digh. III p. 268. 290; Hardv. Eastern Monachism 252 ff.
Alabaster, Wheel of the Law 200; Childers 191; Bigandet a. a. O. II 211; Kern,
Der Buddhismus und seine Geschichte in Indien I 501 ff. Warren, Buddhism in ;
Translations 293 f.; De la VaUee Poussin, Etudes et materiaux 94 ff. (Le Yoga
Bouddhique App. A: Les Kasiria-mandala) Oldenberg, Buddha *364; Seiden-
;
dhismus ^25; Beckh, Buddhismus I 50. Daß die kasina-Übung wirklich die un-
mittelbare Vorbereitiing zu dem arüpa-jjhäna bildet, geht klar hervor aus Ang.
vol. V p. 7. 318 usw., wo sich an die Element-kasina sogleich die vier abstrakten
Versenkungsstufen anschließen. Vgl. Beckh a. a. O. II 50 f.; ferner Sieben Wege ,
zum Nirväna bei Bigandet a. a. O. II 211. An Stelle der Farben-kasiria stehen nicht
selten die acht »Statten der Überwindung' (abhibhäyatana), z. B. Digh. XVI 3,
24 ff. (v. über diese dunkle und schwer zu übersetzende Formel s.
II p. 110 f.);
Burnovif, Lotus 825 Rhvs Davids, Dialogues of the Buddha JI 118; Franke,
f.;
Dighanikäya 211 ff.; ZDMG 1917, 92; Seidenstücker, Pähbuddhismus 358 f.; De
la Vall^e Poussin, Museon XIV 305 ff. Beckh a. a. O. II 50. ;
1"*) Über die fünf Elemente (Erde, Wasser, Wind, Feuer, Luft) vgl. Oldenberg,
deutschen Mystik I 488; vgl. Büttner a. a. O. I 202): ,,Der Geist muß übertreten
Dinge und Dinglichkeit, Form und Förmlichkeit."
^") Pathiga; über diesen Terminus s. C. Rhys Davids, A Buddhist Manual 72.
^'*) Über äkäsa vgl. Oldenberg, Vorwissenschafthche Wissenschaft 38 f.
^'^) Im Pah fehlt die Silbe na (es müßte heißen vinfiänanancäyatana), wie schon
Zustand, ein bis zum äußersten Grad gesteigerter Tiefschlaf Nur sehr wenige . . .
ist, dem nibbänam um keinen Schritt näher bringt." Vgl. auch De la Vall^e Poussin,
Opinions 110; Mus6on XIV 304.
"») Digh. XVI 6, 8 (v. II 156).
18») Childers a. a. O. 428. Im Mahäparinibbäna-Sutta, Digh. XVI 6, 8 (v. II 156)
•werden nvir die auf die vier jhäna folgenden arüpa, nicht auch die jhilna als samä-
patti bezeichnet. Die Angliederung der arüpa an die jhäna-Stufen findet sich auch
Aiivaghosa, Buddhacarita XII 49 ff. (SBE 49, 128 ff.).
"0) Digh. V. III p. 265. 290; Ang. v. IV 410; ib. 411 anupubba-vihära-samapatti.
:
setzung für die seltsame Konstruktion der Weltsphären käma-dhätu, die sinnliche :
Sphäre, in der sich der Mensch bewegt, ehe er den religiösen Pfad betritt; rüpa-
dhätu, die Formsphäre, zu der sich der Asket im jhäna erhebt; arüpa-dhätu, die
formlose Sphäre, die den vier arüpa- Versenkungen entspricht; endlich nirodha-
•dhätu, die Sphäre der Vernichtung, das Nirväna. Näheres bei Beckh, Buddhismiis
II 52 ff. Die einzelnen Weltsphären gelten als von bestimmten Götterhierarchien
bewohnt. Näheres bei E. Burnoxif, Des noms des dieux chezlesBouddhistes, App. IV
zu Introduction ä l'histoire du Bouddhisme 1844, 599 ff. Koeppen, Religion des ;
Buddha I 260 f. Sir Monier Monier- Wilüams, Buddhism in its connexion with
;
Brahmanism and Hinduism 1889, 213 f.; Warren, Buddhism in Translations 291
((nach Abhidhammattha-sangaha); Beckh a. a. O. II 53 ff.
"') Vgl. Beckh, Buddhismus II 68 f.
1»*) Lal. Vist. ed Lefman p. 343.
!">) Digh. XVI 6, 8 (V. II p. 156).
196) Ygi Seidenstücker, Pälibuddhismus 351: „Die acht Vertiefungen sind als
solche mundane (lokiya) Zustände und schaffen nur eine zeitweilige Befreiung von
schlechten Zuständen." 345: „Das Ergebnis des adhicitta- Trainings (d. i. der Ver-
senkung) ist samatho (Ruhe), d. i. eine zeitweilige Beruhigung des Geistes, eine
temporäre Aufhebung der inneren Hemmungen. Das Ergebnis des adhipannä-
Trainings ist vipassanä, d. i. tiefe Einsicht, das Ergreifen und Innewerden der
fundamentalen Wahrheiten, nämlich der drei Merkmale des Daseins und der vier
edlen Wahrheiten. Samatho ist als solcher ein mundaner (lokiya) Zustand, während
vipassanä zur Erreichung des höheren Pfades führt Samatho kann unter Um-. . .
ständen auch von solchen verwirklicht werden, die noch nicht den höheren Pfad
betreten haben ., vipassanä kann nur von einem ariyo vollständig verwirklicht
. .
werden . Für den Eintritt in das nibbänam ist vipassanä stets erforderlich, wäh-
. .
rend samatho nicht den Eintritt in den höheren Pfad, geschweige denn in das nib-
bänam direkt zu bewirken mag. '
197) Vgl. De la VaU6e Poussin, Opinions 231 ,,D'apres le premier canon, le facteur
:
pajänäti."
1*»)Ähnliche Worte begegnen uns in der Literatur des chinesischen Buddhismus.
S. Sam. Beal, A Catena of Buddhist Scriptures from the China 1871, 150.
"'"') Digh. II 93 (v. I p. 81 f.); Franke, Dtghanikäya 81 ; Majjh. 36 (v. I p.
248);
lialita Vistara c. 22. p. 345 hat diese Erkenntnis erst an zweiter Stelle von pubbe- ;
Rohde, Psyche Seelenkult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen 1903 II 417 ff»
*") Digh. II 95 (v. I p. 82); Franke a. a. O. 82; Majj. I p. 248; Lal. Vist. p. 344.
^«ä) Digh. II 98 (v. I p. 83); Franke a. a. O. 83; Majjh. I p. 249.
*«=') Lal. Vist.
p. 345 ff. Über die Ursachenkette s. Oldenberg, Buddha 251 ff.
Pischel, Leben und Lehre des Buddha 60 ff. E. Lehmann, Buddhismus 144 ff.;
Buddhistische Versenkung. Q
82 Anmerkungen zu S. 33 — 36
Erbsündenlehre gelten. „Leiter der Erbsünde ist die sich fortpflanzende Kon-
kupiszenz." Siehe K. Seeberg, Lehrbuch der Dogmengeschichte 11^ 1913, 444 f.
206) = Anm. 202.
»07) Vgl. Oldenberg, Buddha 361 ; Edm. Hardy, Buddha 63. 88; Beckh, Buddhis-
mus II 68 ff. Zur Psychologie dieser Phänomene vgl. T. K. Oesterreich, Einführung
in die Eeügionspsychologie 1917, 25 ff.
"8) Digh. II 81 (v. I p. 75).
*"') Ph. Strauch, Margaretha Ebner 1882; L. Zopf, Die Mystikerin Margaretha
Ebner 1914 ; Leben der hl. Teresa, erzählt von ihr selbst, übs. v. J. Hahn-Hahn 1905.
"«) Digh. II 89 (v. I p. 79); Franke, Dighanikäya 80; Beckh a. a. O. II 77.
*") Z. B. Zopf, Margaretha Ebner 90 ff.; E. Schiller, Das mystische Leben der
Ordensschwestern zu Töß, Diss. 1903, 66 f. ; H. Wilms, Das Beten der Mystikerinnen,
dargestellt nach den Chroniken der Dominikanerinnenklöster 1916, 146 ff, ; vgl. H.
Weinel, Die Wirkungen des Geistes und der Geister im nachapostolischen Zeitalter
bis auf Irenäus 1899, 161 ff.
^^-) Die mittelalterüche Nonne (Zopf a. a. O. 90) gebraucht dasselbe Wort wie
das Sämannaphala Sutta (Digh. II 89; atikkanta-mänusikäya).
"3) Majjh. 128 (v. III p. 152 ff.); Ang. IV p. 302; Beckh a. a. O. II 55 f. 78.
"*) Zoepf, a. a. O. 84 ff. Schiller a. a. O. 49 ff. Weinel a. a. O. 171 f.
; ;
*^*) maipsa-cakkhunä (Digh. II p. 329). Denselben Ausdruck (con los ojos cor-
porales) gebraucht Teresa im Hinbück auf ihre Visionen. Vida c. 28, Escridos I 85;
übs. Hahn-Hahn 359; vgl. Oesterreich, Einführung in die Reügionspsychologie 34.
"') Digh. II p. 213; Beckh a. a. O. II 78.
"*) Digh. II 91 (v. I p. 79 f.); Franke, Dighanikäya 80.
**') J, Hörmann, Untersuchungen zur griechischen Laienbeicht 1913, 22; dort-
"1) Digh. II 87 (v. I p. 77); Franke, Dighanikäya 79; ZDMG 1917, 75; Beckh
a. a. O. 74 ff. Edv. Lehmann a. a. O. 198 De la VaUee Poussin, Etudes et mat6-
; ;
riaux 91. In der späteren Zeit sinken die iddhi-Phänomene ganz in die Sphäre
vulgärer Magie herab. Vgl. Die Geschichte der vierundachtzig Zauberer, aus dem
Tibetischen übs. v. Alb. Grünwedel (Baessler-Archiv V 4/5) 1916.
"2) Cullavagga V 8 (ed. Oldenberg II p. 112); SBE 81. XX
*2^) Beispiele von abendländischen HeiUgen und Mystikern H. Koch, Pseudo-
dionysius Areopagita 1908, 52 ff. 142 ff. E. Lucius, Anfänge des Heiügenkults hsg.
;
V. Anrieh 1903, 511 ff.; Weinel a. a. O. 201 ff.; Zopf, Die Mystikerin Margaretha
Ebner 83 f. ; A. Poulain, Des gräces d'oraison (deutsche Übers. die Fülle der :
Gnaden, Ein Handbuch der Mystik 1911 I 240 f.). In ganz auffallender Weise
erinnert eine Stelle bei Philo an die obige Formel des buddhistischen Kanons:
„Ich glaubte in göttlicher Begeisterung der Seele in höheren Regionen zu schweben,
glaubte mit Sonne und Mond und der ganzen Himmelswelt zu wandern. Damals,
ja damals schaute ich von oben vom Äther herab und weit wie von einer Warte
richtete ich die Augen meines Geistes und schaute unzählbare Gesichte aller Dinge
auf Erden . . Ich schwinge mich geflügelt empor und bald durcheile ich den.
.
Himmelsraum und atme die Luft der Weisheit." (De spec. leg III § 1 ff. ; ed.
Mangey 299 f. H. Leisegang, Der Heihge Geist, Das Wesen und Werden der mystisch-
;
intuitiven Erkenntnis in der Philosophie und Reügion der Griechen I 1919, 159.)
224) Für den eigenartigen sinnhch-übersinnMchen Doppelcharakter der abhinnä-
käya, der aus dem manas [wurzelverwandt mit lat. mens] bestehende oder geborene
Körper; über dieses Wort vgl. De la VaUöe Poussin, Mus^on XIV 304, Oldenberg,
Vorwissenschaftliche Wissenschaft 69 ff.) „Wenn", heißt es, „jenes Bhikkhu Geist
so gesammelt ist ., dann lenkt und leitet er ihn hin zur Hervorbringung eines
. .
Geistkörpers. Und so ruft er aus diesem (leibUchen) Körper einen andern Körper
hervor, einen gestalthaften, aus Geist bestehenden, der mit allen Haupt- und Neben-
I
Anmerkungen zu S. 36 — 39 83
Organen und Sinnesvermögen versehen ist. Es ist, wie wenn jemand einen Munja-
Grashalm aus seiner Blattscheide herauszieht und dabei denkt ,Dies ist die Blatt- :
scheide des Munja-Grases, dieses der Halm, Blattscheide vind Halm sind zweierlei,
aber der Halm ist aus der Blattscheide herausgezogen' oder wie wenn jemand ein
;
Schwert aus der Scheide zieht und dabei denkt: ,Dies ist das Schwert, dies die
Scheide, Schwert und Scheide sind zweierlei, aber das Schwert ist aus der Scheide
herausgezogen' oder wie wenn jemand eine Schlange aus ihrem Korbe heraus-
;
nimmt und dabei denkt: ,Dies ist eine Schlange und dies ihr Korb, Schlange und
Korb sind zweierlei, aber die Schlange ist aus dem Korbe herausgezogen'." Die
Theorie von der Heraussonderung des Geistkörpers aus dem leibhch-materiellen
Körper entstammt der Sämkhya-Philosophie (s. u. Anm. 298). — In den Zu-
sammenhang der auf der Versenkungskunst beruhenden iddhi-Phänomene gehört
auch die zauberhafte Kraft über Menschen und Tiere, welche die Übung der mettä
verleiht. Näheres hierüber bei Oldenberg, Buddha 343 ff. vgl. Beckh, Buddhismus
;
I 134; II 29.
"5) Vgl. Oldenberg, Buddha 302 ff.; Upanishaden 304 ff.; Pischel, Leben und
Lehre des Buddha 68 ff. E. Lehmann, Buddhismus 150 ff. Beckh, Buddhismus
; ;
II 111 ff. De la Vallee Poussin, Opinions 107 ff. 117 ff. 161. 252 Etudes etmat^riaux
; ;
83 f.; The way to Nirväna, Sex lectm-es on ancient Buddhism 1917, 107 ff.;
Dahlmann, Nirväna 1896; Eklund, Nirväna, En religionshistorisk undei-sökning
1899; R. O. Franke ZDMG 69 (1915) 475 ff.; E. Hardy-R. Schmidt, Buddhi'smus
nach älteren Päü-Werken 1919 ^, 97ff. weitere Literatxu" bei Barth, Religions
;
buch 275.
*ä*) „Es gibt, ihr Mönche, eine Stätte, wo es weder Erde noch Wasser noch Feuer
noch Luft gibt. Es ist nicht die Stätte der RaumunendUchkeit noch die Stätte der
Bewußtseinsunendüchkeit noch die der Nichtsheit, noch auch die Stätte, wo weder
Bewußtsein noch LTnbe wußtsein. Es ist nicht diese Welt noch jene Welt, weder Mond
noch Sonne. Ich nenne es, ihr Mönche, weder ein Gehen noch ein Stehen, weder
ein Vergehen noch ein Entstehen. Es ist ohne Stütze, ohne Anfang, ohne Halt ; das
—
eben ist das Ende des Leidens." Udäna 8, 1 4 ; Winternitz bei Bertholet, Religions-
geschichtliches Lesebuch 273.
23«b) tJber die ursprüngliche Bedeutung vgl. L. de la Vallee Poussin, The way
to Nirväna 113: ,,Der Ursinn ist ein doppelter: einerseits ,Kühl-werden,
Kühlung,' andererseits ,A u s b 1 a s e n', ,Erlöschen'. Es gibt ein nirväna eines
durstigen Mannes wie einer Kerze. Daraus ergeben sich zwei Richtungen in der Ent-
wicklung der religiösen bezw. philosophischen Bedeutung des Wortes: Kühlung,
Erquickung, die Erqiückung eines Mannes, der leidet, die Kühlimg eines Mannes,
der heiß ist von Begierde, Trost, Friede, Ruhe, Wonne; femer Erlöschen, Axifhören
84 Anmerkungen zu S. 39 — 41
oder Erlöschen des Feuers der Leidenschaften, negative Wonne oder Erlöschen des
Leidens, Vernichtung oder Auslöschimg der individuellen Existenz. Jede Metapher
ist geeignet zwei verschiedene Gredanken weiterzuführen."
*^') Samy. IV p. 251: räga-kkhayo, dosa-kkhayo moha-kkhayo idam vuecati
nibbanam.
*ä*) Sieben Wege zum Nirväna, Bigandet, Life or legend of Gaudama II 206.
*ä9)M. Müller, Buddhism in Chips from a German Workshop I 1867, 287: „Nir-
väna was nothing but selfishness, in the metaphysical sense of the word — a relapse
into the being which is nothing but itself." Der Buddhismus selbst vermeidet es
freiUch, sein ,siunmum bonum' als ,Sein' ausdrücklich zu bezeichnen, wie es die
Upanishad-Mystiker und die Neuplatoniker tun. Sachlich ist jedoch die An-
wendvmg dieses Terminus auf das buddhistische Nirväna wohl berechtigt. Vgl.
Oldenberg, Buddha 324.
2") Vgl. das Gebet - 253 f. 306 f.
240a) Therigäthä 76; vgl. Ang. v. IV p. 415. De la Vall6e Poussin, Opinions 161:
,,Les bouddhistes de tous les temps et de toutes les ^coles parlent sans r^serve du
bonheur du nirväna."
241) Vgl. hierüber Evelj-n FnderhiU, Mysticism. A study in the natxu'e and
,un id6al ind^finissable', ,un id^al lointain', ,le but supreme, la fin derriere tres
difficile ä obtenir', ,calme et bien supreme'.
247) Oltramare, La formule des douze causes 1909, 49 bei Beckh a. a. O. II 127.
248) Brhad-ärany.-Up. II 3, 6.
249) Beckh a. a. O. I 123.
260) Eklund, Nirväna 148 f.
26^) Dahlmann. Nirväna 18; vgl. 15: ,, Nirväna ist Öde und Leere des Nichts im
prägnantesten Sinne. Der Strom der Leiden mündet im Nichts." Vgl. ds., Buddha,
Ein KulturbUd des Ostens 1898, 30 f. 160 f. Die Anschauung, daß Nirväna das leere
Nichts sei, wurde schon von früheren Forschern verfochten (Btu-nouf Introduction
,
ä, l'histoire du Buddhisme indien 1844, 589 ff. Koeppen, Religion des Buddha I
;
sein Verhältnis zum Rationalen 1917, 42 vgl. 14. Vgl. Oldenberg, Buddha 322. 324
;
Nirväna ist ,,ein höchstes Positives, für welches das Denken keinen Begriff, die
Sprache keinen Ausdruck hat" „ein Sein, das höher als alles Begreifen ist". S. auch
;
Max Müller, Chips from a German Workshop I 232 f. 246. 279. 287 Wilhelm Koepp,
;
liegt in ihrer streng personalen Fassung: Gott ist erlösende und beseligende Liebe.
Der böse Demivu'g, der Weltenschöpfer ist das personale Gegenspiel zu dem
liebenden Erlösergott, ähnlich wie im Buddhismus das leidvolle Weltgesetz des
karma das impersonale Gegenstück zum erlösenden Nirväna bildet.
"») Brhad-ärany.-Up. I 4, 10; IV 4, 5; Chänd.-Up. III 14; VI 8, 7; 9 ff.; Kaus.-
Up. I 6 (Deussen, Geheimlehre des Veda 26. 62. 105 ff. 143).
"«») Das Gebet ^ 306 f.
*«•) Lavie future 373.
***) Vgl. zum Folgenden Winternitz, Geschichte der indischen Literatur II
1. Hälfte; De la Vallöe Poussin, Mus^on XIV 293 ff.
=««') Vgl. Edm. Hardy, Buddhismus nach älteren Päli- Quellen 1890, 48 f.: „Ein
gesichts der überlieferten Gestalt der Lehren Buddhas nicht imstande, das, was der
historische Buddha lehrte, und das, was ihm bloß nachgeredet und angedichtet
wxirde, genugsam gegeneinander abzuwägen." Hardys Sätze erinnern an jene neu-
testamentüchen Kritiker, welche behaupten, Jesu Lehre sei uns nur in dem Evan-
gelium der ältesten Gemeinde zugänglich, eine Scheidung zwischen der Verkündi-
gung Jesu und der Lehre der Urgemeinde sei völlig aussichtslos. Die fortschi'eitende
und vorsichtig prüfende Forschung wird auch für die Lehre des Buddha gewisse
feste Anhaltspunkte finden, wie solche auch durch die neutestamentliche Wissen-
schaft gefunden worden sind.
2««) Vgl. Winternitz a. a. O. II 1, 30 ff. 36. 53. 65. 71.
265J Ygj Edm. Hardy a. a. O. 49: ,,Obschon ein sicheres Urteil in diesfen Dingen
kein wirklich Besonnener fällen möchte, so wird doch auf keinen FaU mehr als ein
verschwindend kleiner Bruchteil von allem als authentisch, d. h. als Buddhas
literarisches Eigentum anzusehen sein. Weitaus das meiste macht diu'chaus den Ein-
druck des Schablonenhaften." Vgl. De la Vallee Poussin, Opinions 56; Mus^on XIV
(1913) 293 ff.; Opinions 56: ,,La dogmatique n'est pas l'oeuvre du fondateur, mais
le produit d'un travail plus ou moins heureux, d'emprunt et d'adaptation Comme
. . .
toute secte, la communaut^ des fils de i§akya s'est fait une m^taphysique dont le
maitre est bien innocent. '
"«) Vgl. De laVall^e Poussin, Opinions 167 ; Winternitz a. a. O. II 1 36 f. 43. 50. 135.
,
(Majjh. 36, V. I p. 240) nochmals erzählt; Übs. Dutoit, Leben und Lehre des Buddha
32 ff.; Lal. Vist. c. 16 f.; ed. Lefman p. 235 ff. 243 ff.; Auszug bei Beckh I 50 f.
Vgl. auch Buddhacarita des Asvaghosa XII 45 ff. SBE XLIX 128 ff. Senart,
; RHR
42, 347 erbückt in dieser Erzählung keine Ablehnung der arüpa, sondern ihire Be-
stätigung. ,,Le disciple devenu Buddha, les a-t-il repudi^s? En aucune face; la
th^orie bouddhique les conserve, les glorifie comme des etapes normales dans
l'ascension de la pens^e Gautama les complete et les couronne, il ne les d^savoue
;
pas." Vgl. auch Oldenberg, Gott. Gel. Anz. 1917, 170. Der klare Wortlaut der oben
angeführten Stelle zeigt, daß es sich um eine glatte Absage Buddhas an die Yoga-
methode der beiden Meister handelt.
"») Majjh. V. I p. 165. Ahnlich Lal. Vist. p. 245.
*'*) Von den verschiedenen Definitionen des Yoga verdienen Hervorhebung Kätl
86 Anmerkungen zu S. 45 — 46
tanjaU 1883 p. XII; Oldenberg a. a. O. 259 ff. Oldenberg nennt a. a. O. 192 den
Yoga treffend eine ,, unentwirrbare Mischung von Philosophie und Zauber".
*") Über die Anfänge der Sänikhya-Philosophie s. P. Deussen, Geschichte der
Philosophie II 1, 1899, 216 ff. Oldenberg, Upanishaden 206—258. Über das ganze
;
System, das uns in vollständiger Form zuerst in der Sämkhya-kärikä des fsvara-
krsria entgegentritt (5. Jahrh. n. Chr.), s. R. Garbe, Die Sämkhya-Philosophie 1894,
neu bearbeitet 1917; Sämkhya und Yoga 1896; Oltramare a.'a. O. I 219 ff. A. B.
Keith, The Sämkhya- System, A History of the Sänikhya-Philosophy, Oxford 1919.
Vgl. Jacobi, Der Ursprung des Buddhismus aus dem Sämkhya- Yoga, Nachr. d.
Gott. Ges. d. Wiss. phil.-hist. Kl. 1896.
^'*) Deussen, Allgemeine Geschichte der Philosophie II 1, 343 ff.; Oldenberg,
the Great Epic, Journ. Am. Or. Soc. XXII 2, 333 ff. ; vgl. Oltramare a. a. O. I 302 ff.
^'°) Räjendraläl Mitra, The Yoga Aphorisms (BibUotheca Indica) 1883 (mit dem
K. Ak. d. Wiss. phil.-hist. Kl. Wien 1889, 251 N. 80. Die ersten vier (für unsere
Fragen weniger wichtigen) Prakäsa sind herausgegeben \ind übersetzt von E. Win-
disch, ZDMG 28, 185 ff.
'-') Beckh I 127; II 12. 14 f. 46.
*'*) Rhys Davids, Yogävacara's Manual p. XIV: ,,It should emphasized that the
practice of a detailed and systematised meditation is in India pre-Buddhistic. " Die
Zusammenhänge von buddhistischer Versenkung und Yogapraxis sind erstmals
(freilich etwas einseitig) von Senart, RHR
42, 145 ff. beleuchtet worden. Vgl. o.
Anm. 121. 154.
*'*) Rhys Da\nids, Yogävacara's Manual X\T[I weist mit Recht darauf hin, daß
,, überraschend selten das Yogasütra und die buddhistischen Texte die gleichen
I 34. 49 ff. Woods 193 ff. De la Vallee Poussin, Etudes et mat6riaux 92 Anm. ;
; ;
(6. Jahrh. n. Chr.), ZDMG 60 (1906) 535. Die zwölf Reflexionen bestehen im Er-
wägen der Vergänglichkeit (anitya), der Hilflosigkeit (aäarana), des sarpsära, des
Alleinstehens (des Menschen) der Heterogenität (der Seele vom Leib), der Unrein-
Anmerkungen zu S. 46— 47 87
heit (aäucitva), der Influenz, der Abwehr, der Tilgung, der Welt, der Seltenheit
der Erleuchtung, der durch das Gesetz wohl verkündeten Wahrheil." Diese Re-
flexionen bilden den Gegenstand von Hemachandras bhava-bhävanä. Man beachte,
daß der den Buddhisten geläufige Ausdruck bhävanä in der Jaina-Meditation
wiederkehrt; er findet sich auch Uttaradhyayana 52; SBE XLV 69. XV
***) Yogasütra II 5: anitya, asuci, dukkha, anätman. Vgl. Woods a. a. O. 110 ff.
Bhagavadgltä XIII 8.
***) Der buddhistischen asubha-bhavanä entspricht annähernd das jainistische
Tuxen a. a. O. 168 ff. Vgl. Kern, Buddhismus und seine Geschichte in Indien I 480
Anm. 2; Senart, RHR 42, 353; Oldenberg, Lehre der Upanishaden 264. 324; Oltra-
mare a. a. O. I 333.
Die Kommentare des Yogasütra (Woods a. a. O. 40; Tuxen, Yoga 168 ff.)
**')
geben diesem Begriffspaar eine andere Bedeutung, als es in der buddhistischen Ter-
minologie besitzt; vitarka gilt als Meditation über grob-sinnUche Objekte, vicära
als Meditation über ätherisch-übersinnüche Gegenstände. Vgl. Yogasütra I 44;
Woods 89 f. Im Gegensatz zu dieser gekünstelten Deutung dürfte die buddhistische
Erklärung (s. o. Anm. 20) den ursprüngüchen Sinn der Worte bewahrt haben.
"«) S. o. Anm. 93. 120.
"») IX 41 ff., Jacobi, ZDMG
1906, 540 f. Die erste Stufe heißt ppthaktva- vitarka
und bedeutet die Meditation über einen Gegenstand der Offenbarung (srutam), wo-
bei aber der Sinn leicht zu anderem übergeht (vicära).' Auf der zweiten Stufe
(ekatva- vitarka) ist der Meditierende streng auf die Offenbarung konzentriert. Auf
der dritten Stufe (süksma-kriyä-pratipätin) sind nur noch körperliche Betätigungen
vorhanden. Auf der letzten Stufe (upara-kriyä-nivftti) hört jede Tätigkeit auf.
Diese jainistische dhyäna- Skala hat mehr autohypnotischen Charakter; ihr End-
punkt entspricht etwa dem buddhistischen sannä-vedayita-nirodha.
*"") Mah. XII 195, 15; Deussen, Vier philosophische Texte des Mahäbhärata 188;
"') Yogasütra III 16. 18 f. 36. 41. 49; Woods a. a. O. 230. 247 ff. 268 ff. 283 ff.;
Senart, RHR42, 352.
'"'») Yogasütra III 21. 26 f. 38. 42. 45; Woods 254 ff. 260. 266. 271 f. 278 f. Senart
sophiques I 350 ff. Hopkins, Journ. Am. Or. Soc. XXII 2, 257 ff. Tuxen, Yoga
; ;
uns gleich in den ersten Zeilen des Yogasütra begegnet. Er ist ohne Zweifel aus dem
Yoga übernommen. Vgl. Senart, RHR
42, 353; Oldenberg, Upanishaden 325. —
Die Theorie des manomaya käya (s. o. Anm. 224) ist wohl der Sämkhya-Philo
Sophie entlehnt, welche den ,f einen', »inneren' Körper (linga, linga-deha, süksma-
deha, ätivähika-sarira) von dem ,grobmateriellen' Leib (sthüla-deha oder -sartra)
unterscheidet. S. Garbe, Sämkhya-Philosophie 266 ff. «227 f. 377 ff. Wir treffen sie
88 Anmerkvingen zu S. 47 — 49
auch Yogasütra IV 4—6. Der Gedanke der Herauslösung des Geeistes aus dem Kör-
per samt dem Vergleich des Sämanna-phala-Sutta findet sich bereits in der Kä^^haka
/Upanishad VI 17 „Der daumengroße Purusha weilt stets als innerer ätman in der»
:
Herzen der Geschöpfe; den ziehe man auä seinem eigenen Leibe heraus wie den
Halm aus dem Munja- Grase (munj&d iva iglkam)." Der Ausdruck manomaya käya.
findet sich zuerst Taittiriya-Üpanishad II 3. Die Vergleiche, mit denen das Sa-
manna-phala-Sutta die Herauslösung des Geistkörpers aus dem materiellen Leib
Ulustiert, kehren wörtüch auch in einer Jaina- Schrift wieder (Sütra-krlänga II 1,
16; SBE XLV 340). Doch wird hier diese Yogatheorie ausdrücklich abgelehnt; es
wäre darum mögUch, daß es sich an dieser Stehe um eine anti buddhistische
Polemik handelt. WahrscheinUch hat jedoch der Verfasser die Samkhya- Yoga-
Lehre im Auge.
***) S. Dahhnann, Nirväna; Eklund, Nirväna. Vgl. Senart, Album Kern 204;
d'ailletu« contradictoires. Mais on peut y d^couvrir, ... et sans artifice trop subtil,
une maniere tres c ara c t ^r i s ti qu e d'envisager le probl^me
du s a 1 u t une doctrine coh^rente,
, ce qu'on peut appeler une ,orthodoxie'."
*
^''^) Yogävacara's Manual p. XIX.
^*'*) Oldenberg, Upanishaden 141. Vgl. Bhagavadgltä VI 13; Sarva-dar&ina-sani-
graha, Bibl. Ind. 1858, p. 177.
303) Kath.-Up. II 17; vgl. 15; Maitr.-Up.VI 10. 24; Mu^d-Up. II 2, 4; Bhagavad-
gltä VIII 13.
"*) Die brahmanische Theologie unterscheidet zwischen brahmopasana, direkter
Meditation über Brahma und seine Quahtäten, und pratlkopäsana, indirekter Medi-
tation über ein das Brahma vertretendes Symbol. M. Müller, zu Ait.-ära^iy. II 1 f.,
SBE I 201. Vgl. P. Deussen, Allgemeine Geschichte der Philosophie I 2, 291 ff.
Oldenberg, Upanishaben 37, 140; Oltramare, L'histoire des id^es th^sophiques
dans l'Inde I 117 ff.
'"*) Die betreffenden Abschnitte sind übersetzt von R, Schmidt, Fakire und
rakteristikum der buddhistischen Versenkung: „Hiemit hört jedoch auch das Bud-
dhistische auf; das übrige ist lauter Yoga, Ekstase und Mystik von derselben Art
wie der Orient sie überall betreibt bis ins Christentum hinein."
''*) Es ist bezeichnend, daß der Paralleüsmus der buddhistischen und außerbud-
Brahmanismus ist der trance der notwendige Weg zum Versinken des
individuellen Selbst im universellen Selbst .... Das actueUe Erlebnis der Identität
des Ätman mit dem Brahman ist im gewöhnlichen Bewußtsein vmmöghch deshalb ;
selbst loszureißen. Daher die als Yoga bekannte verwickelte DiscipUn mit dem trance
als Wesenselement .... Im Buddhismus ist die Stellimg des trance eine ganz
verschiedene. Der trance ist wie die Askese nicht ein wesenthcher Teil des Pfades,
auch wenn zuzugeben wäre, daß er teilweise notwendig ist, ,de necessitate medii'."
"«) Buddhismus II 11. Ähnhch Senart, RHR 42, 348: „C'est sur le terrain du
Yoga que le Buddha s'est 61ev6; quelques nouveaut^s qu'il y ait pu infiaser, c'est
Anmerkungen zu S. 49—52 89
dans lemoule du Yoga que s'est formte sa pens6e." Origines bouddhiques, Con-
ferences faites au Mus^e Guimet 1907, 156: „Gautama fut un yogin."
*^^) Buddhismus 49. Vgl. Söderblom, La vie future 367 f. „Das Werk Gautamas
:
war, wie das vieler religiöser Reformatoren, eine kolossale Vereinfachung. Aus der
a\ifgehäuften Masse von moraUschen Gewohnheiten, asketischen Praktiken, Fröm-
migkeits- und Spekulationsformen zog er das hervor, dem er, entsprechend seinen
eigenen Bedürfnissen, einen Wert für die Hungernden und Dürstenden zuerkannt
hatte ; er findet eine relativ einfache Formel für das, was er zu seinem eigenen Heile
erprobt hatte, und er setzt auch die anderen instand, es sich zu eigen zu machen.
Er vereinfacht den Weg, der zum Nirväna, zum religiösen Gut, führt, in den beiden
wesentlichen Elementen der geistigen Welt, aus welcher der Buddhismus hervor-
gegangen ist: im Sämkhya und Yoga, ... in der Philosophie und Askese. Beide waren
fürchterliche Lasten für das religiöse Leben. Gautama hat von ihnen seine Jünger
befreit. Er hätte die Worte des größten der reUgiösen Schöpfer auf die komphzierte
Lehre der Sämkhyin und auf die wilde Askese der Yogin anwenden und sagen
können: Kommt zu mir, mein Joch ist leicht.' Zugleich mit den metaphysischen
,
Feinheiten hat er die zahl- und namenlosen Künste der Yogin als ein unnützes und
grobes Mittel zur Erlangung des ersehnten Gutes, des Nirväna, verworfen und behält
nur eine sehr vereinfachte Methode zu dessen Erlangung bei."
'") Buddhismus 158; vgl. 212.
'^') S. o. Anm. 53 Auch die arüpa-Formel scheint dem Dichter von
f. ; vgl. 124.
Suttanipäta bekannt gewesen zu sein. S. o. Anm. 180.
^^*) In der Schilderung von Buddhas tägUchem Leben bemerkt Buddhaghosa
(Svimangala-viläsinl 45), daß Buddha jedem einzelnen seiner Schüler spezielle Medi-
tationsübungen gab, wie sie seinen individuellen Bedürfnissen und seinen Fort-
schritten im geistlichen Leben entsprachen (cariyänurüpani kamma-tthänam deti).
Beckh a. a O. I 132.
^^^) Rhys Davids, Yogävacaras Manual XXI f.; Hackmann, Buddhismus I* 26;
Oldenberg, Upanishaden 322 f.
^^*) De la Vall^e Poussin, Opinions 107 f. ,,Le Nirväna est le but supreme
: . . .
afin d'en deviner et d'en applanir les approches, les ^coles, des avant la r^daction
du canon et sans doute ä l'imitation du Yoga brahmanisant, cat^gorisent les passions
et les vertus, multiplient les 6tages de perfection, ölevent de v^ritables ,escaners
sp^culatifs'." 146: ,,I1 est Evident que toutes les regles de vie, toutes les th^ories
mötaphysiques, toutes les exstases qui affaiblissent le dösir et d^goütent de l'exi-
stence sont bonnes toutQß elles rentrent dans le plan bouddhique, toutes sont con-
:
formes ä la v^rite du salut, et par cons^quent, dira-t-on, toutes ont 6t6 ensign^es
par le Bouddha."
'^') Vgl. Rhys Davids, Yogävacara's Manual XXVII.
^**) Oldenberg, Upanishaden 321.
*^*) H. Haas, Zeitschr. f. Missionskunde und Reügionswiss. 29, 201. Über das
dhyäna der japanischen Zen-Sekte s. Näheres Suzuki, The Zen Sect of Buddhism,
Journ. of the Päü Text Society 1906/7, 36 — 42. Ähnliches gilt von der Versenkungs-
praxis der buddhistischen Mönche in China. Hackmann, Buddhism as a Religion
1910, 223 The meditations ,,are merely external exercises, carried out in prescribed
:
Order." Vgl. Beal, A Catena of Buddhist Scriptures from China 150 ff. 270 ff. ;
**") Auf die Parallelen der abendländischen Mystik zum buddhistischen jhäna hat
hört" (s. o. Anm. 155), so wird nach der Schilderung Teresas auf der vierten Gebets-
stufe, ,,der Atem so verkürzt, daß man nicht reden kann" (Brief an Alvarez,
Escridos I 165; SMS IV 52).
3") Traitö de l'amovir de Dieu 1. VI f.
3") Moyen 18 ff.
3*') Vgl. R. Otto, Texte zur indischen Gottesmystik I 1917; II 1918: Einleitung;
Heiler, Das Gebet ' 259 f. 317 f.
3**) Moyen 4.
3*') SMS XVIII 409.
3*8) Leben übs. v. Hahn-Hahn S. 188.
3"»
9) Moyen 18 f.
zu kommen scheint, nur den einen Pol im mystischen ,siunmvuii bonum' bildet. Der
andere Pol ist die unerschöpfliche Fülle', der ,unermessUche Ozean'. Die Mystik
,
pflegt einen dieser Pole zu isoheren, sie legt den Nachdruck bald auf die Leere', ,
bald auf die Fülle' die Buddhajünger betonen erstere, die christlichen Ekstatiker
, ;
letztere. Das Göttliche' der Mystik selbst schwebt zwischen beiden Polen; denn ihr
,
Poussin, Opinions 205 ff. Hans Haas, Amida Buddha, unsere Zuflucht. Urkunden
;
ERE X 109.
ä") R. Otto a. a. O. I 147 ff.
3") Mahäbodhiblätter IV 76 ff.
383)g Y. Johansson bei N. Söderblom, Prämmande Religionsurkunder II 1, 571 ff.
3") Vgl. Das Gebet «332 ff. 248 f. 284 f.
3«^) Vgl. A. Deißmann, Der Beter Jesus, Christi. Welt XIII (1899) 701 ff.; ab-
ahndevoll Unoffenbaren, der höchsten Liebe mit der schauervoUen «Jp;'^ des numen
im Kreuze Christi hat das christliche Gefühl die lebendigste Anwendung der Kate- ,
gorie der Heiligen' vollzogen und damit die tiefste religiöse Intuition hervor-
gebracht, die je auf dem Gebiete der Religionsgeschichte zu finden gewesen ist."
"*) Vgl. Jos. Bernhart, Logos crucifixus (Tragik im Weltlauf 1917, 102 ff.).
Die Zitate aus meinem Werk ,,Das Gebet" beziehen sich auf die 2. Auflage,
(3.und 4. Auflage enthalten als Stereotypauflagen keine Änderungen, nur Nachträge.
Abkürzungen.
Ait.-ärarxy. =
Aitareya-ära^yaka
Ang. = Anguttara-Nikäya (ed. Päli Text Society)
Brhad-ärany.-Up. = Brhad-äraijyaka-Upanisad
Chänd.-Up. = Chändogya-Upanisad
Digh. =Digha-Nikäya (ed. Päü T. S.)
Lal. Vist.= Laüta Vistara (ed. Lefman)
Käth.-Up. = Käthaka-Upanisad
Kaus.-Up. = Kausltaka-Upanisad
Majjh. = Majjhima Nikäya (ed. Päli T. S.)
Maitr.-Up. = Maiträyana-Upanisad
Mui:id-Up. = Mundaka-Üpanisad
Samy. = Samyutta Nikäya (ed. Päü T. S.)
= Taittiriya-Upanisad
Tait.-Up.
ARW = Archiv für Religionswissenschaft
ERE = Encyclopedia of Reügions and Ethics ed. by James Hastings
JRAS = Journal of the Royal Asiatic Society
RHR = Revue de l'histoire des reügions
SBE = Sacred Books of the East ed. by Max Müller
SMS = Sammlung der mystischen Schriften aller kathoüschen Völker
(Regensburg)
ZDMG = Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft.
Register.
dutiya (Skr. dvitiya), zweiter 22, karnian (Päli kammä), die das Geschick
eka, einer 77; eki-hhüta, einsgeworden in der kommenden Existenz bestim-
78; ekagga (Skr. ekägra), einspitzig, mende Handlung 31 f. 85.
konzentriert 73; ekagga-hfidva, Ein- karunä, Mitleid 25.
spitzig werden, Konzentrierung 77; Kasina (Skr. krtsna), Ganzheit, Bezeich-
ekaggatä, Einspitzigkeit, Konzentriert- nung einer Konzentrationsübung 2 6 f.
heit 71. 77. 79; ekatva, Einzahl, Allein- 29. 47. 50. 77. 80.
sein 87; ekodihhäva, Einswerden 22. kata (Skr. krta), geschaffen 84.
53. 77; ekodibhävita, einsgeworden Käthaka-Upanisad 86. 88.
77; Kau sttaka- Up anisad 8 5
Gandhära-^nnst, griechisch beeinflußte kdya, Körper 18. 22. 28. 82. 88; käya-
Kunst des alten Indien 13. 72. sahkhära, Bildekraft des Körpers 1 3
Gheran^a-samMtä, Titel eines Yogalehr- khaya (bei Komposita kkhaya, Skr.
buchs 48. ksaya), Zerstörung 38 ff. 82.
guru, Lehrer, Beichtvater, Seelenführer koti, Bogenende, Alternative 77.
59. kriyä, Handlung, Erwägung 87.
gutta-dvära (Skr. gupta-dvära), Türhüter Khuddaka-pätha, Kurze Rezitationen,
10. kanonische Schrift 18.
Hatha-yoga, gewaltsamer Yoga 13. 72; labhyas, faßbar, erkennbar 56.
Hatha-yoga-pradipika 72. Laiita- Vistara, Titel eines nordbuddhi-
Htna-yäna, kleines Gefährt, ältere Rich- stischen legendären Buddhalebens 1 6.
tung im Buddhismus, welche nur Er- 23. 45. 72 ff. 77 ff. 81. 85 f.
lösung des einzelnen sucht 50. 58; linga-deha, ätherischer Leib 88.
vgl. Mahä-yäna. lokiya, weltlich 81.
Hirannavati, Flußname 62. Maxjhadha, Heimatland des Buddha 3.
hoti, honti, wird, werden 10. 78 f. Mahäbhärata, Titel des altindischen
idam, dies 84. Epos 46. 87.
iddhi, (Skr. rddhi), magische Geistes- Mahä-parinibhäna-sutta, Sütra vom gro-
kraft 34 ff. 47. 50. 82 f. 87. ßen (Eingehen Buddhas ins) vollkom-
imäya s. ayam. mene Nirväna 28. 44f. 63. 71. 76. 80.
indriya, Sinnesorgan 86; indriya- 10. Mahä-saccaka-sutta, Sutta des3Iajjhima-
dhäranä, Festhalten der Sinne 86; Nikäya 85.
indriya-samvara, Zügelung der Sinne Mahä-vagga, Teil des Vinaya 72. 74.
10. 71. Mahd-yäna, großes Gefährt, spätere
iMka, Halm 88. Richtung des Buddhismus, die im
Itivuttakam, ,so wurde gesprochen' (von Gegensatz zum Htna-ydna (kleinen
Buddha), Titel einer kanonischen Gefährt) nicht nur das eigene Heil, son-
Schrift 84. dern das aller Wesen sucht 16. 38. 50.
jära, Alter 32. 58ff. Mahäyäna-süträlamkära, Titel
;
Jaina, nach Jina (wörtlich, Sieger) be- einer nordbuddhistischen Schrift 78.
nannte Asketensekte 46. 71. 87 f. Majjhima-nikäya, Mittlere Sarmnlung,
jäta,geboren 84; jäti, Geburt 32; jdti- zweiter Teil des SutiapHakam 17. 28.
kkhaya, Vernichtung der Geburt 40. 45. 71 ff. 76. 79 iL 8s f.
47; Jätaka, Geburtsgeschichte, Er- Maiträyana-Up anisad 70. 86 ff. .
75. 83. 86 f.; Sämkhya-kärikä, Titel sotam (Skr. ärotram), Gehör 34. 47.
des bedeutendsten Sämkhyawerkes sramana (Skr. saniana), Asket 47.
86; sämkhyin, Vertreter der Säm- srutam, das »Gehörte', Gegenstand der
khyalehre 89. Offenbarung 87.
aammä-sambodhi, vollkommene Er- sthüla, grob 88.
leuchtung 30. sugata, der den rechten Weg zvirück-
sampajäna, bewußt 22; sampajanna gelegt 59.
(Skr. sarnpräjnäriya), Bewußtsein 10. sukham., Lust, SeUgkeit, Glück 1 6. 2 1 ff.
14. 46. 71. 40. 46. 53. 76; sukhävati, Glücksland,
sampasädana (Skr. samprasäda), Be- Himmel 5 9 ; sukhallikänuyoga, die auf
ruhigung, Friede 22. 53. 77. das Glücksgefühl konzentrierte Yoga-
samprajnäta, bewußt 46. übvmg 72.
samsära, Kreislauf der Geburten 31. 59. &ukla, rein 46.
70. 87. süksma, fein 8 7 f.
samsuddha, vollendet 78. Sumangala-viläsint, Titel eines außer-
Samyutta-nikäya, Sammlung der ,grup- kanonischen scholastischen Werkes
pierten' Stücke, dritter Teil des Sutta- 74. 89.
pitakam, 44. 70. 72 f, 81. 83 f. sunyatä (Skr. sunyatä), Leere 41. 55.
sangha, Versammlung, Gemeinde 72. yj. suita (Skr. sütra), Lehrvortrag 17. 43 f.;
sankhära (Skr. samskära), Bildekräfte, Sütra-krlänga, Titel einer Jaina-
Prädispositionen 11. 13. 20. 28. 32. Schrift 88; Sutta-nipäta, Titel einer
39- 71- 80, alten buddhistischen Verssammlung
sankhata (Skr. aaniskrta) gebildet 84. 17 f. 24. 43 f. 49. 71- 76 ff. 80. 83. 89;
sannä (Skr. samjnä), Bewußtsein, Wahr- Sutta-pitakam, der ,Korb' der Lehr-
nehmung 20. yy; sannä-vedayiia-ni- vorträge, zweiter Hauptteil des bud-
rodha, Zerstörung von Bewußtsein dhistischen Kanons 4. 1 6. 49. 7 5
und Empfindung 28. 44 f. 80. 87. Sutta-vibhanga, Teil des Vinaya 72.
Santa, ruhig 38 f. 80. Svetsävatara-Üpanisad 47. 58. 86. 88.
sata, satimä, gedenkend, bewußt 22 f. Taittirlya-Upanisad 88.
77 Sati-paUhäna-sidta, Sütra von dem
; tanhä (Skr. trsnä), Durst, Lebenswille 32
Gegenstand der Meditation 1 7 f f 31. . tanhä-kkhaya,VeTmchtung des D. 39.
76 f.; sati, Gedenken 10. 14. 22. 46. tapas, Hitze, Zauberkraft 45. 71-
71. 78 f. Tärä, Name der buddhistischen Ma-
iataka, Hvmdertschaft 59. donna 5 9.
satyasya scäyam, das Seiende des Seien- tai tvam das bist du 42.
asi,
den 40; satya-vacana, Erklärung der taiiya (Skr. trtiya), dritter 23.
Wahrheit 70. Tattvärhädhigama-sütra, jainistische
sartra, Leib 88. Dogmatik 46. 86.
sarva s. sabha ; Sarva-darsana-sarngrdha, tevijjä (Skr. traividyä), das dreifache
Zusanunenfassung aller Theorien, Ti- Wissen 30. 50; Tevijjä-sutta 79.
tel einer philosophischen Schrift 88; thänam (Skr. sthäna), Standort 38.
sarva-jnätrtva, Allwissenheit 47. thera (Skr. sthavira), der Standhafte,
savicära, mit Erwägung verbvmden 16. Mönch 21.
5 3. 73 f. Thera-gäthä, Theri-gäihä, Lieder der
savitakka, mit Überlegung verbunden Mönche und Nonnen 12. 20 f. 71. 77.
16. 53. 73 f. 84.
seyya (Skr. ^eyas), das Gute 40. tri-ratna, drei Kleinodien: Buddha,
Siddhärtha, Beiname Buddhas 2. 5. dhamma, sangha 72.
siddhi, Vollkormnenheit, übernatürliche ucchinna, abgeschnitten 83.
Fähigkeit 87. Udäna, Ausspruch (Buddhas), Titel
sikkhä (Skr. siksä), methodische Schu- einer kanonischen Schrift 83 f.
lung 56. uggaha-nimitta, aufgefaßtes Bild 27.
sila (Skr. ätla), ethisch-asketische Zucht upädäna, Ergreifen 32.
IG ff. 46. 77. 79. upadhi, Substrat 37.
skandha, Gruppen, Seinselemente 20. upajäyate, entsteht 46.
^mäsänika, sich an Leichenstätten auf- upanisad, Danebensitzen, vertraute Mit-
haltend 77. teilung, mystische Geheimlehre, Titel
somanassa (Skr. saumanasya), Wohlge- der mystischen Texte des Veda s.
stimmthejt, Lustgefühl 23. Upanishaden.
Verzeichnis der fremdsprachlichen Termini mit Übersetzung 97
vedanä, Empfindungen 18. 32. der Ausüber des yoga 13. 89; Yoga-
Vedänta, Ende des Veda, Mystik und vacara 71. 7;^. 86. 88 f.
Philosophie der Upanisaden 57. 65.
Vedäntin. Vertreter dieser Philosophie 2. Griechische.
54. &yaS-6v (das Gute) 40.
Vibhanga (Teilung), Titel eines Abhi- &vdfxvri<ng (Wiedererinnerung) 30.
dhamma-Werkes 74 ff. 78 f.
ändd^eia (Leidenschaftslosigkeit) 10. 24.
vibhüti, Machtentfaltung 87. äneiQov (das Unendhche) 40.
vicära, Erwägung 22. 46. 75. 78. 87. änkcaatg (Vereinfachung) 10. 39.
vigania, Fortgehen, Entfernung 75. änoiov (das Eigenschaftslose) 41.
vigata, fortgegangen ; vigatttpakkilesa, aQQriTov (das Unaussprechliche) 38. 40 f.
frei von Fleken 79. yvöiats (Erkenntnis) 52.
viharati, verweilt 16. 2 2 f. ; vihärt, ver- didxQiaig nvsvfxdziav (Unterscheidung der
weilend 23 ; vihära, Aufenthaltsort, Geister) 35.
Kloster 2. eUog (Idee) 15. 52.
vimokha (Skr. vimoksa), Befreiung 26. (Erleuchtung) 10.
eXJLafixfJcg
virnutti (Skr. virnukti), Erlösung 10. 12.40. ivaaig (Einigung) 9 f. 42.
Vinaya- Pitaka, Korb der Ordensregeln, inixeiva (jenseits, erhaben über) 41.
erster Teil des buddhistischen Kanons ^Q(üg (Liebe) 55.
^
32.^ 35. 72. 74- xd&agaig (Reinigung) 10.
vinnäna (Skr. vijnäna), Erkenntnis, gei- yaQÖboyvutaia (Herzensschau) 34.
stiges Bewußtsein 20. 32; vinnänan- ovtog öv (das Seiende des Seienden)
cäyatana, Bewußtseinsunendlichkeit 40.
27. 80; vinnäna-Uithi (Skr. vijnäna- ÖQyfi (Zorn) 91.
Stätte der Erkenntnis 26.
sthiti), öpot (Grenzen, Begriffe) 15.
vipassana, Intuition, Einsicht 81. ndvra qsi (alles ist im Fluß) 39.
viräga, Affektlosigkeit 10. 22. 39. 78. avdaig (Stillstand) 39.
viriyam, Mannhaftigkeit 79. avj'ayioydy (eldog) (Gebet der Sammlung)
Visnu-Näräyana 69. 79. 90; Visnu- 52.
smrti, Gedenken Yismis, Titel einer
hinduistischen Schrift 87. 3. Ändere Sprachen.
visuddha (Skr. viäuddha), geläutert 78; achdüth, hebr. Einigung 7. 42.
VisuddJii-magga, Pfad der Reinigung, Fo-sho-hing-tsan-king, Titel eines chi-
Titel eines AhMdhamma-Werk.es 17. nesisch-buddhistischen Werkes 74. 76.
25. 73. 76. 79. Fuktoan Zazengi, Titel eines japanisch-
vitakka (Skr. vitarka), Überlegung 22. buddhistischen Exerzitienbuches 51.
46. 75. 78. 87. mahabba, arab. Liebe 55.
vivata (Skr. vivrta), befreit 78. isk, arab., Liebe 55.
viveka, Abgeschiedenheit, Unterschei- 2'ao (chines.), ,Weg', Weltordnung, Ab-
dung 46. 75 ; viveka-ja, aus der Abge- solutes.
schiedenheit geboren 16. 75. tauMd arab., Einigung 9. 42.
vivicca (Skr. vivicya), sich absondernd; Zen ( =
jhäna), Name einer buddhisti-
16. 53. 76; vivikta, abgesondert 74. schen Sekte in Japan 51. 89.
Buddhistische Versenkung. 7
98 Personen Verzeichnis
IL Personenverzeichnis.
Arädä Käläma Yogin, ( Eklund 14. 41. 80. 83. 88. Katharina von Genua 5 7.
Lehrer Buddhas) 45. Epiktet 24. Keith 86.
Asoka 43 {indischer Kö- Ewing 72. Kern 73 ff. 77 f. 80. 87.
nig, Gönner des Bud- Fausboell 79. Kierkegaard 64. 66.
dhismus) 43. Feuerbach 7. Kleanthes 24.
Asvaghosa (buddhisti- Foucaux 14. 74 ff . 78, Koch Hugo 70. 73. 82.
scher Verfasser) 74. 80. Foucher 72. Koepp W. 84.
85. Franke R. O. 5. 14. 44- Koeppen ii. 14. 71. 71 ii.
Augustinus 55. Si. 70 f. 74 ff. 78 ff. 82 ff. 77 i. 81. 84.
Aung 74. 91. Kuhn E. 69. 80.
Barth 4. 83. Franz v. Assisi 13. Kulla (buddliistischer
Beal 69. 72. 74. ^6. 81. 89. Franz von Sales 53. Mönch) 20.
Beckh H. 6. 8. 14. 36, 44. Garbe 75. 80. 86 ff. liaotse 8.
49. 68. 70 ff. 74 f. 79 ff. Gentz F. v. 68. Lefman 72 ff. 77 f. 81. 85.
85 f. 89. Goltz, E. von der 91. Leisegang 82.
Behn -jy. Gotama s. Buddha. Lehmann Edvard 49. 68.
Bernhart J. 91. Grierson 91. 70. 74. 76. 79 ff. 88.
Bertholet 4. 68. 70 f. 74. Grimblot 74. Lövi, Sylvain 78.
80. 83. Grimm Georg 74. 3. 80. Lucius 82.
Bhoja { Yoga-Scholiast) Grünwedel 82. 74. Luther 7. 12. 64.
78. 86. Guyon Madame 24. 52. Lüttge 69.
Bigandet 74 ff. 79 ff. 84. 54 f. 57. 90. Mäijikka-Väsagar (Tamil-
Brhadratha (indischerKö- Haas H. 89. 91. mystiker) 58.
nig) 70. Hackmarm 14. 74. 80. 89. Marcion 85. 90.
Buber M. 84. Hahn-Hahn 82. 90. Margare tha Ebner n. 82.
Buddha Gotama, i ff. 7. Hardy, Edmund 14. 70 f. Markus P. 86.
9. 12. f. 16. 28 f. 36. 74. 77 85.f. 83. Merzdorf f 71.
38. 40 ff. 44 f. 47 ff. Harnack Ad. 85. 90. Monnier Williams 4. 81.
56 ff. 62 ff. 85. 88. Hardy, R. Spence 71. 73 f. 87.
Buddhaghosa (buddhisti- 76 ff. 80. Morris 77.
scher Dogmatiker) 17. Hartmann E. v. 9. Müller H. F. 70.
71. 76. , . Heiler 6. 91 f. Müller Max 4. 68. 77. 84.
Bunyan 8. 64. Hemachandra 46. 86 f. 88.
Burnouf 14. 71. 74 ff. St. Hilaire, Barth^lemy Neumann K. E. 3. 14. 72.
78 ff. 84. 14. 24. 74. 77 ff. 83 f. 74 ff. 78. 80.
Bühler G. 86. 89. Nilmani Mukerja 78.
Büttner 80. Hoernle 78. Nyänatiloka 3. 14. ^7'
Carus 72. 76. Hörmann 82. 74 ff. 78. 80.
Childers 14. 73 ff. 78 ff. Hopkins 86 f. Oesterreich 82.
84. Humboldt, Wilhelm 2. Oldenberg 5. 8.- 14. 16.
Co well 74. Jacobi H. 71. 86 f. 70 ff. 75 f. 78 ff. 82 ff.
Dahlmann 4 f. 41. 83 f.88. Jamblich 15. 52. 86 ff. 91.
David von Augsburg 15. Jeremia 64. Oltramare 14. 70 ff. 84.
Deißmann 91. Johansson 91. 86 ff.
Demetrius 24. Ignatius von Loyola 18. Ott 74. 76.
Deshauerayes 74. A 52. 92. Otto, Rudolf 5. 67. 69. 79.
Deussen 70. 72. 78. 85 ff. Isvarakrsija (Sämkliya- 84. 90 f.
Dionysius Areopagita 41. Philosoph) 86. Patanjali (Yoga-Theore-
70. Jackson 72. tiker) 46. 71. 74. 78, 86.
Sachverzeichnis 99
Paulus 25. 35. 64 f. 67. Sarat Chandra Das 77. Tiele 7. 68. 70. 91.
Petrus von Alcantara 52. Säriputta (Jünger Bud- Tilbe 4.
Pfeiffer 70. -jt,. 80, 90. dhas) 40. Trenckner 76.
Philo 82. Sarvajnämitra (buddhi- Tulsi Das (hinduistischer
Pischel 69 ff. 74. 79 ff. 83. stischer Hymnenverfas- Mystiker) 58.
Plato 70. 84. ser) 60. Tuxen 75- 86 ff.
PJotin 39. 41- 54 f- 57 f- SchiUer E. 82. Tylor 70.
70. 84. Schleiermacher 7. Uddälaka (üpanishad-
Poulain 82. Schlesier 68. Weiser) 48.
Preger 79 f. Schmidt Rieh. 71 f. 74. Umäsväti (Jainamönch)
Proclus 12. 15. 52. 83. 88. 46. 86.
Rajadatta(buddhistischer Scholz 69. Underhill 84.
Mönch) 20 f. Schopenhauer i f. 9- 25. Vächaspatimiira ( Yoga-
Räjendraläl Mitra 74. 77f. 78. Theoretiker) 86.
86 f. Schulze 3 De la Vall^e Poussin 14.
Rämachandra (buddhisti- Seeberg 82. 69 f. 72. 75 ff. 79 ff.
scher Dichter) 59. Seeböck 90. 83 ff. 88 f. 91.
Rämänuja(theistischerVe- Seidenstücker 3. 14. 27. Vincente de la Puente 71.
däntatheologe) 41. 58. 71 ff. 74 ff. 78 ff. Vyäsa ( Yoga-Theoretiker
Ehys Davids, Caroline 3. Senart 14. 24. 69. 71 ff. 86.
14. 74 ff 78. 80. . 78 f. 85 ff. Waddell 81.
Rhys Davids T. W. 3. 14. Silbernagl 68. Wagner, Richard 2. 40.
47. 70 ff. 74 ff. 78 ff. Söderblom 42. 57. 68.
4. Walter H. 72.
86 f. 89. 70. 83. 89. 91. Warren 14. 74 ff • 78 ff.
Ribot 74. Spamer 79. Wassiljew 76. 84.
Rion 74. Sriäa Chandra Vasu 86. Weinel 82.
Rittelmeyer 91. Stöckerl 73. Wellhausen 64. 91.
Roothan 90. Strauch 82. Wilms 82.
Rudraka Rämaputra Stube 68. Windisch 86.
(Yogin, Lehrer Bud- Suzuki 89. Wintern! tz 68. 72. 74 f
has) 45. Svetaketu 42. 77 f. 80. 83. 85. 91.
Sakäyanya (Upanishad- Takakusu 73 f. 79. Woods 86 f.
III. SadivcrzGidinis.
Abstraktion 27. Crucifixus i. 3. 66. Gebetsstufen 15. 5 i ff
Affektertötung, Affekt- Dogmatik44. 50.65.77.85. 74-
losigkeit 7. 9 ff .
ij. ^9. Einigung s. unio mystica. Geschlechtsumgang i o.
63. 68. Einsamkeit 12. 46. 32.
Agnostizismus 3. 41. Ekstase 33. 35 f. 17. 40. Gnade 5 5 f. 59 ff.
annihilatio i o. 45. 48. 53. 55- 84. 88 ff. Gott, Gottesglaube, Got-
Askese 9. Entwerden 10 f. 63. tesbegriff 4 f. 7. 41 f.
Astralleib 82. 88. Ergebung 55. 63. 55. 58. 81, 85. 90.
Atemregulierung 13 f. 18. Erkenntnis 11. 29 f. Hagiographie 34.
23. 46., 72. 79. 86. 90. Erlösung i f. 4. 7 ff. 28 ff. Halluzination 33 f
Atheism.us 4. 7. 61. 65. 33, 37 ff.45. 69. Heilig, Heiligkeitsidee 5.
Bewußtsein 27 f. 32. 38 ff. Ethik 7. 69. 38. 40. 49. 51.
56. 80 f. Exercitia spiritualia 18. Heilige 34 ff.
Bhagavadgitä s. Verzeich. fausse reconnaissance 31. Heilspfad 6. 10. 12. 46.
nis der indischen Ter- Gandhara-Kunst 13. 57. 70.
mini. Gebet 7 f f 12. 15 f.
. 36. Hockerhaltung 13.
China 69. 71 f. 74. 8i. 89. 51. 58 ff. 69 f. 72. Hypnose 13. 23. 28 f. 50.
Christentum i ff. 6. 8. 1 5 f Gebet, inneres 8. 1 2. 49 ff. 87 f.
17 ff. IX siff. 62 ff. 88. 61. Imitatio Christi 2.
100 Sachverzeichnis
JOSEPH HEILER f
DAS ABSOLUTE
Methode und Versuch einer Sinnklärung des ,transzendentalen Ideals' 77 S.
PreisMk. 11.—
INHALT
I. Methodische Grundfragen. Die Möglichkeit einer Sinn-
klärung des ,transzen dentalen Ideals'
1. Der Gegenstand der Untersuchung
2. Die Bedeutung einer Sinnklärung des transzendentalen Ideals
3. Die Aufgabe der Sinnklärung
4. Methode und Problemgeschichte
II. Das Ideal des Absoluten
1. Das absolute Sein
2. Das Absolute als V^ert, WertreaUsierung und erfüllte Forderung
3. Die absolute Erkenntnis
4. Das absolute Bewußtsein.
URTEILE
Lic. Dr. Eiert im Theologischen Literaturblatt 1921 Nr. 9:
.,Man dankt dem
Verfasser dafür, daß er den radikalen Erkenntniswillen der Zeit
aufweckt und ihm einen Gegenstand gibt, der wahrlich seiner würdig ist. Vor allem
die kirchliche Theologie, die den Begriff des Absoluten in der Dogmatik nicht ent-
behren kann, hat Ursache Heilers Sinnklärung dieses Begriffes ernstlich zu beachten."
ü. Dr. Heinrich Scholz, Professor der Philosophie an der Universität Kiel schreibt
an den Bruder des Verstorbenen : „Ich gestehe, daß mir einDenken von solchem
Ernst und solcher Konzentriertheit seit langem nicht begegnet ist und rechne es
zu den Dunkelheiten, die keine Theodizee erhellen wird, daß ein so sehendes Auge
so früh geschlossen wurde."
Dr. Clemens Baeumker, Professor der Philosophie an der Universität München
schreibt in einem Brief an den Bruder des Verstorbenen : „ . . . Aufrichtig erkenne
ich mit der Ihr Bruder in mustergültiger Weise den Stan(Jipunkt
die Feinheit an,
der phänomenologischen Schule entwickelt hat und von ihrem Boden ganz andere
Probleme anzugreifen weiß, als sie meistens dort gepflegt wurden, Zentralprobleme
des Lebens und der Weltanschauung. Durch die Bedeutung seines Gegenstandes
vmd die ausgezeichnete Art von dessen Behandlung ist das nachgelassene Buch
"eine der schönsten Leistunigen der an guten Arbeiten gewiß nicht armen Husserl-
Schule. Immer wieder werden wir es beklagen, daß die junge, verheißungsvolle
Kraft, von der wir noch so viel uns versprechen konnten, uns so früh entrissen wurde."
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